Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
zum Clan. Ihre Aufgabe ist es, dem Laird Ratschläge und Empfehlungen zu geben.“ Duncan nahm ihre Hand und führte sie weg vom Wasser und von den ungestümen Jungen. „Rurik ist der persönliche Leibwächter eines der Ältesten.“
„Sein Name klingt weder Gälisch noch nach den Lowlands.“
„Er kommt aus Orkney, wo die Wikinger immer noch das Sagen haben. Man munkelt, seine Mutter sei eine Schottin, die bei einem Beutezug entführt und wie eine Sklavin gehalten wurde. Rurik tauchte irgendwann vor Dougals Burg auf und schwor ihm, dass er ihm dienen wollte.“
„Dougal? Einer der Ältesten?“
„Aye, der Ehemann von Connors Tante Jean.“
Sie schüttelte den Kopf, da sie nicht so recht glauben wollte, dass sich der Zwischenfall tatsächlich zugetragen hatte. „Ein Wikinger …“, murmelte sie.
Die Worte und das Handeln dieses Mannes waren überraschend. Seine ehrliche Meinung zu ihrem Aussehen und irgendeiner mysteriösen Anziehung, die angeblich von ihr ausging, die aber außer ihm niemand wahrzunehmen schien, beunruhigten sie. Duncan beobachtete sie, wie sie über die Ankunft dieses Fremden nachdachte.
„Ich muss Connor suchen und ihn wissen lassen, dass die Ältesten hier sind“, sagte er und saß auf. „Und wichtiger noch: dass Rurik sie begleitet.“ Er ließ sein Pferd umdrehen und nickte ihr zu. „Und die werden Euch kennenlernen wollen, Mylady.“
„Das möchte ich bezweifeln, Duncan. Bestimmt wollen sie nur sehen, wen sich der Laird auf ihre Anweisung hin zur Frau genommen hat.“
Diesmal war ihm die Überraschung deutlich anzusehen. In der vergangenen Woche hatte sie von Brodie und anderen Dorfbewohnern einiges erfahren, da die sehr freimütig über den Laird und dessen erste Frau erzählten, während er selbst und seine rechte Hand zu diesem Thema beharrlich schwiegen. Lediglich Ailsa hielt sich mit Äußerungen zurück und wollte selbst dann nichts sagen, wenn ihre Tochter sie zu einer Antwort zu drängen versuchte.
„Ich glaube, sie wollen Euch kennenlernen, Mylady. Daher schlage ich vor, Ihr kehrt zur Festung zurück und macht Euch für das Abendmahl fertig. Derweil suche ich nach Eurem Ehemann.“
Es widerstrebte ihr, zugeben zu müssen, dass er recht hatte. Also nickte sie nur, anstatt etwas zu entgegnen. Duncan zog an den Zügeln und ritt ohne ein weiteres Wort davon.
Nun, sie wollte sich hier Gehör verschaffen, und dies konnte ihre Chance sein. Als sie ihr verschmutztes Kleid betrachtete, konnte sie davon ausgehen, dass ihr Gesicht genauso ungewaschen aussah wie Brodies. Unbedingt musste sie in die Burg, sich reinigen und umziehen, bevor sie mit den Ältesten zusammentraf, die einen so großen Einfluss auf ihren Mann ausübten.
Nein, sie würde nicht Ailsas Unterstützung in Anspruch nehmen, entschied sie auf dem Weg zur Festung, sondern sich von der jungen Cora helfen lassen, die ihr schon in den ersten Tagen zur Seite gestanden hatte. Auch wenn sie anfangs der Anlass für einige Probleme war, hatte sie sich zuletzt als zuverlässiger Ersatz für Ailsa erwiesen. Die Schwierigkeiten hatten daran gelegen, dass sie sich vor dem Laird und dessen Männern fürchtete, aber wenn sie in Jocelyns Gemächern war, zeigte sie sich von einer angenehmen Seite und schien beflissen, von ihrer Herrin so viel wie möglich zu lernen.
Die Unruhe auf dem Hof, die sie spürte, als sie das Tor passierte, verriet ihr, dass die Ältesten sich noch nicht in die Burg begeben hatten. Sie machte einen Bogen um die Gruppe, zu der soeben die Stallburschen gelaufen kamen, und beinahe hatte sie die Festung erreicht, als Rufe und lauter Jubel sie aufmerksam werden ließen.
Sie versuchte, ausfindig zu machen, woher der Lärm stammte, und blieb verblüfft stehen, als sie entdeckte, wie Rurik um eine Ecke rannte, dicht gefolgt von ihrem Ehemann. Die Umstehenden machten zuerst einen Satz zur Seite, doch dann drehten sie sich um und liefen ihnen nach. Wie bei der Jagd auf ein Wildschwein eilte die Menge der Beute hinterher. In diesem Fall waren es jedoch zwei Männer, und Jocelyn konnte das Ganze nur gebannt verfolgen.
Rurik überwand einen Zaun, als würde er entspannt eine Treppe hinaufgehen, und der Laird folgte ihm auf ähnlich lockere Art und Weise. Schließlich war Connor MacLerie nahe genug, um sein Schwert einsetzen zu können, und er attackierte Rurik wie ein Verrückter. Da Jocelyn noch nie einen echten Kampf mitangesehen hatte, fragte sie sich, ob dies wohl einer war. Aber dann verneinte sie
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