Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
verheiratet ist!“
„Du solltest solche Dinge nicht verbreiten! Dem Laird würde das sicher nicht gefallen.“
„Der Laird kommt nicht oft her, Mylady. Wenn ich leise rede, wird er mich nicht hören können.“
Jocelyn musste lachen und erinnerte sich daran, dass sie als Kind ganz genauso gedacht hatte, wenn sie mit Athdar alles unsicher machte. Wenn sie flüsterten, solange ihr Vater sie beobachtete, wenn sie ganz vorsichtig waren, würden sie sich auch bei nicht erlaubten Dingen, die sie sich mitteilten, keinen Ärger einhandeln. Dank der wunderbaren kindlichen Unschuld hatten sie genauso arglos gespielt und getratscht, wie Brodie es jetzt tat.
Als Erwachsene sah sie das jedoch mit anderen Augen, besonders bei der gerade gehörten Geschichte. Wer würde sich um das Kind kümmern? Wer würde sich der jungen Frau annehmen? Ihr Vater hätte sich eingemischt und ihr geholfen oder den dafür verantwortlichen Mann dazu gezwungen, sie zu unterstützen – ob er nun mit einer anderen Frau verheiratet war oder nicht.
Sie hatte ihren Ehemann bislang nicht als Laird wahrgenommen, ausgenommen, wenn er mit seinen Männern das Kämpfen übte oder wenn er nach den Kriegern suchte, die sein Dorf im Süden angriffen. Die Ältesten des MacCallum-Clans kamen regelmäßig zusammen und waren auch maßgeblich an jener Vereinbarung beteiligt, die sie hierher verschlagen hatte. Zwar hieß es, die Ältesten des MacLerie-Clans hätten Connor unter Druck gesetzt, damit er wieder heiratete, doch nach der erst kurzen gemeinsamen Zeit an seiner Seite bezweifelte sie, dass er sich von irgendjemandem etwas unter Zwang sagen lassen würde.
Nun musste sie zugeben, dass sie ihren Ehemann nur noch selten zu Gesicht bekam, seit sie zum ersten Mal das Dorf aufgesucht hatte und seit sie Margaret und Ailsa unter ihre Fittiche genommen hatte. Eigentlich sah sie ihn nur während dieser einen Sache, und die machte ihr kaum noch etwas aus, weil sie die meiste Zeit die Augen geschlossen hielt.
Brodie plapperte weiter munter drauflos, als sie seinen Lieblingsplatz am Ufer erreichten, wo sich auch seine Freunde aufhielten. Die drei Jungen hätten unterschiedlicher nicht sein können – Brodie groß und dünn, dunkelhaarig und blitzgescheit, Robert von mittlerer Größe, blondes Haar, loses Mundwerk, außer in ihrer Gegenwart, und Jamie, kleiner und kräftiger gebaut als die beiden anderen, leuchtend rotes Haar und dazu passende Sommersprossen. Jamie schien nicht sehr redselig zu sein, doch das hinderte sie alle nicht daran, Freunde zu sein, die jeden freien Augenblick gemeinsam verbrachten.
Abwechselnd tauchten sie ihre Eimer in den nun langsam kälter werdenden Fluss und bespritzten sich aus lauter Vergnügen gegenseitig mit Wasser. Jocelyn musste lachen, als sie ihnen dabei zuschaute. Übermütig nahm sie das Tuch ab, mit dem sie ihr Haar größtenteils bedeckte. Die verheirateten Frauen im Dorf trugen alle eine ähnliche Kopfbedeckung, und da sie versuchte, eine von ihnen zu sein, hatte sie sich dem Brauch angeschlossen. Die Schleier, die sie ansonsten besaß, konnte man nicht richtig befestigen, wenn sie spazieren ging oder arbeitete. Danach beugte sie sich vor, legte die Hände wie ein Gefäß aneinander und tauchte sie ins Wasser. Als sie sie wieder herausholte, hatte sie genügend Flusswasser, um davon zu trinken. Und als sie die Hände abermals ins Nass eintauchte, spritzte sie etwas von diesem auf Wangen und Hals, um die Haut zu kühlen. Nach einer Weile fand sie, dass sich Margaret und Ailsa lange genug ausgeruht hatten, und sie forderte Brodie auf, den Eimer zu füllen.
Das Hufgetrappel nahender Reiter erschreckte sie, und sie stolperte ein paar Schritte nach hinten, als die Truppe zwischen den Bäumen am gegenüberliegenden Ufer hervorgeprescht kam. Es waren mehr als dreißig Krieger, die meisten davon älter und grauhaarig, doch einige von ihnen schienen deutlich jünger zu sein. Sie nahmen von Jocelyn kaum Notiz, da sie sich auf dem Weg in Richtung Broch Dubh befanden. Kurze Zeit später wurde sie von einer Stimme überrascht, die unvermittelt hinter ihr erklang.
„Mädchen?“
Ein Mann stand dort, ungefähr so alt wie der Laird, aber viel größer. Nachdem er dieses eine Wort von sich gegeben hatte, betrachtete er sie intensiv. Sein Blick hatte etwas Durchdringendes, seine Kraft war nicht zu übersehen. Den Kopf hatte er komplett geschoren, sodass sich zu seiner Haarfarbe nichts sagen ließ, doch grün strahlten seine Augen. Er
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