Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
Du kannst jetzt berichten“, forderte sie ihn auf.
„Der MacCallum übermittelt seine Grüße an den MacLerie und an Lady Jocelyn“, sagte William und nickte ihr zu. „Und er bedauert mitteilen zu müssen, dass Lilidh MacGregor in der letzten Woche gestorben ist.“
Das musste sie falsch verstanden haben. Jocelyn schüttelte energisch den Kopf. „William, was hast du gerade gesagt?“ Sie schlug die Hände zusammen. Das konnte nicht sein, sie musste sich verhört haben.
„Sie … die Lady ist verschieden.“ William sah zu Duncan, doch der konnte nur den Kopf schütteln.
„Es tut mir leid, Jocelyn“, sagte er schließlich und schickte William mit einem Fingerschnippen weg.
„Warte“, rief sie dem Bediensteten ihres Vaters nach.„Sie ist tot?“
Das ergab doch keinen Sinn. Zugegeben, ihre Mutter war krank gewesen, aber doch nicht so ernst, dass es ihren Tod verursachen könnte. Ganz sicher nicht …
„Wer ist Lilidh MacGregor?“, fragte Rurik mit rauer Stimme, wobei er aber weiterhin auf Abstand blieb.
„Lady MacCallum“, antwortete Duncan.
Jocelyn sah zu Duncan, dann zu Rurik. Diese Nachricht musste einfach falsch sein. Vielleicht ging es ihr schlechter, aber sie war ganz sicher nicht tot. Vielleicht war der Bote einfach zu früh aufgebrochen. Vielleicht …
„Oh, Jocelyn, es tut mir sehr leid, dass Eure Mutter verstorben ist“, bemerkte Rurik mit einer Stimme, der ihr die Tränen kommen ließ. So viel Mitgefühl und Sanftheit von einem so harten Krieger … und dazu noch von einem nahezu Unbekannten.
„Ich war bei ihrer Beerdigung, bevor ich hierher aufbrach, Mylady“, ließ der Bote sie leise wissen.
Ihre Gedanken überschlugen sich, und sie hatte das Gefühl, als würden sich die Wände ringsum bewegen. „Und mein Vater? Und Athdar?“ Der Raum schien mit einem Mal beklemmend klein geworden zu sein.
„Ihnen geht es den Umständen entsprechend gut.“
Mitleid war nun in den Gesichtern aller Umstehenden abzulesen. Einige der Diener tuschelten sich etwas zu. Duncan sah zu Rurik, der seufzend den Kopf schüttelte.
Ihre Mutter war tot.
Die Wände der Feste stürzten über ihr ein, um sie zu begraben, der Boden schien unter ihr aufzubrechen. Und irgendwo in weiter Ferne war eine Frau vernünftig genug, ihnen allen eine Warnung zuzurufen. Ihr Schrei hielt an, bis sie alle von Finsternis eingeschlossen waren.
13. KAPITEL
Es regnete noch immer.
Sechs Tage waren vergangen, seit der Bote mit der Nachricht eingetroffen war, und die Niederschläge hörten nicht auf. Anfangs, in den ersten beiden Tagen, hatte Connor das für eine gute Sache gehalten, weil Jocelyn dadurch keine Veranlassung sah, sich bei so schlechtem Wetter ins Dorf zu begeben. So konnte sie sich nach dem Schock ein wenig ausruhen. Nach weiteren vier Tagen Regen und Jocelyns beharrlicher Weigerung, ihr Schlafgemach zu verlassen, wusste Connor, es war keineswegs eine gute Sache.
Es war fast so, als würden die Wolken ebenfalls trauern. Ihr graues, düsteres Aussehen passte zu der Stimmung der Menschen in Lairig Dubh, auf die der Regen fast ohne Unterlass niederprasselte. Zwar bereiteten sie zwischen zwei Wolkenbrüchen die Ernte vor – wenigstens das, was machbar war –, doch zu keiner Zeit wich die Verärgerung aus ihren Blicken, wenn sie ihn ansahen.
Zum Teufel mit ihnen allen. Sie wussten nicht, was für sie, für jeden Einzelnen von ihnen auf dem Spiel stand. Und es schien sie auch nicht zu kümmern. Sie hatten von der Geschichte gehört, dass Jocelyn, als sie vom Ableben ihrer Mutter erfuhr, vor Trauer im Saal zusammenbrach, während er bei seinen Männern blieb, anstatt an ihre Seite zu eilen – und sie glaubten dieser. Als der Priester der MacLeries aus einem anderen Dorf zurückkam, hielt er eine Messe für Lady MacCallums Seele, dass sie ewige Ruhe finden möge, an der der Laird nicht teilnahm.
So wie in der Vergangenheit nahmen sie auch jetzt wieder nur das Schlimmste an.
Und es stimmte, in diesem Fall war die Geschichte wahr.
Am hiesigen Morgen suchte er trotz der ständigen Schauer Zuflucht auf den Wehrgängen seiner Burg. Sein Vorgehen erwies sich als erfolgreich, da sie ihm alle Störenfriede vom Hals hielt. Zumindest fast alle.
„Die Lady will ihr Bett nicht verlassen, Mylord.“
Ailsa war die Erste, die ihn in seiner Abgeschiedenheit störte. Nicht lange nach Tagesanbruch, der sich hinter einer geschlossenen Wolkendecke abspielte, aber von einem Gewitter begleitet war, das mit seinen Blitzen den
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