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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels
Autoren: Horst Schoch
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Stimmt es, dass Ihr Eure Gläser aus dem Ausland bezieht?“
    „Nicht alles Glas, einiges kommt auch aus den Werkstätten des Landes. Wenn es sich aber um besondere Qualität handeln soll, scheint mir das venezianische Material am besten geeignet. Wollt Ihr mir Konkurrenz machen?“
    „Beantwortet nur meine Fragen. Habt Ihr vor einigen Wochen eine besonders gute Ware angefordert und erhalten – besser, als man sie eigentlich für die Herstellung von Sehhilfen für die Augen braucht?“
    Jetzt wurde der Opticus vorsichtig. Irgendetwas stimmte mit seinen Besuchern nicht. Der zweite Gast hatte noch kein Wort gesprochen. Sein unbewegtes Gesicht ließ keinerlei Regung erkennen. Er war wohl hauptsächlich zum Geleit des anderen bestellt, was man an seiner Bewaffnung erkennen konnte.
    „Ich bin niemandem über meine Geschäftsbeziehungen Rechenschaft schuldig.“
    „Uns schon.“
    „Weshalb?“
    „Wir kommen im Auftrag eines einflussreichen Grafen. Und hinter dem steht eine noch einflussreichere … sagen wir mal: Interessengemeinschaft. Der Kaiser und Rom haben uns autorisiert. Niemand darf uns in unseren Untersuchungen behindern.“ Er zog ein zusammengerolltes Dokument aus der Tasche, dessen viele Siegel sehr eindrucksvoll waren.
    Der Opticus warf einen kurzen Blick darauf. „Ich wüsste nicht, was ich mit diesen Kreisen zu schaffen habe. Meine Abgaben entrichte ich pünktlich.“
    „Überlasst es uns, warum wir Euch befragen. Aber seid versichert, entweder Ihr antwortet jetzt vollständig und wahrheitsgemäß, und das würde ich Euch raten, oder …“
    „Oder was?“
    „Oder wir nehmen Euch mit und zeigen Euch andere Instrumente, als Ihr sie hier in Eurer Werkstatt vorfindet. Und seid gewiss, wir werden sie auch anwenden.“
    Der Opticus merkte, dass an der Entschlossenheit der beiden nicht zu zweifeln war.
    „Ja, ich habe dieses Glas bestellt und erhalten. Woher wisst Ihr davon?“
    „Wir unterhalten ebenfalls gute Beziehungen. Und zwar zu Personen, die mit Venedig in regem Kontakt stehen. Aber ich stelle hier die Fragen. Also: Wozu benötigt Ihr dieses Glas aus Venedig?“
    „Nun, um die Qualität meiner Waren zu verbessern. Die Konkurrenz ist überall. Und ich will mich vergrößern.“
    „Also nur zur Herstellung von Augengläsern?“
    „Und für Lesesteine.“
    „Ihr wollt mich auf den Arm nehmen. Was habt Ihr da vor uns zu verbergen versucht?“
    „Ich weiß nicht, was Ihr meint.“
    „Hinter Eurem Rücken!“
    „Ihr redet im Wahn!“
    Der Ältere nickte seinem Begleiter kurz zu. Ohne Vorwarnung schlug er dem Opticus mit einer solchen Wucht ins Gesicht, dass dieser rückwärts taumelte und – nachdem er vergeblich versucht hatte, sich am Arbeitstisch festzuhalten – zu Boden ging. Das Rohr fiel ihm dabei aus der Hand und rollte über den unebenen Boden.
    „Ach sieh einmal an. Was haben wir denn da!“ Mit einem schnellen Griff hatte der Sprecher das Instrument aufgehoben. Mit Blut in seinen Mundwinkeln versuchte der Opticus, zu retten, was noch zu retten war.
    „Das ist eine neue besondere Sehhilfe, die ich konstruiert habe. Das ist mein Eigentum. Gebt es wieder zurück!“
    „Er stellt schon wieder Forderungen.“ Eine kurze Zeit war es still. Dann ergriff der Besucher wieder das Wort. „Ich nehme an, Ihr wollt uns nicht verraten, von wem Ihr dieses … sagen wir … Instrument habt?“
    „Ich habe es selbst ersonnen.“
    „Das, verehrter Meister, glauben wir Euch nicht. Aber sei es, wie es sei, es kommt auf dasselbe heraus.“
    Der Ältere nickte wieder dem anderen zu. Daraufhin zog der Begleiter seinen Degen und machte einen plötzlichen Schritt auf den überraschten Opticus zu. Bevor dieser eine abwehrende Geste machen konnte, hatte die Klinge ihn durchbohrt. Nach einem kurzen Röcheln lag er leblos auf dem Boden.
    Der Angreifer nahm ein Stück Papier, das auf dem Tisch gelegen hatte, und wischte seine Klinge sauber. Anschließend zerknüllte er das Blatt und warf es ins Kaminfeuer. Die Konstruktionszeichnung, die der Opticus darauf angefertigt hatte, war ihm entgangen.
    „Er ist also hier!“ Der Anführer hatte diese Worte leise gemurmelt.
    „Wer?“
    „Magister Bernhardi, der Sohn des Teufels.“
    „Was sollen wir jetzt tun?“
    „Wir übergeben das Haus mit seinem Inhalt den Flammen.“

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    „Hast du es als Schande oder Tragödie empfunden, dass ich keinen Knaben geboren habe?“ Elisabeth schaute ihrem Mann fest in die Augen.
    Leonhard Bernhardi legte seinen Arm um ihre
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