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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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haben?“
    „Unwahrscheinlich. Er hatte keine Verwandten oder Bekannten mehr. Nichts, wodurch er mit der Welt draußen hätte in Berührung kommen können. Das hat sich mit einem Male geändert. Er bekam Besuch von einem Unbekannten. Das wäre normalerweise nicht der Erwähnung wert, aber gerade weil es unwahrscheinlich war, ist es eben doch bemerkt und vom Prior sogar verzeichnet worden. Wer der Unbekannte war, scheint keiner zu wissen. Was wir aber wissen, ist dies: dass BruderKonrad sich seitdem völlig verändert hat. Er hat wieder Interesse an dem, was im Kloster und in der Welt geschieht. Und, wie gesagt, er hat sogar sein Kloster schon einmal verlassen. Alles deutet darauf hin, dass es mit dem großen Blendwerk zu tun hat. Ich habe den Auftrag erhalten, das zu untersuchen. Und du wirst deine Ohren offen und den Mund verschlossen halten, nicht wahr, Albert?“ Die letzten Worte klangen wie eine Drohung.
    Die weiteren Worte wurden wieder in einem Flüsterton gesprochen, sodass sie Bernhardi nicht mehr verstehen konnte. Lange hatte er auf den Stufen regungslos verharrt. Ihn schmerzte seine unangenehme, weil gebückte Haltung, aber das, was er zu hören bekommen hatte, war dazu angetan, seinen Puls zu beschleunigen. Er konnte den Wortführer der beiden nicht richtig erkennen, aber er ahnte, dass das Geheimnis, um das es hier ging, mit seinem Fund in Beziehung stehen konnte. Wenn der Unbekannte, der ihn überfallmäßig aufgesucht hatte, mit diesem Bruder Konrad identisch war, dann konnte er, Bernhardi, ein Problem bekommen. Gesetzt den Fall, diese Überlegungen würden der Wahrheit entsprechen, dann konnte er vielleicht sogar das Geheimnis ein wenig lüften, wenn sein Besuch bei Andreas Praetorius von Erfolg gekrönt sein sollte. Dann waren aber schon zwei Personen in Gefahr: dieser Bruder Konrad und er selbst.
    Ganz langsam, ohne das geringste Geräusch zu erzeugen, bewegte Bernhardi sich wieder zurück nach oben und schlüpfte in seine Kammer. Er brauchte kein Licht, die Geräusche der schlafenden Begleiter wiesen ihm den Weg. Ohne wieder in tiefen Schlaf zu verfallen, wartete Bernhardi das Ende der Nacht ab.

8
    Elisabeth und ihre Töchter sahen dem kleiner werdenden Wagen nach, bis er hinter einer Kurve verschwunden war.
    „Wann kommt Vater wieder?“, erkundigte sich Sophia bei der Mutter.
    „Vielleicht in einer Woche, vielleicht in zehn Tagen, das wissen wir noch nicht. Es hängt davon ab, wie erfolgreich seine Reise verläuft“, antwortete Elisabeth und strich Sophia über den Kopf. Sophia fragte nicht weiter und die Familie ging langsam ins Haus zurück.
    „Was haltet ihr davon, wenn Barbara, Anna und Sophia sich auf die Suche nach Kräutern machen würden, solange es nicht wieder zu regnen beginnt“, schlug Elisabeth vor, wobei sie ihre Kinder genau in der Reihenfolge ihres Alters nannte. „Ich brauche etwas Salbei, Bärlauch und Liebstöckel. Damit koche ich für unser Lenchen eine Medizin gegen den Husten und zur Stärkung. Wenn ihr auch noch Ringelblumen findet, dann bringt die bitte auch mit. Wir wollen doch mal sehen, ob wir Dr. Martens nicht mit guten Fortschritten bei Lenchen überraschen können. Wenn ihr genug findet, kann ich damit auch unser Essen würzen.“
    Die drei ältesten Mädchen stimmten gerne zu. Einerseits wollten sie der Enge ihrer Stube entfliehen und andererseits kümmerten sie sich rührend um das Wohlergehen des Nesthäkchens der Familie.
    „Ach, noch etwas, fast hätte ich es vergessen: Haltet euch von der Elbe fern! Seitdem sie wieder Hochwasser führt, ist es am Ufer zu gefährlich für die Suche, auch wenn dort noch so viel schöne Pflanzen zu finden sind!“
    Barbara verzog etwas das Gesicht und blickte wie verzweifeltmit den Augen nach oben, als wolle sie vom Himmel Geduld mit ihrer Mutter erbitten.
    „Wir sind schon groß genug. Und ich passe auf die beiden auf“, erwiderte sie in einem Ton, als wäre sie empört, dass man sie an ihre Vernunft und Verantwortung auch noch extra erinnern müsste. Das wiederum ließen sich Anna und vor allem Sophia nicht so ohne Weiteres gefallen.
    „Wir sind selbst alt genug, ich bin doch schon zwölf geworden“, beeilte sich Sophia die Sorgen ihrer Mutter zu zerstreuen.
    „Ja, natürlich, wie konnte ich das vergessen?“ Elisabeth schmunzelte. „Und nun ab mit euch, damit ihr nicht vom Wetter überrascht werdet!“
    Draußen machten sich die drei mit schnellen Schritten auf den Weg zu den Stellen, die sie von ihrer Mutter

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