Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
Vom Netzwerk:
bemühte er sich, unauffällig das Kloster zu verlassen.
    „O Pater excelse“
, ertönte es noch eine ganze Weile, dann brach der Gesang abrupt ab.
    Barbara Bernhardi und Friedrich von der Aue spazierten durch die Gärten und Wiesen, die ein beliebter Treffpunkt für Verliebte waren. Hier fand sich immer ein Plätzchen, um ungestört miteinander sprechen zu können. Sogar Personen, die es nicht wagen durften, sich öffentlich zusammen zu zeigen, trafen sichhin und wieder in dieser Grünanlage unweit des neuen Franziskanerklosters. Vorsichtig, wie zufällig, berührten sich die Hände der beiden.
    „Meinst du, dass es richtig ist, dass wir uns um diese Zeit hier aufhalten?“, fragte Barbara leise.
    „Aber natürlich, es ist doch erst Nachmittag, und ich habe deiner Mutter versprochen, auf dich achtzuhaben. Ich glaube sogar, es entspricht ihrem Wunsch, dass wir Gelegenheit haben, miteinander zu sprechen und uns über uns klar zu werden. Ich bin immer wieder erstaunt über die Klugheit deiner Mutter. Ganz entgegen den üblichen Gepflogenheiten lässt sie solche Treffen ohne Aufsicht zu. Ich glaube fast, sie ist der Meinung, dass es für eine Beziehung, die für die Ewigkeit angelegt ist, besser ist, sich vorher ausreichend zu begutachten. Nachher ist es zum Umtausch meist zu spät …“
    „Friedrich!“
    „Verzeih, ich habe nur schalkhaft ausgedrückt, was in ernster Fassung etwa so lauten müsste: Wie sollen sich denn zwei Menschen eine lebenslange Bindung versprechen, wenn sie sich kaum kennen? In aller Zucht natürlich. Wenn sie so etwas laut sagte, würde sich die Frau des Magisters Bernhardi außerordentliche Schwierigkeiten einhandeln. Also handelt sie einfach, ohne groß zu diskutieren, was ohnehin nur den gegenteiligen Effekt hätte.
    Liebe Barbara, wenn unsere Pläne der Vollendung entgegengehen, dann gewinne ich nicht nur die beste Frau, die ich mir vorstellen kann, und du hoffentlich einen Mann, der deiner würdig ist … Nein, ich erhalte dann auch eine Schwiegermutter, von deren Klugheit und Weisheit jeder nur profitieren kann, wie du an deinem Vater, den ich auch sehr schätze, feststellen kannst.“
    Barbaras Augen blitzten schalkhaft: „Aber du wirst schon mich heiraten wollen und nicht meine Mutter, oder?“
    „Ich würde dich auch zur Frau nehmen wollen, wenn du ein mittelloses Findelkind wärest.“
    „Friedrich, ich weiß nicht, was ich machen soll. Auf jede Frage findest du eine passende Antwort. Ich kann mich deiner Worte nicht erwehren, aber ich glaube, ich will es auch gar nicht.“
    Beide schlenderten den mit Kieseln bestreuten Weg weiter, ihre Schritte erzeugten ein leichtes Knirschen. Die Mittagshitze hatte sich etwas gelegt und beide schwiegen zufrieden.
    Barbara hörte es als Erste: Hinter ihnen kam in schnellen Schritten jemand genau auf sie zu. Durch das Geräusch der Kiesel wurde jetzt auch Friedrich aufmerksam. Neugierig drehten sie den Kopf, um zu sehen, wer sich ihnen da so ungestüm näherte.
    Ein hochgeschossener, anscheinend junger Mann in einem langen Mantel und mit hochgezogener Kapuze eilte im Laufschritt an ihnen vorbei. Er rempelte Friedrich ein wenig an, murmelte: „Verzeiht!“, und verschwand in einem der Seitenwege der botanischen Anlage.
    „Was war das denn?“ Barbara blickte erstaunt in die Richtung, in die der Unbekannte verschwunden war.
    „Da hat es aber einer ungewöhnlich eilig“, antwortete Friedrich. Er ließ seinen Langdolch wieder sinken, nach dem seine Hand automatisch gegriffen hatte. „Warte mal … Die Stimme, die Statur, das Gesicht … Dieser Mann kommt mir bekannt vor. Ja, natürlich: Alles trifft auf den Kommilitonen Maximilian Hartung zu. Was hatte der denn hier so Eiliges zu besorgen?“
    „Ich dachte, Studenten hätten es nur auf dem Weg ins Gasthaus so eilig“, frotzelte Barbara zurück.
    „Na ja, dann siehst du in mir hoffentlich eine rühmliche Ausnahme. Ich eile nämlich, statt in die Wirtshäuser zu gehen, mein Studium zu beenden. Und darüber wollte ich auch noch mit dir sprechen, liebste Barbara. In zwei Jahren längstens, so meine Hoffnung, werde ich mit meiner Promotion die Studien beendethaben. Und dann, egal, wo es sein wird und als was ich meinen Unterhalt verdienen werde, dann gibt es nur noch einen Wunsch für mich, nämlich dich als meine liebe Frau heimzuführen.“
    Dieser mehr oder weniger offene Heiratsantrag ließ Barbara die kurze Begegnung mit dem Fremden schnell vergessen. „Welch eine lange Zeit. Aber ich

Weitere Kostenlose Bücher