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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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Rücksicht auf die möglichen Folgen für Euch. Ihr habt meinen Anspruch auf Freundschaft ernst genommen – und so will ich auch nicht ausweichen.“
    Bernhardi war wie erstarrt. Zuerst wollte er seine Frau tadeln wegen ihrer allzu direkten Art des Gesprächs mit Auerbach. Dann spürte er aber, dass sich hier etwas Besonderes abspielte. Elisabeth versuchte herauszufinden, ob sie in ihrem Gespräch nur förmliche Gemeinplätze ausgetauscht hatten oder ob echte Empfindungen dahintersteckten. Den Mut hätte er nicht gehabt.
    Auerbach fuhr fort, und es schien, dass die Gelegenheit, auch über seinen Schmerz einmal reden zu können, eine große Erleichterung für ihn war: „Es sind schon mehr als drei Jahrzehnte verflossen. Ich war ein junger Mann, noch im Studium und ohne Aussicht auf eine lukrative Anstellung. Meine Eltern lebten in ärmsten Verhältnissen. Das Studium hätten sie, trotz aller Mühe, nicht finanzieren können. Wir alle arbeiteten von früh bis spät und ich machte sogar Schulden, um die Einschreibegebühr an der Universität zu bezahlen. In dieser Zeit verliebte ich mich in ein Mädchen, und ich darf ohne Übertreibung sagen, dass ihre Gefühle mir gegenüber auch echt und tief waren.Ein solches Glück hatte ich vorher nicht gekannt. Die Welt schien verändert, alle Schwierigkeiten in Leichtigkeit verwandelt, und mein Leben erhielt eine Daseinslust, wie ich sie nie wieder erleben sollte.
    Leider ergab es sich, dass ihre Eltern, von sehr vermögender Herkunft, mit unserer Verbindung nicht einverstanden waren. Unserer Liebe tat das keinen Abbruch, jedoch unsere Beziehung blieb nicht geheim. Der Vater ließ mich durch eine Horde angeworbener Tölpel fast zu Tode prügeln, und meine Liebste wurde vor die Wahl gestellt, einen Kandidaten zu heiraten, den die Eltern für sie bestimmt hatten, oder ins Kloster einzuziehen. Oh, diese Leiden waren nicht zu beschreiben.“
    Die Bernhardis bemerkten, wie Auerbach nur mit Mühe seine Tränen unterdrücken konnte.
    „Am Abend vor der geplanten Hochzeit flohen wir aus der Stadt. Mit nichts als dem, was wir bei uns trugen, gelang uns die Flucht. Trotz allem Mangel, den wir litten, waren wir vom Glück beseelt und begannen voller Hoffnung ein neues Leben. Ich will und kann jetzt nicht die Freuden dieser Zeit schildern, es tut noch zu weh. Darum mache ich es kurz: Ein halbes Jahr nach unserer Heirat, die wir unter vielen Mühen erreichen konnten, denn unsere Eltern durften ja nichts erfahren, hielt der Schwarze Tod Einzug in unser Asyl, und das Liebste, das ich hatte, wurde mir genommen. Wenige Wochen noch, und wir wären selbst Eltern geworden.“
    Auerbach verstummte.
    „Und du hattest seither nie wieder den Gedanken, eine neue Beziehung einzugehen?“ Bernhardi versuchte, die Stille zu überbrücken.
    „Nein, nie wieder. Sicher gab es Gelegenheiten, vor allem nach meinem unerwarteten Aufstieg, mich wieder zu binden. Aber nichts hätte dem Zauber der ersten Liebe auch nur nahekommen können.“ Jetzt lächelte Auerbach wieder. „Tja, und sobin ich der eigenbrötlerische Eremit geworden, den Ihr jetzt vor Euch seht.“
    „Ich danke Euch für Eure Offenheit und für den Mut, Euch auszusprechen.“ Elisabeth blieb erstaunlich formell, aber Bernhardi wusste, dass seine Frau diesen Selbstschutz jetzt brauchte.
    Der Abend wurde kurz darauf beschlossen. Man verabredete sich, mit aller Kraft den geheimen Text weiter zu entschlüsseln und sich bei Neuigkeiten sofort zu informieren.

18
    Am frühen Nachmittag des folgenden Tages klopfte es an der Pforte des neuen Franziskanerklosters. Der Gast, der um Einlass bat, trug einen langen Mantel, dessen Kapuze tief ins Gesicht gezogen war. Der Bruder, der den Pförtnerdienst versah, öffnete und fragte nach dem Begehr des Fremden.
    „Ich wünsche in einer dringenden Angelegenheit Bruder Konrad zu sprechen.“
    „Das ist ohne vorherige Genehmigung durch den Prior nicht möglich. Bruder Konrad lebt in strenger, selbst gewählter Klausur.“
    „Das ist mir bekannt. Trotzdem muss ich ihn unverzüglich sprechen.“
    Der Unbekannte nestelte ein Schriftstück aus seinem weiten Mantel und überreichte es dem Pförtner. Als dieser das Siegel bemerkte, erbleichte er und ließ den Fremden ein. Vor lauter Überraschung vergaß er völlig, nach dem Namen des Besuchers zu fragen. Er geleitete den Gast durch die langen Fluredes Klosters. Als sie eine niedrige Tür erreichten, ließ er den Fremden allein davor zurück.
    Er klopfte hart und

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