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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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unseres Tuns sind.“
    „Was habt Ihr jetzt vor?“
    Elisabeth blickte ihn ernst an. „Nicht weit von hier liegt der kleine Ort Strehla. Ich habe unserem Kutscher befohlen, uns dort abzusetzen. Ich habe entfernte Verwandte, einen Vetter, der mit seiner Familie in einem alten Schloss wohnt. Es handelt sich um die Familie Pflug. Ich hoffe, dass sie uns vorerst eine Bleibe gewähren. Dann muss ich sehen, wie ich für meine Töchter sorgen kann.“ Sie blickte Friedrich an. „Um Barbara brauche ich mir jetzt weniger Sorgen zu machen. Ihr wisst, was das heißt?“
    „Ja, und ich werde alles tun, Euch nicht zu enttäuschen. Aber wartet … Pflug … Der Name kommt mir bekannt vor. War nicht ein Caesar Pflug Appellationsrat bei Herzog Georg?“
    „So ist es.“
    „Und, verzeiht, waren nicht irgendwelche Pflugs sogar die Urgroßeltern dieser entlaufenen Nonne, die Martin Luther geheiratet hat?“
    „Ihr seid ja bestens informiert. Wie Ihr seht, macht der Riss der Welt nicht an herzoglichen oder kurfürstlichen Grenzen halt. Meine Hoffnung ist nur, dass unser Asylbegehr nicht als Folge unserer Hinwendung zur lutherischen Lehre verstanden wird, obwohl Leonhard wohl nicht mehr weit von dieser Lehre entfernt scheint. Andernfalls werden wir hier keine Bleibe finden können.“
    „Ich werde Euch so lange begleiten, wie Ihr Schutz braucht. Und hier, nehmt das, es ist sowieso Euer Eigentum.“ Friedrich von der Aue überreichte Elisabeth den kleinen, aber wohlgefüllten Geldbeutel.
    Sie nahm den Beutel an sich. „Ich danke Euch und hoffe, dass Eure Dienste bald nicht mehr vonnöten sein werden.“
    Friedrich nickte kurz und ergriff Barbaras Hand. Sie konnte den Zwiespalt zwischen der Freude, Friedrich wiedergefunden zu haben, und der Sorge um die Familie kaum aushalten. Nicht einmal jetzt waren ihnen Minuten der Zweisamkeit vergönnt.
    An der nächsten Wegkreuzung bogen sie ab und erreichten den Ort Strehla. Der Wagen nahm die Auffahrt zum Schloss und hielt vor einem mächtigen Portal. Elisabeth bat ihre Töchter und Friedrich um etwas Geduld, verließ den Wagen und klopfte am Tor. Ihr wurde geöffnet, und dann blieb sie für eine Weile im Innern des Gebäudes verschwunden. Als sie zurückkehrte, machte sie ein zufriedenes Gesicht.
    „Wir können vorerst hierbleiben“, verkündete sie. Und an Friedrich gewandt, fuhr sie fort: „Ich danke Euch für Eure Hilfe. Bitte reitet nun nach Hause. Hier könnt Ihr nichts mehr tun. Ich möchte nicht, dass Ihr in die Geschichte hineingezogen werdet, wenn es denn nicht schon längst geschehen ist. Bitte lasst von Euch hören, wenn mein Mann sich bei Euch meldet, und versichert ihm, dass es uns gut geht.“
    „So soll es geschehen.“
    Mit einem artigen Handkuss verabschiedete sich Friedrichvon der Frau seines Professors, dann wandte er sich nach Barbara um und umarmte sie.
    „Hab keine Sorge, alles wird gut“, flüsterte er ihr ins Ohr.

21
    Langsam brach Bernhardi das Siegel des Briefes. Dann entfaltete er das Papier und las.
    Gnade und Friede in Christo zuvor!
    Mein lieber Leonhard!
    Ich hoffe, meine Nachricht erreicht Dich, während Du wohlauf bist. Du wartest bestimmt auf Neuigkeiten von hier, vor allen Dingen von Deiner Familie
.
    Unser Student Friedrich von der Aue hat durchblicken lassen, dass er um den Aufenthaltsort Deiner Lieben weiß und dass sie wohlbehalten bei Bekannten untergebracht sind. Dies schreibe ich zu Deiner Beruhigung. Ich vermute, dass meine Nachricht Dich noch vor seiner erreicht, da er Deinen Aufenthaltsort bis zu unserem Gespräch noch nicht kannte
.
    Wir hatten ein längeres persönliches Zusammentreffen. Du hattest ihm ja angedeutet, dass ich in Deine Untersuchungen eingeweiht bin, und er hat mir den Gang der schlimmen Ereignisse um Dich und Deine Familie ausführlich, aber unter dem Siegel der Verschwiegenheit geschildert
.
    Seine Begegnung mit Elisabeth und den Kindern wird Dir hoffentlich Deine Sorgen um sie etwas lindern können. Ihren Aufenthaltsort, den ich selbst weder kenne noch in Erfahrung bringen möchte – umim Falle eines Verhöres nicht lügen zu müssen oder mich verraten zu können –, hatte er selbst mir aus genannten Gründen verschwiegen
.
    Hier in unserer Stadt ist einiges geschehen. Was Deine Abwesenheit angeht, so kursieren hier Gerüchte, Du seiest einer Krankheit zum Opfer gefallen oder gar überfallen worden. Allerdings reimt es sich nicht mit dem Verschwinden Deiner Familie zusammen. Innerhalb der Universität sehen die

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