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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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den einen Wunsch: sich hinzulegen und auszuschlafen.
    Ein älterer Herr half ihr, den Koffer aus dem Zug zu hieven, und versuchte dabei, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Selma aber nahm ihr Gepäck und eilte nach einem kurzen Gruß auf den Bahnhofsvorplatz. Zum Glück stand eine Droschke bereit, auf die Selma sofort zusteuerte.
    Sie fröstelte auf der ganzen Fahrt nach Hause. Und sie war so schrecklich müde, dass sie ein paarmal beinahe eingenickt wäre. Heute kam ihr die Strecke nach Otahuna endlos vor.
    Sie war heilfroh, als der Kutscher endlich vor dem prächtigen Portal des Haupthauses hielt. Das hatte sie erst vor ein paar Jahren bauen lassen, und sie war sehr stolz darauf. Es verlieh dem Haus etwas Hochherrschaftliches. Genau so ein Eingangsportal hatte die Villa der Waynes auf dem grünen Hügel.
    Selma wunderte sich zunächst nicht weiter darüber, dass alles dunkel war, als sie das Haus betrat, denn sie vermutete, dass Harata und Antonia bereits schliefen. Sofort meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Nicht nur, dass sie es nicht rechtzeitig zum Geburtstag ihrer Tochter nach Hause geschafft hatte, sie war nicht einmal dazu gekommen, ihr ein Geschenk zu besorgen. Dafür würde sie den morgigen Tag ganz ihrem Kind widmen. Das hatte sie sich jedenfalls fest vorgenommen. Aber erst, nachdem sie ihrem guten Freund und Vertrauten, dem Anwalt Frederik Koch, einen Besuch abgestattet hatte. Der eingefleischte Junggeselle hatte sicher nichts dagegen, wenn sie ihn an einem Sonntag aufsuchte. Im Gegenteil, er freute sich über jeden ihrer Besuche. Der gute Frederik, dachte sie, er hofft wohl immer noch, dass ich ihn eines Tages erhöre, aber das wird nicht geschehen. Selma hatte sich damals nach Damons Tod geschworen, sich nie wieder mit einem Mann einzulassen, und war ihrem Vorsatz all die Jahre über treu geblieben.
    Ein Hustenanfall holte sie aus ihren Gedanken. Ja, sie durfte keinen Tag verlieren. Schon morgen musste sie Frederik von ihren Plänen in Kenntnis setzen. Noch ahnte keiner außer sie selbst, was da in ihrem Körper wütete. Sie aber kannte die Anzeichen nur allzu gut vom Sterben ihrer Wohltäterin, der guten Misses Buchan.
    Die Schafzüchter in Alexandra hatten ihr eine schlimme Erkältung als Erklärung für den immer heftiger werdenden Husten abgenommen. Und es war ein Wink des Schicksals, dass sie vor Ort einen Kaufmann getroffen hatte, der ihr viel Geld für den Verkauf von Otahuna geboten hatte. Je mehr sie darüber nachdachte, desto klarer wurde ihr, dass sie rasch agieren musste. Der Handel mit dem gefrorenen Fleisch wurde inzwischen fast vollständig über Christchurch abgewickelt, und zwar mittels all jener technischen Erneuerungen, die ihr fehlten. Nein, es war an der Zeit, sich zu schonen und sich endlich um ihre Tochter zu kümmern. Schließlich hieß es ja nicht zwangsläufig, dass sie gleich daran sterben würde, selbst wenn es wirklich Tuberkulose war, an der sie litt.
    Allein der Gedanke an diese Krankheit löste einen neuerlichen Hustenanfall aus. Als sich ihr bebender Körper wieder beruhigt hatte, überlegte sie, ob sie nach Antonia schauen sollte. Da meinte sie plötzlich von draußen Musik zu hören. Sie eilte ans Fenster und öffnete es. Tatsächlich, von den Schafställen schallte die Musik eines Akkordeons herüber. Nun fiel es Selma auch wieder ein. Ihre Arbeiter machten heute ein Fest mit Schafschur und Tanz, bevor sie die Schafe in den nächsten Tagen wieder aus den Ställen hinaus ins Freie trieben. Peter hatte sie ausdrücklich um Erlaubnis für diese Feier gebeten.
    Selma schloss das Fenster wieder und entschied sich, doch noch einen Blick auf ihre schlafende Tochter zu werfen. Auf Zehenspitzen schlich sie sich in das geräumige Mädchenzimmer. Das Mondlicht, das durch das Fenster fiel, wies ihr den Weg zu Antonias Bett. Vorsichtig beugte sie sich hinunter, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben, doch dann erstarrte sie. Das Bett war nicht nur leer, es war unbenutzt. Antonia hatte noch gar nicht darin gelegen. Schnell wie der Blitz eilte Selma zurück auf den Flur und steuerte auf Haratas Zimmer zu. Wahrscheinlich schlief Antonia wieder einmal bei der Maori. Das tat sie oft, auch jetzt noch, obwohl Selma sie dafür tadelte. Du bist doch kein Kleinkind mehr, pflegte sie Antonia jedes Mal vorzuhalten, wenn sie ihre Tochter dabei erwischte. Und auch Harata hatte sie mehrfach aufgefordert, Antonia in ihr Zimmer zurückzuschicken. Na wartet, dachte Selma verstimmt, das lasse ich

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