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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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roten Ballkleid an wie einen Geist. Antonia trug jenes Kleid, in dem sie, Selma, vor elf Jahren zum letzten Mal auf einem Ball war.
    »Geh sofort auf dein Zimmer! Wir sprechen uns noch!«, zischte Selma ihr zu, als ein gut aussehender junger Mann auf sie zutrat und eine formvollendete Verbeugung vor ihr machte.
    »Gnädige Frau, mein Name ist James Henson, und ich bringe Ihnen Ihre Tochter zurück.«
    »Henson?«, wiederholte Selma tonlos. Dieser Name reichte, um böse Erinnerungen wachzurufen. Hatte doch Damons Vater vor Jahren die Villa der Hensons entworfen. Also war es anzunehmen, dass dieser Mister Henson gesellschaftlich mit Charles Wayne verkehrte.
    »Mutter, ich kann dir alles erklären. Bitte, sei nicht böse«, flehte Antonia.
    »Ich habe gesagt, auf dein Zimmer! Ich habe mit deinem Begleiter unter vier Augen zu sprechen!«, fauchte Selma. »Und du kannst auch gehen«, zischelte sie Harata zu.
    James stellte sich schützend vor die Maori.
    »Bitte, geben Sie mir die Schuld. Ich habe Antonia mit zu der Verlobung meiner Cousine Gloria genommen, ohne Sie um Erlaubnis gefragt zu haben. Das ist unverzeihlich. Und Harata haben wir überrumpelt. Wenn Sie auf jemanden böse sein müssen, dann auf mich.«
    »Sie sind doch wohl von allen guten Geistern verlassen, in meiner Abwesenheit unter meinem Dach zu schlafen und meine Tochter mit in die Stadt zu nehmen! Das ist das Letzte! Und nun verlassen Sie auf der Stelle mein Haus!«
    »Nein, den Gefallen kann ich Ihnen leider nicht tun, denn ich komme mit einem Anliegen zu Ihnen.«
    »Raus!«, schrie Selma.
    »Aber Mutter, James hat dir etwas zu sagen.«
    »Seid ihr taub? Ich sagte, ihr sollt verschwinden! Alle!«
    »Nun hören Sie doch erst, was er zu sagen hat, Missy«, mischte sich Harata ein.
    »Hast du nicht verstanden? Du sollst mir schnellstens aus den Augen gehen. Sonst vergesse ich mich!«, schnaubte Selma.
    Harata sah fragend zu Antonia. Die nickte stumm. Schnellen Schrittes entfernte sich die Maori aus der Diele.
    »Antonia, ich sage es jetzt zum allerletzten Mal: Geh auf dein Zimmer!«
    »Nicht, bevor du James angehört hast«, entgegnete Antonia trotzig.
    »Gut, Mister Henson, dann reden Sie, aber nur, wenn Sie mir im Gegenzug versprechen, danach auf der Stelle mein Haus zu verlassen und es niemals mehr zu betreten.«
    James sah sichtlich mitgenommen aus. Seine Selbstsicherheit bröckelte angesichts dieser unversöhnlichen Worte von Minute zu Minute mehr. Er verstand nicht, warum sie ihn so vehement ablehnte. Er war es gewohnt, dass Mütter zufrieden lächelten, wenn er auch nur den Hauch von Interesse an ihren Töchtern zeigte. So etwas war ihm noch nie zuvor passiert. Dabei sah sie gut aus. Sehr gut sogar für ihr Alter, wie er fand. Antonia war ihr wie aus dem Gesicht geschnitten.
    »Gnädige Frau, mein Anliegen ist einfach, ich ...«
    »Nun reden Sie schon«, unterbrach Selma ihn unwirsch.
    »Ich möchte hiermit um die Hand Ihrer Tochter anhalten«, brachte James hastig heraus.
    Selma lachte hysterisch auf. »Sie erwarten nach allem, was geschehen ist, doch nicht ernsthaft, dass ich sie Ihnen auch gebe!«, schnaubte sie.
    James wich vor Schreck über ihre Schroffheit einen Schritt zurück. »Aber ich muss doch sehr bitten«, stöhnte er. »Ich bin Schafzüchter. Uns gehört eine der größten Farmen in Süd-Otago. Und ich kann Ihrer Tochter wirklich ein sorgenfreies Leben bieten ...«
    »Dazu wird es nicht kommen, junger Mann. Denn unsere Vereinbarung hieß: Sie bringen Ihr Anliegen vor und dann verlassen Sie mein Haus.«
    »Aber Mutter, ich liebe ihn«, schluchzte Antonia.
    »Sehen Sie, was Sie angerichtet haben? Meine Tochter ist völlig durcheinander. Also Schluss jetzt mit dem Theater. Und kommen Sie niemals wieder! Haben Sie verstanden? Niemals!«
    James straffte die Schultern. »Gnädige Frau, ich werde jetzt gehen, aber glauben Sie deshalb nicht, dass ich meinen Antrag zurücknehme. Ich werde Ihre Tochter heiraten. Ob es Ihnen passt oder nicht.«
    »Hinaus mit Ihnen! Sonst lasse ich sie rauswerfen.«
    James blickte Selma ungläubig an, aber dann trat er zögernd den Rückzug an. Ganz langsam bewegte er sich zur Tür. Kurz bevor er den Ausgang erreichte, flog ihm Antonia in die Arme.
    »Ich will mit dir gehen«, flehte sie.
    »Sehen Sie, was Sie aus ihr gemacht haben?«, knurrte Selma abschätzig. »Sie ist ja willenlos.«
    »Liebling, du bleibst hier«, sprach James nun sanft auf Antonia ein. »Aber sei sicher: Ich komme wieder. Du wirst meine

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