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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Rock und ein Top, das ihren üppigen Busen betonte. Ihr Alter war schwer einzuschätzen. War sie zwanzig oder Mitte dreißig? Auf jeden Fall floss Maoriblut in ihren Adern. Das war unschwer an ihren Gesichtszügen zu erkennen. Auch sie besaß diese vollen Lippen mit dem unverkennbar sinnlich geschwungenen Oberlippenbogen.
    »Woher kennst du Barry?«, wollte Grace wissen, nachdem sie bereits eine Zeitlang schweigend gefahren waren.
    »Wir waren mal zusammen, aber er hatte eine andere Vorstellung von Treue als ich. Ich bin Lucy. Bei uns in der Straße bleibt nichts geheim. Wir haben Wetten abgeschlossen, Darling, wie lange du bleibst. Ich habe gewonnen. Keine vierundzwanzig Stunden, habe ich prophezeit. Barry ist ein Arsch. Das solltest du wissen, bevor du wieder bei ihm antanzt.«
    »Danke für den Tipp, Lucy, aber mein Bedarf ist gedeckt«, erwiderte Grace schnippisch. »Es ist nett von dir, dass du mich zum Hotel bringst«, fügte sie versöhnlicher hinzu.
    »Ist doch kein Thema. Die Jungens im Pub haben mir gesteckt, dass du abhaust und mit deinem Gepäck in Richtung Landstraße stöckelst. Nur, da kommt kein Schwein. Ich wollte nicht, dass du am Straßenrand übernachten musst. Sag mal, das Hotel: welche Preisklasse denn?«
    »Ach, egal!« Grace war erschöpft. Sie hatte nur noch einen Wunsch: endlich zu schlafen!
    »Okay, dann bringe ich dich in ein einfaches Hotel, Darling. Ist das okay? Das Albatross Inn?«
    »Hauptsache Bett!«, erklärte Grace rasch. Langsam fühlten sich ihre Glieder an, als wären sie aus formbarem Material und nicht mehr zu kontrollieren. Sie wollte einfach nur schlafen und alles vergessen.
    Als der Wagen vor einem blinkenden Schild in der Innenstadt hielt, war Grace erleichtert wie selten zuvor. Der Spuk war vorüber und mit ihm die Sehnsucht nach dem fernen Geliebten. Merkwürdig, dachte Grace, als sie ihren Koffer von der Ladefläche hob, ich habe eigentlich immer nur Beziehungen, die nicht alltagstauglich sind.
    »Und das Thema Barry ist für dich wirklich endgültig abgehakt?«, fragte Lucy neugierig.
    »Findest du die Frage nicht ein wenig zu persönlich?«, konterte Grace.
    »Wie man es nimmt, Darling. Ich wollte nur wissen, ob ich dir noch mehr Details über unseren Barry erzählen soll, damit du keine allzu große Enttäuschung erlebst«, bemerkte Lucy und steckte sich eine Zigarette an.
    »Keine Sorge, ich habe keine Lust mehr, ihn wiederzusehen, falls dich das beruhigt, Darling!«, erwiderte Grace spöttisch.
    Lucy musterte sie durchdringend.
    »Ich meine es nur gut mit dir. Aber es tut mir weh zu sehen, wie er sich zu Grunde richtet und wie er mit Frauen umgeht. Dabei weiß ich gar nicht, woher er das hat. Er gehört nicht zu den Jungen aus den abgewrackten Wohnwagensiedlungen der Vorstadt, die keine Perspektive haben und deshalb saufen. Sein Vater war Lehrer an unserer Schule. Er war ein echt feiner Kerl, der viele von uns Maori vor dem Absturz bewahrt hat. Wenn der das noch hätte erleben müssen, wie Barry sich um den Verstand säuft ... Das war ein guter Mann. Kein Großmaul wie Barry. Eher so ein Typ wie Barrys großer Bruder. Der hat Stil, übernimmt Verantwortung, mit dem kann man reden, und er sieht auch noch klasse aus. Ich hätte mich damals besser in den verlieben sollen ...«
    »Ja, dann vielen Dank fürs Bringen«, sagte Grace entschlossen. Sie wollte nichts mehr von Barry oder Hori hören. Schnell griff sie sich ihr Gepäck und ging davon, ohne Lucy noch einmal anzusehen, was sie umgehend bereute. Was konnte die hilfsbereite junge Maori dafür, dass sie, Grace, den Namen Tonka umgehend aus ihrem Sprachschatz streichen wollte? Ich hätte freundlicher zu ihr sein müssen, dachte sie und wandte sich um, um noch einmal zu winken, doch der Pick-up wendete bereits und fuhr davon.
    Mit dem schweren Gepäck in der Hand steuerte sie auf die Rezeption zu. Sie war erleichtert, als sie erfuhr, dass noch ein Zimmer frei war.
    Dort angekommen, suchte sie in der Handtasche nach ihrer Geldbörse, doch stattdessen fiel ihr Horis Visitenkarte in die Hand. Hori George Tonka, Bird Protection Society, Dunedin stand darauf.
    Ob er der neue Freund von Lucy war - so wie sie von ihm geschwärmt hatte? Und hatte Barry nicht angedeutet, dass Hori sich nur an die Frauen wagte, die vorher einmal mit ihm, Barry, zusammen gewesen waren? Ich sollte ihn anrufen und ihm erzählen, dass Lucy mich ins Hotel gebracht hat, dachte Grace. Dann könnte ich sicher an seiner Reaktion ablesen, ob zwischen

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