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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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vertragen. Kurz entschlossen steckte sie es hoch und schlüpfte in ein Paar Sandalen.
    Erst jetzt nahm Grace die Einrichtung der Pension wahr. Sie war einfach, aber gemütlich. Ja, hier würde sie es noch einige Tage aushalten.
    Nach einem ausgiebigen Frühstück unternahm sie einen Stadtbummel. Der Hauswirt hatte ihr einen Stadtplan gegeben und ihr dringend die Besichtigung der St.-Pauls-Kathedrale sowie einen Ausflug nach Larnach Castle empfohlen.
    Als erstes Ziel nahm sie sich die Kathedrale vor. Sobald sie auf die geschäftige George Street getreten war, hatte sie das Gefühl, schon einmal dort gewesen zu sein. Sie blieb verblüfft stehen. Genau, der kleine Obstladen, der Schlachter und dann ... Marco's Pizza - Pasta. Natürlich, hier war sie gestern mit Hori gewesen. Sie beschleunigte ihre Schritte. Nicht dass sie dem netten Italiener oder gar Hori in die Arme lief ...
    Grace bog in eine Seitenstraße ein, in der eine Reihe prächtiger Häuser im schottischen Stil standen. Plötzlich blieb sie unvermittelt stehen. Ornithological Institut of Dunedin, Suzan Almond war auf einem Schild neben dem Eingang zu lesen. Nun war sie quasi über das Institut der Professorin gestolpert.
    Grace atmete tief durch und drückte auf den Klingelknopf. Da sie schon einmal hier war, konnte sie den geplanten Besuch auch gleich hinter sich bringen.
    »Sie wünschen?«, fragte eine tiefe weibliche Stimme. Grace blickte auf und erschrak.
    Die Frau hatte eine unübersehbare Narbe, die sich über ihre gesamte linke Gesichtshälfte zog. Außerdem blickte ihr linkes Auge seltsam starr. Grace hatte so ein lebloses Auge schon einmal zuvor gesehen. Bei einem Lehrer, der ein Glasauge hatte. Ansonsten wirkte sie sehr elegant in ihrem Kostüm und den dazu passenden Pumps. Ihr dunkles Haar hatte sie damenhaft aufgesteckt. Nicht so wild wie ich, durchfuhr es Grace, die versuchte, das Alter der Fremden zu schätzen. Sechzig? Oder älter? Ohne dass sie es wollte, wurde ihr Blick von der linken Gesichtshälfte der Frau angezogen. Ich darf sie nicht so anglotzen, sagte sich Grace, und doch konnte sie sich kaum von diesem zerstörten, aber stolzen Gesicht losreißen.
    Die Frau schien nicht einmal zu bemerken, dass Grace um Fassung rang. Sie musterte ihren Gast mit einem dermaßen neugierigen Ausdruck, als wäre es deren Gesicht, das so zerstört war.
    »Lassen Sie mich raten, Sie sind Grace Cameron. Richtig?« Ihre Stimme war betörend und stand in Gegensatz zu ihrem erschreckenden und zugleich faszinierenden Gesicht.
    »Ja, aber woher wissen Sie das?«, stammelte Grace.
    Die Fremde lächelte. Das veränderte ihren Gesichtsausdruck so sehr, dass Grace gar nicht mehr an die Narbe und das Auge dachte.
    »Ach, entschuldigen Sie, ich bin Suzan Almond. Ich habe Sie bereits sehnsüchtig erwartet.«
    »Sehr freundlich von Ihnen ... Aber woher wissen Sie denn, wie ich aussehe? Ich habe Ihnen doch gar kein Foto von mir gemailt ...« Grace stockte.
    Die Professorin lächelte immer noch, während sie ihr die Hand zur Begrüßung reichte. »Wissen Sie nicht mehr? Ihr Artikel. Im Ornithological Magazine. Da war doch ein Foto von Ihnen abgedruckt.«
    »Ach ja, aber es war sehr klein.« Grace war immer noch verunsichert.
    »Immerhin groß genug, dass ich Sie gleich erkannt habe. Aber was stehen wir hier draußen rum? Kommen Sie herein! Wir trinken erst einmal einen Tee zusammen, und Sie erzählen mir, wie die Reise war. Ich habe natürlich gedacht, Sie würden vorher anrufen, dann hätte ich einen kleinen Imbiss vorbereitet.«
    »Machen Sie sich nur keine Umstände.«, murmelte Grace, während sie der Professorin ins Haus folgte.
    Schon der Eingangsbereich war beeindruckend. Die Treppe nach oben war im viktorianischen Stil gebaut, großzügig mit einem üppig verzierten Geländer. Die Wände waren dunkel vertäfelt, die Diele offen und großzügig und die Decken hoch.
    »Unten arbeite ich, im Keller liegen die Knochen, und oben wohne ich«, erklärte die Professorin lächelnd. »Und wo sind Sie untergekommen?«
    »In einer kleinen Frühstückspension.«
    »Ja, dann holen wir nachher Ihre Sachen, denn Sie wohnen selbstverständlich bei mir. Wo ich doch so viel Platz habe ...«
    »Nein, danke für das großzügige Angebot, aber das ist nicht nötig. Ich werde schon in ein paar Tagen wieder zurückfliegen«, brachte Grace mühsam hervor.
    »In ein paar Tagen?« Das klang verärgert. »Ich hatte auf eine längere Zusammenarbeit gehofft.«
    Grace räusperte sich verlegen.

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