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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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sie untröstlich. Sie wollte nicht länger allein bleiben und wurde von Tag zu Tag schwächer. Sie verweigerte die Nahrung und wartete geduldig auf ihr Ende. Die meiste Zeit schlief sie, doch eines Tages wurde sie von einer menschlichen Stimme geweckt.
    »Wer bist du?«, fragte der dunkelhäutige Mann erstaunt.
    »Ich bin der letzte Moa«, entgegnete Tuia mit letzter Kraft.
    »Ein Moa?«, fragte er und hockte sich zu ihr auf den Boden. Vorsichtig streichelte er über das Federkleid des sterbenden Vogels.
    »Ich bin ein Maori«, flüsterte er. »Und ich erzähle meinen Leuten Geschichten. Vielleicht kann ich dich in einer meiner Legenden weiterleben lassen.«
    »Ich danke dir, Maori, aber wenn du mir einen Gefallen tun willst, dann lass uns Moas mit mir zusammen in Frieden sterben.«
    Der Maori blieb bei Tuia, bis sie ihren letzten Atemzug getan hatte. Dann zog er betrübt von dannen bewahrte bis an sein Ende tief im Herzen, dass er dem letzten Moa begegnet war.

 
    Grace wischte sich hastig eine Träne fort. Was wohl in Antonia vorgegangen sein muss, als sie dieses traurige Märchen geschrieben hat?, fragte sie sich. Nun werde ich wohl nie erfahren, ob sie mit Arthur wirklich glücklich geworden ist.
    »Grace, bitte, gib mir noch eine Chance!« Suzans flehende Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Sie zuckte zusammen, sah von der Geschichte auf und reichte Suzan wortlos das Heft. »Ich habe es mir ausgeliehen«, raunte sie heiser. Dann stand sie auf und ging. Suzan aber folgte ihr: »Bitte, komm zurück! Ich habe einen schlimmen Fehler gemacht. Ich war blind vor Rache und habe nicht gemerkt, dass ich dich damit verlieren würde ... Bitte, warte doch ...« Aber Grace wandte sich nicht um.
    »Bitte, bitte, komm mit nach Hause. Ich will dir alles erklären, aber du darfst deine Mutter nicht auf eigene Faust finden. Das wäre grausam. Sie will nicht gefunden werden. Glaube mir. Und ich möchte nicht, dass du es so erfährst. Grace, in meiner Fantasie habe ich mir das oft ausgemalt und gehofft, ich würde endlich Frieden finden, wenn du und sie, wenn ihr beide aufeinandertrefft. Dabei habe ich längst etwas gefunden, was viel wichtiger ist als alle Rachegedanken. Dich! Bitte, komm zurück. Bitte tue es nicht!«
    Ihre letzten Worte hatte Grace schon nicht mehr gehört, denn trotz des Gepäcks, das sie bei sich trug, war sie blindlings losgerannt. Der Koffer, den sie über den Parkweg hinter sich herzog, machte Geräusche, als ob er gleich die Räder verlieren würde. Doch Grace hetzte wie eine Wahnsinnige weiter, so als wäre der Teufel hinter ihr her. Auch als sie den Park schon längst verlassen hatte, hörte sie immer noch nicht auf zu laufen. Erst als sie die George Street erreicht hatte, blieb sie atemlos stehen und wandte sich um. Von Suzan keine Spur. Sie hatte die Professorin abgehängt.
    3. Teil

 
    Barbra und ihre Töchter

 
    P Ö ATARAU
    E MOEA IHO NEI
    E HAERE ANA
    K OE KI PÄMAMAO
    H AERE RÄ
    K A HOKI MAI ANÖ
    K I I TE TAU
    E TANGI ATU NEI

 
    O N A MOONTLIT NIGHT
    I SEE IN A DREAM
    Y OU GOING AWAY
    T O A DISTANT LAND
    F AREWELL ,
    B UT RETURN AGAIN
    T O YOUR LOVED ONE ,
    W EEPING HERE

 
    Der Text für das Lied Pö Atarau wurde 1915 geschrieben,
    um die Maori-Soldaten zu verabschieden,
    als sie in den Ersten Weltkrieg zogen.



Invercargill, Mitte April 2009

 
    Grace wohnte schon seit fast zwei Wochen im Victoria Railway Hotel in Invercargill. Es war eines der besten Häuser am Platz, aber Grace konnte den Charme der schottischen Gemütlichkeit kaum genießen. Sie hielt sich in ihrem Zimmer nur zum Schlafen auf.
    Ansonsten durchstreifte sie rastlos die südlichste Stadt Neuseelands, getrieben von dem einen Wunsch: Moira Barclay zu finden. Das scheußliche Wetter mit Sturm und Dauerregen war wie ein Spiegelbild ihrer Verfassung. Selten hatte sie sich so einsam und verlassen gefühlt wie hier am äußersten Zipfel der Welt. Soviel sie wusste, kamen gen Süden nur noch ein paar Inselchen und dann die Antarktis. Nicht einmal an der kulinarischen Spezialität der Stadt konnte sie sich erfreuen, denn sie mochte keine Austern. Und die gab es in der hiesigen Meerenge, der Foveaux Strait, im Überfluss. Grace hatte das in einem Reiseführer gelesen, den sie sich allerdings nicht gekauft hatte, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erkunden, sondern um sich vor Ort besser orientieren zu können.
    Wie so oft in den vergangenen Tagen spielte sie mit dem Gedanken, ihre Zelte in Invercargill abzubrechen, mit

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