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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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und steuerte direkt auf sie zu. Er sah schlecht aus in seinem festlichen Anzug und war weit davon entfernt, einen strahlenden Bräutigam abzugeben. Suzan wollte sich wortlos an ihm vorbeidrücken, aber er hielt sie am Arm fest. »Bitte, Suzie, ich habe dich überall gesucht. Ich musste dich noch einmal sehen, bevor du fährst.«
    Suzan sah angestrengt an ihm vorbei und schwieg hartnäckig.
    »Ich wollte dich nicht verletzen. Und ich flehe dich an, mir zu verzeihen. Glaub mir, niemals im Leben hätte ich deine Schwester geheiratet, wenn sie nicht schwanger geworden wäre. Nun habe ich keine andere Wahl. Deine Mutter droht mit einer Anzeige, wenn ich Deborah nicht heirate, mein Vater würde mich verstoßen, wenn ich sie sitzen ließe. Und ich habe eine Verantwortung dem Kind gegenüber. Ich will mich ja auch gar nicht bei dir beklagen. Du bist die Leidtragende. Dir habe ich unendlich wehgetan. Der Frau, mit der ich so glücklich hätte werden können ...« Er stockte. »Bitte, sieh mich noch ein letztes Mal an.«
    Suzan stöhnte genervt auf, tat aber, was er verlangte. Das aber bereute sie umgehend. Dieser traurige Blick aus seinen bernsteinfarbenen Augen. Suzan konnte nichts dagegen tun. Die Liebe, die sie für ihn empfand, breitete sich wie eine warme Welle in ihrem ganzen Körper aus. Sie spürte, dass er die Wahrheit sprach. Dass er eine Dummheit begangen hatte, die er bitter bereute und für die er einen hohen Preis würde zahlen müssen. Jetzt bekam er genau das Gegenteil von dem, was er sich von Herzen wünschte. Jetzt bekam er eine Frau, die ihm den Haushalt führte und den Rücken freihielt. Und mit der er allenfalls über die Modeneuheiten der Saison würde plaudern können. Während sie sich noch fragte, ob sie ihm wohl jemals verzeihen konnte, hatte ihr Herz längst gesprochen. Wie von selbst fanden sich ihre Münder, und sie küssten sich mit einer Leidenschaft, die schmerzte.
    Nachdem sich ihre Lippen voneinander gelöst hatten, vermied Suzan es, ihn noch einmal anzusehen, sondern drehte sich abrupt um. Erst als sie bei der Kellertreppe angelangt war, wandte sie sich noch einmal um.
    »Sean, ich liebe dich. Versprich mir eines: Werde glücklich! Den Schlüssel für das Moa-Verlies findest du hinter dem Weinregal. Bitte, hege und pflege es, und gründe die Ornithologische Gesellschaft Dunedins ohne mich. Das ist mein einziger Wunsch, den noch an dich habe.«
    Dann eilte sie die Treppe empor und versuchte, ungesehen in ihr Zimmer zu schlüpfen, ihr Gepäck zu holen und zum Bahnhof zu fahren. Keiner sollte ihre Tränen sehen. Ihre Mutter würde sie ohnehin nur mit Vorwürfen überhäufen, dass sie so wenig Haltung bewahrte und sich weigerte, wenigstens noch zur Hochzeit ihrer Schwester zu bleiben.
    Suzan hatte die Türklinke bereits in der Hand, als Debbie auf den Flur trat. Ihr stockte der Atem. Eine schönere Braut hatte sie noch nie zuvor gesehen. Ihre Schwester trug einen wahren Traum von einem Hochzeitskleid. Wie aus einem Modemagazin entsprungen, schoss es Suzan durch den Kopf. Doch auch aus ihrem Gesicht sprach etwas anderes als das ungetrübte Glück einer Braut. Sie sah nachdenklich aus.
    »Ach, Suzie, wie gut, dass ich dich noch treffe. Mom sagte, du hast dich schon von allen verabschiedet. Nur nicht von mir.«
    »Das hätte ich noch getan«, log Suzan.
    »Suzie, ich muss dir was sagen ...« Sie stockte. »Können wir in dein Zimmer gehen?«
    Suzan nickte und wischte sich hastig mit dem Ärmel über das Gesicht. Nicht dass eine Träne womöglich ihre wahre Verfassung verriet.
    Ein ungutes Gefühl überfiel sie, als sie Debbie im Zimmer gegenüberstand. So hatte sie ihre Schwester noch nie erlebt. Sie machte einen niedergeschlagenen Eindruck, und das wollte so gar nicht zu dem Tag ihres großen Triumphes passen. Nervös fuhr sie sich immer wieder durch das Haar und zerzauste die prachtvoll aufgesteckte Hochfrisur.
    »Suzie, ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, aber ich wollte dir nicht wehtun. Ich habe das alles nur getan, weil ich mich wahnsinnig in ihn verliebt habe. Weißt du, schon als ich ihn das erste Mal sah, da wusste ich, dass ich seine Frau werden möchte ...«
    Das habe ich allerdings auch gleich gewusst, dachte Suzan voller Bitterkeit, aber sie behielt es für sich. Wem brachte es etwas, wenn sie mit bösen Worten auseinandergingen? Außerdem wollte sie ihrer Schwester auf keinen Fall einen Einblick in ihre verletzte Seele gewähren.
    Deborah sah ihre Schwester flehend an.

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