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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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zum Hals. Sie betete, dass alles gut gehen und Deborah keinen Verdacht schöpfen würde. Doch die strahlte wie ein glückliches Kind, als sie Grace zur Tür hereinkommen sah.
    »Und ich dachte schon, wir langweilen Sie. Wo waren Sie denn bloß so lange? Haben Sie den Robben einen Besuch abgestattet?«
    »Ich habe mir nur ein wenig die Füße vertreten. Es ist traumhaft hier«, erwiderte Grace mit belegter Stimme.
    Deborah rümpfte die Nase. »Finden Sie? Ich sage immer. Moira, warum hast du mich an das Ende der Welt gebracht? Wissen Sie, ich habe früher in einer Villa in der Stadt gelebt. Bis meine Mutter starb. Sie fiel die Treppe hinunter. Ja, sie hatte zu viel getrunken. Das war tragisch. Und da kam dann meine Schwester zurück in die Stadt, und stellen Sie sich vor, meine Mutter hat ihr das Haus vererbt. Nicht uns! Ihr allein. Wegen des Moa-Verlieses, hat sie in ihrem Testament verfügt. Wissen Sie, da waren ein paar Knochen, die einst meine Großmutter gefunden hatte. Mein Mann, der war ganz verrückt danach. Wie oft hat er sich dort unten verkrochen. Ich konnte allein den feuchten Kellergeruch nicht ausstehen. Gut, es war ja der Beruf meines Mannes, sich mit toten Tieren zu befassen, aber man kann es auch übertreiben ...«
    »Alma, bitte, das interessiert die Dame doch alles nicht. Ich würde sagen, du legst dich hin, und ich plaudere noch mit unserem Gast«, mischte sich Moira unwirsch ein.
    »Sehen Sie, sie ist viel schlimmer als die Aufseherinnen im Gefängnis. Die waren immer so nett zu mir, im Gegensatz zu ihr!«, giftete Deborah.
    »Bitte, Alma, halt jetzt einfach deinen Mund!«, herrschte Moira sie an.
    »Nein, ich denke nicht daran. Du willst mich immer zum Schweigen verdonnern. Die Dame ist vom Reverend geschickt und nicht von der Zeitung. Es tut gut, mal über all das zu reden, solange ich mich daran erinnere.«
    Moira warf Grace einen flehenden Blick zu, den diese ignorierte. Nein, um keinen Preis würde sie dieses Haus verlassen, bevor ihre Mutter ihr erklärt hatte, warum sie sie als Baby weggeben hatte. Das war ihr gutes Recht. Die Angst, etwas Furchtbares zu erfahren und den Moment der Wahrheit hinauszuzögern, hatte sich längst in das Bedürfnis verwandelt, es schnellstens hinter sich zu bringen.
    »Meine Schwester wurde von allen hofiert. Frau Professorin war plötzlich furchtbar wichtig für die Gesellschaft. Als Enkelin von Antonia Evans. Antonia war ja auch meine Großmutter, aber das hat keinen interessiert. Aber dafür waren wir glücklich, mein Mann und ich ... Wir haben uns wunderbar verstanden und ...«
    »Und Kinder hatten sie keine?« Grace fiel es nicht leicht, Deborah diese Frage im unverbindlichen Plauderton zu stellen.
    »Nein, Kinder hat Alma nicht«, kam Moira einer Antwort ihrer Freundin zuvor. Sie sagte das in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    Deborahs Gesicht aber verfinsterte sich augenblicklich. »Nein, Kinder hatte ich keine«, echote sie, bevor sie in grübelndes Schweigen versank.
    Grace hatte schon Sorge, dass alles so kurz vor dem Ziel doch noch scheitern und ihre Mutter ihr die letzte und entscheidende Antwort schuldig bleiben würde. Voller Anspannung beobachtete sie Deborah, die völlig abwesend zu sein schien.
    »Gehen Sie endlich. Sie sehen doch, wie sie sich quält«, raunte Moira Grace vorwurfsvoll ins Ohr.
    »Es ist mein Leben. Ich habe ein Recht, es zu erfahren«, zischelte Grace zurück.
    »Kommen Sie mit mir vor die Tür. Es ist schnell erzählt.«
    Grace aber blieb stur sitzen und ließ ihre Mutter nicht aus den Augen. Plötzlich brach Deborah in lautes Schluchzen aus.
    »Was ist mit Ihnen?«, fragte Grace erschrocken.
    »Vierzehn lange Jahre hatte ich darauf gewartet, ihm endlich ein Kind zu schenken. Stellen Sie sich einmal vor, welche Qualen ich erlitten habe. Er wurde mir immer fremder. Ich wusste doch, wie sehr er sich Kinder gewünscht hat. Es gab keinen Arzt, den ich nicht aufgesucht hätte. Dann hat er sich von mir zurückgezogen. Ich habe es nicht ertragen und immer mehr getrunken, wie meine Mutter. Ein eigenes Schlafzimmer hat er gewollt. Dann kam er gar nicht mehr in mein Bett ...« Wieder hielt sie erschöpft inne.
    »Das ist ein gutes Stichwort. Du bist müde und musst jetzt schlafen ...«, unterbrach Moira die Freundin hastig und trat auf sie zu. Vorsichtig packte sie sie am Arm und wollte ihr vom Stuhl helfen, doch Deborah schüttelte sie ärgerlich ab. »Behandle mich nicht wie ein ungezogenes Kind. Ich will endlich darüber

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