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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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nicht ganz ungefährlich für eine Frau allein. Am besten, Sie gehen in die Straße rechts hinter dem Hotel. Da hält sich eine Menge übles Pack auf. Und wenn die junge Dame denen in die Hände fällt ...«
    Richard aber brach in dröhnendes Gelächter aus.
    »Ach so? Übles Pack? Sie wollen mich wohl loswerden, was? Nein, nein, den Gefallen tue ich Ihnen nicht, ich bleibe.«
    Mister Piwi fühlte sich durchschaut. Das machte die Sache nicht eben leichter. Der Kerl würde bestimmt beim geringsten Geräusch auf den Flur eilen. Und in diesem alten Haus konnte sich keiner lautlos bewegen. Die Dielen und die Stiege knarrten nun einmal ganz fürchterlich.
    Ehe sich Mister Piwi das noch zu Ende ausmalen konnte, hatte sich Richard bereits auf das Sofa gefläzt, das gegenüber der Rezeption stand. »Ich habe eine bessere Idee. Ich werde hier übernachten. Dann muss sie an mir vorbei, wenn sie wiederkommt«, sagte er immer noch höhnisch lachend. »Aber was werden Sie denn so bleich, guter Mann? Sie wird ja kaum freiwillig zurückkommen. Es sei denn, sie lauert irgendwo, um den richtigen Augenblick für ihre Flucht abzuwarten. Was für ein Pech aber auch!«, fügte er feixend hinzu.
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können«, erwiderte der Alte scheinbar ungerührt.
    Er konnte nur hoffen, dass sein freundlicher Gast aus der Suite Verständnis für diese Notlage aufbrachte und dafür, dass er ihn in dieser Angelegenheit so unverblümt um Hilfe gebeten hatte. Doch wenn Mister Piwi danach urteilte, wie verzückt Mister Wayne die hübsche Lady angesehen hatte, durfte er davon ausgehen, dass es ihm ein besonderes Vergnügen bereitete, ihr aus der Patsche zu helfen.
    »Was schielen Sie eigentlich immer so verstohlen zur Treppe, Mister? Haben Sie meine Verlobte vielleicht in der oberen Etage versteckt?«
    Der alte Mann schreckte aus seinen Gedanken und konterte blitzschnell: »Die Zimmer oben sind alle belegt, und ich glaube kaum, dass die junge Dame zu einem unserer Gäste ins Zimmer geflüchtet ist.«
    Richard lachte bellend, doch dann hielt er inne und musterte interessiert den vornehm aussehenden Herrn, der jetzt die Treppe hinuntereilte und zielstrebig auf die Rezeption zusteuerte, ohne ihn überhaupt wahrzunehmen.
    »Mister Piwi, ich wollte fragen, was mit der jungen Dame ...«
    »Aber Mister Wayne, wir sind doch ein diskretes Haus. Natürlich kann die junge Dame bei Ihnen übernachten. Ich meine, es ist Ihr Geld, das Sie für eine Nacht zahlen«, fuhr Mister Piwi ihm über den Mund. »Das war jetzt nicht für Ihre Ohren bestimmt, Mister Parker«, fügte er an Richard gewandt in entschuldigendem Ton hinzu, »aber wo Sie es nun schon mit angehört haben: Wir können Ihnen jederzeit eine Dame aufs Zimmer bestellen. Ich meine, weil Ihre Verlobte Ihnen doch weggelaufen ist und bestimmt nicht mehr zurückkommt.«
    »Na, Sie sind mir einer, spielen den Moralapostel und betreiben ein Bordell!«, rief Richard und lachte dreckig.
    Damon Wayne warf dem ungehobelten Kerl, der mit seinen schmutzigen Schuhen auf dem Sofa lümmelte, einen flüchtigen Blick zu, bevor er sich wieder an Mister Piwi wandte. Er hatte verstanden, was der alte Mann mit diesem Geplänkel bezweckte. Überschwänglich bedankte er sich bei ihm und drückte ihm einen Schein in die Hand. Im Gehen rief er Richard zu: »Es lohnt sich, Mister, es sind alles rassige Mädchen! Eine schöner als die andere!«
    Mister Piwi sah Mister Wayne erleichtert hinterher, als der, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, laut summend ins obere Stockwerk verschwand.

 
    Selma litt Höllenqualen, seit der nette junge Mann sie im Zimmer allein gelassen hatte. Wie ein Kaninchen vor der Schlange starrte sie zur Tür. So groß war ihre Furcht, Richard würde sie hier aufspüren. Bei jedem Geräusch im Flur zuckte sie zusammen. Da hörte sie schon wieder ein lautes Knarren der Stiege. Selma hielt die Luft an. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, und sie zitterte am ganzen Körper. Aber es passierte nichts, außer dass jemand am Zimmer vorbei über den Flur huschte.
    In ihrer ganzen Panik konnte sie überdies kaum fassen, dass sich zwei wildfremde Menschen wie Mister Piwi und dieser Mister Wayne so sehr um sie sorgten. Solche Fürsorge war ihr in diesem Maß noch nie zuvor widerfahren.
    Unwillkürlich musste Selma an Will denken. Doch, er hatte sie auf Händen getragen, aber er war kein Fremder gewesen. Er hatte oft gescherzt, dass sie bei jedem Mann unwillkürlich den Beschützerinstinkt wecke. Sie

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