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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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in der Lage war, Suzan wieder anzuschauen, war der Spuk vorüber. So als hätte es jene dämonische Fratze nur in ihrer Fantasie gegeben. Die Professorin lachte zwar nicht mehr, aber sie guckte zumindest freundlich und zugewandt.
    Habe ich mir das etwa nur eingebildet?, fragte sich Grace zweifelnd, doch sie war überzeugt, diese Verwandlung beobachtet zu haben, und versuchte, sich zu erinnern, welche Worte diese Gesichtsmetamorphose genau hervorgerufen hatten. Es war folgender Wortlaut: Wissen Sie was? Ich adoptiere Sie als meine neuseeländische Familie. Das fand sie sicher total distanzlos, mutmaßte Grace.
    »Entschuldigen Sie, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist. So plump vertraulich bin ich sonst eigentlich nicht, vor allem, wenn ich jemanden noch keinen Tag kenne. Sind Sie mir böse?«
    »Nein, natürlich nicht. Das haben Sie entzückend gesagt. Ich bin nur gerade mit meinen Gedanken abgeschweift und wurde plötzlich an eine unschöne Sache erinnert.«
    Ob sie daran gedacht hat, wie sie zu diesen schrecklichen Verletzungen in ihrem Gesicht gekommen ist?, fragte sich Grace. Ob es wohl ein Unfall war?
    »Sie möchten wissen, warum ich so entstellt bin, nicht wahr?« Suzan musterte Grace durchdringend.
    »Ja, nein, nicht direkt, das würde ich nie fragen ...«, stammelte Grace peinlich berührt, weil sie sich durchschaut fühlte.
    »Ich werde es Ihnen erzählen, aber erst, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.«
    Ja, ja, ich weiß, dann, wenn sie bei ihrer eigenen Geschichte angelangt ist, dachte Grace, aber sie hielt den Mund. Sie hatte sich gerade damit arrangiert, dass allein Suzan bestimmte, was, wann und wie viel sie ihr erzählte.
    »Und Sie sind mir wirklich nicht böse, dass ich Ihnen zu nahe getreten bin?«, fragte sie stattdessen entschuldigend.
    »Nein, Grace, es ist alles gut. Und ich will ehrlich zu Ihnen sein. Ja, ich dachte eben daran, wie das hier passiert ist.« Suzan deutete auf ihre Narbe. »Aber nun lassen Sie uns noch ein wenig über den Moa plaudern. Oder wollen Sie wissen, wie es Selma ergangen ist?«, fügte sie in betont lockerem Ton hinzu.
    Grace aber hörte Suzan gar nicht mehr zu. Gebannt blickte sie zu dem Nachbartisch hinüber. Auch wenn er mit dem Rücken zu ihr saß, gab es keinen Zweifel daran, dass es Hori war. Dafür konnte sie seine Begleiterin umso besser erkennen: Lucy, die hilfsbereite Maori, die sie zum Hotel gefahren hatte. Und die gerade ganz vertraut ihre Hand auf seine legte. Also doch, schoss es Grace durch den Kopf. Sie ist seine Freundin!
    Grace wollte hastig den Kopf abwenden, aber sie konnte nicht, und da war es auch schon zu spät. Lucy hatte sie erkannt und winkte ihr zu. Und prompt drehte sich auch Hori um.
    »Hey, haben Sie ein Gespenst gesehen?«, fragte die Professorin neugierig.
    Erschrocken wandte Grace den Blick vom Nachbartisch ab. »Nein, es ist nur so, der Mann, der am Nebentisch sitzt ...«
    Weiter kam sie nicht, weil Hori nun bereits an ihren Tisch getreten war und Suzan höflich begrüßte.
    »Sie müssen die Ornithologin sein, von der Grace so geschwärmt hat.«
    Suzan lächelte geschmeichelt. »Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«
    »Hori Tonka.« Er reichte ihr die Hand, die Suzan kräftig schüttelte. Dann begrüßte er Grace. Sie spürte einen Kloß im Hals. Hoffentlich verschlägt es mir nicht die Sprache, dachte sie noch, als er auch ihr die Hand zur Begrüßung reichte.
    »Es tut mir sehr leid, wie alles gelaufen ist. Du sollst nur wissen, dass Barry ein total schlechtes Gewissen hat. Ich habe ihn zwar noch nicht selbst gesprochen, aber Lucy war gestern Abend noch bei ihm, nachdem sie dich zum Hotel gebracht hat. Er ist seitdem nur noch betrunken. Vielleicht redest du einfach noch einmal mit ihm. Es wäre doch schade, wenn eure Begegnung so unerfreulich enden müsste. Schließlich bist du für ihn um die halbe Welt gereist. Gib ihm eine Chance!«
    »Mein Bedarf ist gedeckt.«
    »Wenn du jemanden zum Reden brauchst, dann melde dich doch bitte. Du hast ja meine Karte, oder?«
    Grace nickte. »Du solltest jetzt an deinen Tisch zurückgehen. Lucy wartet. Und ich habe mit Misses Almond wichtige Dinge zu besprechen. Bis bald.«
    Sie wandte sich abrupt von ihm ab.
    »Ja, dann bis bald, Grace.«
    Sie aber würdigte ihn keines Blickes mehr, sondern versuchte, die verdutzte Suzan in ein Gespräch über die Fortpflanzung der Dinornis zu verwickeln.
    »Entschuldigen Sie, aber was war das denn für

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