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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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verdorben habe.
    »Es tut mir leid, aber ich muss immerzu weinen, wenn ich an das denke, was mir widerfahren ist. Ich hätte gern in diesem Haus gearbeitet, aber ich will Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen.« Selma wandte sich um und ging zur Tür.
    »Komm her, und setz dich zu mir! Wehleidige Mädchen, die gleich weglaufen, sind mir zuwider«, schnaubte Mama Maata.
    Selma machte kehrt und trat zögernd auf den Tisch zu.
    »Hinsetzen, habe ich gesagt!«
    Selma tat, was Mama Maata verlangte.
    »So, und nun will ich wissen, was du kannst. Kochen? Nähen? Im Garten arbeiten? Servieren?«
    Selma senkte den Blick.
    »Bis auf Servieren alles. Bei uns auf der Farm wurde der Topf auf den Tisch gestellt, und alle haben sich bedient. Serviert wurde nur bei den feinen Herrschaften in St. Yves. Meine Freundin Kimberly hat mal bei einer reichen Familie gedient, und die musste jeden Teller an die Tafel tragen. Aber dafür kann ich gut putzen.«
    »Und? Redest du immer so viel?«
    Selma bekam rote Ohren. »Ich? Ja, nein ... Also bei der Arbeit nicht so viel, aber schweigsam bin ich nicht gerade. Ich meine, schon, wenn man mir ein Geheimnis anvertraut, dann schweige ich wie ein Grab.«
    Ein Lächeln huschte über Mama Maatas Gesicht.
    »Du bist ehrlich, und das gefällt mir. Übrigens, ich unterhalte mich gern dabei, wenn ich Berge von Geschirr abwasche. Nicht dass du mich falsch verstehst: Ich mag keine stummen Mädchen. Hörst du gern Geschichten?«
    »Und wie! In New Mills gab es den alten Ian, der hat uns Kindern stundenlang Geschichten erzählt von den Kelten. Und wie es in der Welt aussieht. Er hat die ganze Erde umsegelt und kennt jeden noch so entlegenen Flecken. Von ihm habe ich mehr gelernt als in der Schule.«
    »Willst du etwas über mein Volk erfahren?«
    »Gern!«
    »Gut, dann nimm dir einen Besen und mach die Küche sauber.«
    »Heißt das, ich kann sofort anfangen?«
    »Nicht sofort. Du musst dich noch umziehen. In dem feinen Kleid kannst du unmöglich das Haus putzen.«
    »Aber was wird Mister Damon sagen, wenn ich sein schönes Kleid nicht mehr tragen darf?«
    »Mister Damon hat dir ein Kleid geschenkt? Sag mal, Kindchen, du lässt dich doch nicht etwa von dem Lausebengel aushalten?«
    Selma verstand sofort, worauf die fremdartige Frau anspielte.
    »O nein, bitte denken Sie nicht so etwas. Mister Damon ist der anständigste Mann auf dieser Welt. Der würde niemals einer Frau ...«
    »Das hätte mich auch gewundert«, unterbrach Mama Maata Selmas Plädoyer für den jungen Rechtsanwalt. Dabei hatte sich die Miene der Maori verfinstert. »Wenn du mir von Mister Charles empfohlen worden wärest, hätte ich keinen Zweifel daran gehegt, dass du dessen Liebchen bist, aber Mister Damon ist aus anderem Holz geschnitzt. Soll mal einer verstehen, warum die Missy das nicht sieht, sondern stattdessen den Bruder Leichtfuß vergöttert.«
    »Sie mögen Mister Damons Bruder nicht, oder?«
    »Das geht dich gar nichts an, Kindchen. Frag nicht so neugierig! Geh lieber dort hinüber in die Kammer, und nimm dir eins von den Arbeitskleidern. Ich glaube, wir haben auch ein winzig kleines. Spute dich, ich brauche flinke Mädchen.«
    Selma stand auf. Sie lächelte bei dem Gedanken, dass sie es geschafft hatte.
    »Was gibt es denn da zu grinsen?«, fragte Mama Maata unwirsch.
    »Nichts«, seufzte Selma. »Es ist nur so: Mister Damon hat mir erzählt, dass Ihnen bislang keines der Mädchen zugesagt hat, und ich war in Sorge, dass Sie mich ablehnen, weil ich so zierlich wirke. Da hat Mister Damon prophezeit, dass Sie trotzdem erkennen würden, ob ich gut und viel arbeiten kann.«
    Mama Maata lächelte hintergründig. »Er ist ein guter Junge, aber worauf wartest du noch? Oder willst du den lieben langen Tag mit Schwatzen verbringen?«
    Hastig begab sich Selma in die Kammer und griff sich einen der unförmigen Leinensäcke. Vorsichtig zog sie ihr schönes blaues Kleid aus und hängte es sorgfältig an einen Haken.
    Gerade als sie in der Arbeitskleidung die Küche betrat, kam Damon herein. In seinem Gesicht stand die blanke Neugier geschrieben.
    Selma wollte noch rasch in der Kammer verschwinden, weil sie sich genierte, ihm so unter die Augen zu treten, aber da hatte er sie schon erblickt.
    »Sie können alles tragen. Sogar die von Mama Maata entworfenen und eigenhändig genähten Säcke.«
    Wider Willen musste Selma lachen, als Mama Maata mit gespielter Strenge den Zeigefinger hob und Damon drohte.
    »Lausejunge, nichts wie raus aus

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