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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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meiner Küche, und halte das Mädchen nicht von der Arbeit ab!«
    »Das heißt, sie hat die Stellung?«, fragte er erfreut und zwinkerte Selma zu.
    »Von mir aus ja, aber das letzte Wort hat immer noch die Missy«, erklärte Mama Maata energisch.
    »Das glaubst du doch wohl selbst nicht«, erwiderte Damon lachend und konnte gerade noch aus der Küche flüchten, bevor ihn ein Lappen traf, den die Maori ihm an den Kopf zu werfen versucht hatte.

 
    Die Arbeit im Hause der Familie Wayne machte Selma von Tag zu Tag mehr Spaß. Sie lauschte beim Abtrocknen den Maorilegenden von Mama Maata, genoss ansonsten ihre mütterliche Fürsorge und sang beim Putzen ihr Lieblingslied Away, Away! My Heart's on Fire! aus der komischen Oper Die Piraten von Penzance. Sie selbst hatte diese Oper nie gesehen, aber die Familie, bei der Kimberly in Diensten stand, war dreimal in London bei einer Aufführung gewesen. Mabel, die Tochter des Hauses, kannte alle Melodien auswendig, und Kimberly hatte bei jenem Stück stets die Partie des Frederic singen müssen. Ihre Künste hatte sie dann wiederum der Freundin vorgeführt. Selma liebte dieses Lied über alles und schmetterte es gern bei der Arbeit.
    Sie war gerade dabei, den Salon im oberen Stockwerk gründlich sauberzumachen, als sie jäh in ihrem Gesang unterbrochen wurde.
    »Was machen Sie denn hier, und was fällt Ihnen ein, so laut zu singen? Wer sind Sie überhaupt?«
    Erschrocken fuhr Selma, die gerade unter dem Esstisch kauerte, um die Beine abzuwischen, hoch und stieß sich dabei ganz fürchterlich den Kopf an der Tischkante. Sie konnte einen Schmerzensschrei gerade noch unterdrücken, als sie eine rundliche ältere Dame erblickte, die ihre Hände in die Hüften gestemmt hatte und darauf wartete, dass sie unter dem Tisch hervorkroch.
    Das gelang Selma schließlich, ohne auch nur einen einzigen Klagelaut von sich zu geben, obwohl sie befürchtete, dass ihr ein Horn aus dem Kopf wachsen würde. Behände stand sie auf und hielt dem Blick der unfreundlich dreinschauenden Frau stand.
    »Ich bin das neue Mädchen. Selma Parker aus Cornwall.«
    Hatte die vornehm gekleidete Dame sie eben schon finster angesehen, so schien sie sie jetzt mit ihren Blicken förmlich zu durchbohren. Selma bekam es mit der Angst, denn sie ahnte sofort, wen sie da vor sich hatte.
    »Misses Wayne?«, fragte sie zögernd.
    »Wer hat dich denn eingestellt?«
    »Mama Maata.«
    »Und wo kommst du her? Ich meine, du wirst nicht vom Himmel gefallen sein, oder?«
    »Nein, ich komme direkt von einem Auswandererschiff, und Ihr Sohn, ich meine, Mister Damon, hat mir netterweise angeboten, dass ich in Ihrem Haus arbeiten kann, und mich von Auckland nach Dunedin mitgenommen.«
    »Und du hast es nicht für nötig befunden, abzuwarten, bis ich zurück aus Christchurch bin? Dann will ich offen zu dir sein. Ich möchte keine Auswanderinnen im Haus ...«
    »Aber warum ... Sie sind doch selbst ...« Selma stockte und biss sich erschrocken auf die Lippen.
    »Hüte deine Zunge. Und mach, dass du rauskommst ...« Misses Wayne griff in ihre Handtasche und zog einen Schein hervor.
    »So, das nimmst du, und dann verlässt du mein Haus!«
    »Was ist denn hier los?«, mischte sich nun ein älterer, gut aussehender Mann ein, der ohne Zweifel der Vater von Damon war. Er ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten, dachte Selma, die gleichen weichen Gesichtszüge, das dunkle Haar und die schlanke hochgewachsene Figur.
    »Das möchte ich auch mal wissen. Dein Sohn hat uns direkt von einem Auswandererschiff aus Auckland diese Fremde ins Haus geholt. Das musst du dir mal vorstellen. Man weiß doch, was heutzutage so alles für Pack in unser Land geschwemmt wird ...«
    »Ich bin ein anständiges Mädchen aus Cornwall, das sich noch niemals etwas hat zuschulden kommen lassen. Außer, dass mein Mann während der Überfahrt über Bord ging und mich zur mittellosen Witwe gemacht hat«, erklärte Selma mit fester Stimme. Jegliche Angst vor dieser Frau, die sie immer noch ansah, als wäre sie Abschaum, war verflogen.
    »Cornwall, woher denn da?«, fragte der Mann interessiert, aber seine Frau fuhr ihm rasch über den Mund.
    »Hör doch nur, Adrian, was für einen frechen Ton diese Person an sich hat! Und schau sie dir doch nur an, ein Hühnchen mit Armen wie Bohnen. Wenn die mal bloß nicht die Schwindsucht hat. Nein, beim besten Willen nicht. Da siehst du mal wieder, wie rücksichtslos dein Sohn ist. Nur um den Armen und Schwachen zu helfen, bringt er uns

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