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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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würde sein, wenn sie ihn am Tisch flambierte.
    Hoffentlich ist Misses Wayne nicht böse, dass es in diesem Jahr meinen speziellen Pudding gibt, dachte Selma bang. Sie hätte die Dame des Hauses gern vorher um Erlaubnis gebeten, aber Mama Maata hatte das für Unsinn gehalten. »Sie wird sich freuen«, hatte sie Selma prophezeit, denn der Pudding nach Misses Waynes Rezept hatte keinem besonders gut geschmeckt.
    Selma sprang auf und zog hastig ihren Schuh an, als Mama Maata und die Mädchen nun mit Bergen von Geschirr in die Küche zurückkehrten.
    »Dein Auftritt, mein Kind. Es ist alles bereit für deine Süßspeise!«, rief die Maori und machte ihr ein Zeichen, dass es mit Sicherheit gut gehen werde.
    Entschieden nahm Selma das Tablett, auf dem die Kupferpfanne mit dem Pudding und eine Flasche Brandy standen. Sie atmete noch einmal tief durch. Eines der Mädchen begleitete sie, um ihr die Türen zu öffnen.
    Als sie den Salon betrat, würdigte sie keiner auch nur eines Blickes. Bis auf einen, Charles, der ihr frech zublinzelte. Selma spürte, wie ihr heiß vor Scham wurde, aber keiner hatte es bemerkt. Alle lauschten der dröhnenden Stimme des alten Mister Wayne.
    »Habt ihr schon gehört? Jetzt will dieser Larnach da oben auf seinem Hügel doch tatsächlich einen Ballsaal für seine Tochter Kate bauen lassen.«
    »Tatsächlich?«, rief Dorothy Adison spöttisch aus. »Wahrscheinlich muss alles wieder vom Feinsten sein: Marmor aus Italien, Stein aus Aberdeen und venezianisches Glas.«
    »Nicht zu vergessen die Kunsthandwerker aus Europa«, ergänzte Ida Wayne giftig.
    »Ich finde es eine Schande, was der große Lawson da für einen Klotz hingestellt hat. Larnach Castle, dass ich nicht lache. Nur Protzerei, keine Spur von Eleganz. Eine Scheußlichkeit, wenn ihr mich fragt.«
    »Ach, Adrian, nun fang doch nicht schon wieder mit deinem Lieblingsfeind an«, lallte Gerald Adison, während er noch einen kräftigen Schluck Wein nahm. »Du kannst ihm nur nicht verzeihen, dass er damals den Wettbewerb um die Ausschreibung der First Church gewonnen und euch allesamt abgehängt hat.«
    »Weil er mit allen Tricks gekämpft hat. Wenn einer seinen Entwurf für eine presbyterianische Kirche unter dem Pseudonym Presbyter einreicht, ist es kein Wunder, dass er gewinnt. Außerdem kungelt er doch mit dem Baurat. Und wir müssen mit dieser architektonischen Sünde leben! Aber der Kerl bekommt ja mittlerweile alle Aufträge hinterhergeworfen. Ob es die Hallen für die Weltausstellung sind oder das Opernhaus. Und dann dieser überkandidelte Irrenhausbau. Neogotik, dass ich nicht lache. Das Haus ist genauso verrückt wie die Leute, die sie dort einsperren werden. Und dabei gibt es schon jetzt Gerüchte, dass in den Wänden Risse sind. Aber Aufträge bekommen, während unsereins leer ausgeht.«
    Ida Wayne sah ihren Mann besorgt an.
    »Adrian, reg dich bitte nicht so auf. Das ist der Lawson nicht wert.«
    »Deine Frau hat recht. Mann, was schert es dich überhaupt? Du bist einer der reichsten Männer der Stadt, und dein Geschäft machst du mit den Schiffen.«
    »Ich bin Künstler, Gerald, und was hätte ich hier für Gebäude schaffen können, aber stattdessen verschandelt dieser Lawson ungestraft unsere Stadt!«
    »Aber Schatz, du hast doch gerade erst die Villa der Hensons entworfen.«
    »Die Villa von Bertram Henson? Das ist fünf Jahre her! Und was ist die Villa der Hensons gegen Kirchen, Opernhäuser? Außerdem war es die einzige Villa, die ich je gebaut habe. Dabei könnte ich wahre Kunstwerke schaffen ...«
    »Mutter, Vater, der Nachtisch ist da«, unterbrach Damon nun energisch das angeregte Gespräch seiner Eltern und der Gäste. Er deutete auf Selma, die wie angewurzelt mit ihrem Tablett in der Hand dastand.
    Jetzt blickten sie alle erwartungsvoll an. Selma schaffte es, den Pudding ohne Probleme zu flambieren. Danach teilte sie ihn in sieben gleiche Portionen. Bevor sie ihn servierte, sagte sie mit fester Stimme: »Ich hoffe, er schmeckt Ihnen. Es ist ein Rezept aus meiner Heimat Cornwall, und wir haben ihn jedes Weihnachten genossen.«
    Alle nickten ihr freundlich zu, bis auf Misses Wayne, die kritisch die Stirn runzelte. Als Selma ihr den Teller hinstellte, zischte die Dame des Hauses: »Wer hat dir erlaubt, ein eigenes Rezept auszuprobieren?« Doch da stöhnte bereits Dorothy Adison verzückt auf: »Selma, der Pudding ist großartig. Ach, wenn Sie den auch für mich machen könnten. Vielleicht darf ich Sie mir einmal ausleihen.

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