Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)
die pure Leidenschaft. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, und in ihrem Bauch spürte sie etwas, das sich wie süßer, warmer Weihnachtspudding anfühlte.
Sie nahm einen kräftigen Schluck. Der Weihnachtspudding fing zu brennen an, und die Hitze breitete sich in Windeseile bis in ihren Kopf aus. Sie nahm noch einen Schluck, und noch einen. Charles beobachtete sie amüsiert.
Dann war ihr Glas leer. Selma fühlte sich seltsam berauscht. Sie sah Charles herausfordernd an. Plötzlich fühlte sie sich stark und unverwundbar. Die ganzen schrecklichen Bedenken, ob sie ihm trauen durfte oder nicht, wollten sich gerade in Luft auflösen.
»Ich muss intensiv in deine Augen blicken, um festzustellen, ob du ein guter Mann bist oder nicht«, kicherte sie vertraulich, nachdem Charles ihr nachgeschenkt und sie ein zweites Glas fast in einem Zug hinuntergestürzt hatte.
Charles lächelte sie gewinnend an. »Nur zu. Ich habe nichts zu verbergen. Du wirst in meinen Augen nur lesen, dass ich dich liebe ...«
Selma lächelte selig. »Sag das noch einmal«, verlangte sie mit leicht verwaschener Stimme.
»Ich habe nichts zu verbergen.«
»Das andere«, kicherte sie.
»Ich liebe dich.«
Selma vergaß vor lauter Glückseligkeit, Charles in die Augen zu sehen. Da hatte er sie auch bereits zu sich herangezogen und geküsst.
Ich liebe dich! Diese drei Worte tanzten durch Selmas Kopf und ließen sie ganz schwindlig werden. Voller brennender Leidenschaft erwiderte sie seinen Kuss. Sie wehrte sich nicht einmal, als er sie sanft auf den Boden drückte, bis sie auf dem Rücken lag. Erst als er sich über sie beugte, regte sich ihr Widerstandsgeist.
»Das geht zu weit, mein Herr«, erklärte sie mit gespielter Empörung und setzte sich abrupt auf, sodass er zur Seite rollte. Sie lachte Tränen über sein verdutztes Gesicht, und Charles fiel in ihr ansteckendes Gelächter ein.
Er füllte ihr Glas noch einmal voll und forderte sie auf, es zu trinken. Das ließ sich Selma nicht zweimal sagen. Hastig schluckte sie das prickelnde Wasser hinunter. Eigentlich schmeckte es ihr gar nicht, aber sie fühlte sich mit jedem Schluck leichter und unbeschwerter.
»Gib mir noch mehr!«, bettelte sie. Charles goss ihr belustigt nach. Nachdem sie das vierte getrunken hatte, nahm er ihr das leere Glas aus der Hand und ließ es in den Korb gleiten, bevor er sie erneut küsste. Wieder drückte er sie sanft zu Boden. Dieses Mal rollte er sich mit seinem Gewicht so auf sie, dass sie nicht mehr ohne weiteres aufspringen konnte. Während er sie küsste, nestelte er an ihrer Bluse herum auf der Suche nach Knöpfen. Schließlich fand er sie an der Seite und öffnete sie mit geschickten Fingern.
Selma erschrak, als er versuchte, ihr die Bluse auszuziehen.
»Bitte nicht«, flehte sie. Das war kein Spiel mehr. Das spürte sie trotz des angenehmen Prickelns, das ihren ganzen Körper ergriffen hatte. Aber sich ihm hingeben, nein, das wollte sie auf keinen Fall.
»Aber, meine Liebste, du bist doch keine scheue Jungfrau mehr. Du hattest bereits einen Mann. Du bist Witwe und weißt wohl, was geschieht, wenn man mit einem Herrn allein im Mondschein spazieren geht. Und bei mir willst du dich zieren? Bin ich dir denn so zuwider? Ich dachte, du magst mich ein bisschen.« Das klang ernsthaft beleidigt.
Selma wollte es ihm erklären und versuchte, sich aus dieser Lage zu befreien, aber er lag mit seinem Gewicht schwer auf ihr und hielt überdies ihre Arme fest.
»Charles, bitte, nicht, nicht so«, bettelte sie, woraufhin er sich zur Seite rollte und knurrte: »Wenn du mich nicht liebst, dann werde ich dich nicht dazu zwingen. Ich dachte, du willst es genauso wie ich. Schließlich bist du freiwillig mit mir zum Strand gegangen. Und Mädchen, die nichts von einem Mann wollen, zeigen ihm das angemessen.«
Selma setzte sich empört auf. Sie war den Tränen nahe. Er hatte ja recht. Sie benahm sich unmöglich. Insgeheim genoss sie seine Küsse und seine Berührungen. Und sie hatte ihm mit ihrem schamlosen Verhalten sehr wohl Hoffnungen gemacht. Sie schämte sich dafür, dass sie sich wie ein leichtes Mädchen benommen hatte.
»Aber Charles, versteh doch. Das mit uns hat keine Zukunft. Ich bin euer Dienstmädchen. Du könntest mich niemals heiraten. Und so will ich dir einfach nicht alles geben.«
Charles sah sie mit einem Mal ganz zärtlich an. »Ach, kleine Selma. Wie kommst du denn darauf? Natürlich kann ich dich heiraten.«
Jetzt konnte sie ihre Tränen nicht länger
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