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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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spät. Sie waren bereits an der Villa vorbeigefahren. Dann hat Charles Selma wohl tatsächlich geheiratet, mutmaßte Grace, aber sie traute sich nicht nachzufragen. Suzan würde ihr ohnehin keine befriedigende Antwort geben. Sie würde aller Voraussicht nach sagen: »Warten Sie ab, dazu kommen wir noch.« Aber da Suzan offenbar vom alten Wayne, diesem eitlen Architekten, als ihrem Ururgroßvater sprach, konnte es sich kaum anders verhalten haben. Grace musste schmunzeln. Jetzt fang ich auch schon an, wilde Spekulationen über den Fortgang der Geschichte anzustellen, dachte sie belustigt, aber es war immer noch besser, als sich über ihre eigenen Probleme den Kopf zu zerbrechen.
    Plötzlich musste sie an Barry denken. Suzans Geschichte bestärkte sie nämlich in ihrer Einsicht, dass es richtig war, sich auf keine weitere Beziehung zu dem leichtlebigen Maori einzulassen. Jener Charles erinnerte sie fatal an Barry, jedenfalls, was dessen Verführungskünste anging. Schade, dass sich Selma nicht in seinen Bruder, diesen Damon, verliebt hatte. Unwillkürlich schweiften ihre Gedanken jetzt zu Hori ab. Sie hatte stets das Bild vor Augen, wie er ihr oben vom Flugzeug die Fjordlands gezeigt hatte und sich ihre Arme berührt hatten. Ein wenig bereute sie inzwischen, dass sie seine Karte einfach entsorgt und ihn bei ihrer Begegnung am folgenden Tag beim Inder so schroff behandelt hatte. Was ging es sie an, dass er womöglich mit dieser Lucy zusammen war? Sie wollte schließlich keine Beziehung mit ihm, aber es wäre schön gewesen, sich weiter mit ihm auszutauschen und ihn auf eine der Inseln zu begleiten ...
    »Grace, aufwachen! Träumen können Sie heute Abend, aber jetzt müssen Sie die Aussicht genießen.«
    Grace staunte nicht schlecht, als sie nun aus dem offenen Wagenfenster schaute. Es war für sie immer noch ungewohnt, aus dem linken Fenster zu blicken. Der Linksverkehr war auch einer der Gründe, warum sie sich noch keinen Wagen gemietet und die Gegend auf eigene Faust erkundet hatte. Sie befuhren eine Küstenstraße, zu deren linker Seite sich ein herrlicher Blick über den Otago Harbour bot und auf dessen anderer Seite sattgrüne Hügel emporstiegen, auf denen Schafe weideten.
    Grace lachte. »Es sieht aus, als hätten die Wiesen weiße Punkte.«
    »Schauen Sie nur, da ist schon Macandrew Bay!«, rief Suzan aus.
    Sie durchquerten einen Badeort mit kleinen bunten Holzhäusern, in dem die Palmen an der Promenade leise im Wind wehten und ein niedliches Café zum Einkehren einlud.
    »Haben Sie Lust, den Hügel zu sehen?«, fragte Suzan, als sie eine Straßenkreuzung erreichten.
    »Sie meinen den Hügel, auf dem die Villa der Waynes steht?«
    Suzan nickte. »Ich glaube, das ist der Weg. Ich war lange nicht mehr hier.« Sie bog in eine schmale Straße ein, die durch eine beinahe urwaldähnliche Vegetation führte.
    »Ich wusste gar nicht, dass es in Neuseeland Dschungel gibt«, wunderte sich Grace.
    »Ach, das ist doch noch gar nichts. Wir haben jede Menge Urwald auf unserer schönen Insel. Ich glaube, ich muss Sie eines Tages doch noch zu einer Rundreise entführen.«
    »Aber ich bleibe nur noch eine Woche«, entgegnete Grace schwach.
    »Ach Kindchen, machen Sie sich nichts vor. Sie haben sich doch schon entschieden, länger auf unserem wunderschönen Flecken Erde zu verweilen. Sie haben noch gar nichts vom Zauber der Insel genießen können. Und haben Sie nicht manchmal das Gefühl, Sie hätten hier noch etwas zu erledigen?«
    Suzan biss sich, kaum dass sie das ausgesprochen hatte, so heftig auf die Lippen, dass es wehtat.
    »Suzan, Sie sind unverbesserlich!«, fauchte Grace da auch schon. »Kommen Sie mir nicht schon wieder mit den Wurzeln! Ich dachte, Sie hätten es aufgegeben. Wissen Sie, Ihre Geschichte genügt mir völlig in Sachen Familienforschung. Ich befürchte, dagegen wäre meine ohnehin furchtbar langweilig. Ich meine, warum geben Eltern in der Regel ihre Kinder zur Adoption frei? Weil sie jung und arm sind. Was soll daran wohl interessant sein?«
    »Wollen wir uns nicht duzen?«, fragte Suzan völlig übergangslos. »Wir Kiwis haben es nicht so mit den Förmlichkeiten.«
    »Meinetwegen«, seufzte Grace. Der Seufzer galt allerdings mehr Suzans Art, übergangslos das Thema zu wechseln, wenn es ihr unangenehm wurde. Dann stutzte sie. Sagte man das ihr nicht auch immer nach? Dass sie galant zum nächsten Thema sprang, wenn sie keine Lust hatte, sich mit jemandem auseinanderzusetzen?
    »Da, da ist es!«, sagte

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