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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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erzählen sollen. Ein bildhübsches Ding, verlobt mit einem Burschen aus den Bergen, Joe Cameron. Dann fiel sie dem charmanten Mister Charles in die Hände. Sie hatte Glück, der Bursche, dieser Cameron, war anständig und hat sie trotzdem geheiratet. Aber sie ist kurz darauf vor Kummer todkrank geworden und gestorben. Nun ist der arme Cameron mit dem Wechselbalg allein. Und böse Zungen behaupten, der Junge sähe Charles verdammt ähnlich.«
    Selma hatte die Gesichtsfarbe gewechselt. Von Tiefrot zu Kalkweiß.
    »Aber ... aber, ich, ich ...«, stammelte sie.
    »Kindchen, sieh mir in die Augen. Du willst mich doch nicht etwa belügen? Ich habe recht, nicht wahr?«
    Selma senkte den Blick.
    »Also doch. Aber du bildest dir nicht etwa ein, dass er dich heiratet, oder?«
    Selma sah auf. »Nein, er heiratet demnächst Luisa Adison, und er wird niemals davon erfahren.«
    »Ja, aber wie stellst du dir das vor? Bald ist es nicht mehr zu verbergen. Und ich traue der Missy zu, dass sie dich dann sofort aus dem Haus wirft.«
    »Ich werde heiraten, und ich möchte, dass du mitkommst. Fort von hier!«
    Mama Maata sah Selma mit einem Blick an, als hätte die den Verstand verloren.
    »Mein Verlobter möchte das auch. Er hat den Vorschlag selbst gemacht.«
    »Jetzt spann mich nicht länger auf die Folter. Was ist geschehen? Wen wirst du heiraten?«
    »Mister Damon«, erwiderte Selma leise.
    »Mister Damon?«, schrie Mama Maata empört auf. »Aber Kindchen, das darfst du nicht tun. Er ist so ein feiner Mensch. Du kannst ihm doch kein Hurenkind unterschieben!«
    Selma legte der Maori beschwichtigend eine Hand auf den Arm. »Er weiß davon, und er möchte es so, aber nur unter einer Bedingung: Niemand wird je erfahren, dass er nicht der Vater ist. Du musst schweigen wie ein Grab.«
    »Natürlich werde ich das.« Mama Maata stockte und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Aber dass er das auf sich nimmt. Er ist einfach zu gut für diese Welt.«
    Selma zog ihre Hand weg. »Mama Maata, er liebt mich.«
    »Und du? Du trauerst diesem Hurenbock nach und nutzt die Liebe des armen Mister Wayne aus, nicht wahr?«
    »Nein, das tue ich nicht. Ich glaube, ich fange gerade erst an, ihn zu lieben. Und eines Tages werde ich keinen Gedanken mehr an den feinen Mister Charles verschwenden. Das schwöre ich dir, Mama Maata. Und, hast du dich entschieden? Kommst du zu uns?«
    »Kindchen, was fragst du noch? Hier werden bald Mister Charles und diese eingebildete Miss Adison das Sagen haben. Nein, ich möchte deine Kinder aufwachsen sehen. Ach, meine Kleine.«
    Die beiden Frauen umarmten einander herzlich. Selma weinte ein paar Tränen an Mama Maatas Brust, aber nicht nur um sich, sondern auch um die arme Sally, die nicht so viel Glück gehabt hatte wie sie.

 
    Nach drei Tagen, die Damon bereits fort war, hatte sich Selmas unerklärliche Angst langsam gelegt. Ihre Gedanken galten nur noch seiner Rückkehr. Im Hause Wayne war wegen der bevorstehenden Hochzeit außerdem viel zu tun. Selma war sehr froh, dass Damon und sie zum großen Fest bereits Mann und Frau sein würden. Misses Wayne ging Selma zum Glück aus dem Weg, und wenn sie sich einmal zufällig begegneten, liefen sie einfach grußlos aneinander vorbei.
    Mister Wayne hingegen musterte sie jedes Mal, wenn sie sich trafen, derart von oben herab, das es ihr schwerfiel, gleichmütig zu bleiben. Von seiner anfänglichen Freundlichkeit ihr gegenüber war nichts mehr übrig geblieben.
    Selma bereitete gerade das Mittagessen für Misses und Mister Wayne vor, weil Mama Maata heute und morgen zu einem Fest in ihr Dorf gefahren war. Sie summte fröhlich vor sich hin, als Ida Wayne plötzlich wie eine Rächerin in der Küchentür stand.
    »Komm mit!«, befahl sie. »Du hast Besuch.«
    »Ich?« Selma fuhr zusammen. Wer sollte sie denn besuchen? Ihr wurde sofort übel. Da war sie wieder, die Angst, aus einem Traum zu erwachen und zurück in die Abgründe der Gosse gestoßen zu werden. Sie zögerte.
    »Das tut mir leid, ich mache gerade Ihr Essen und ...«
    »Bist du schwerhörig? Ich sagte: Komm!«
    Misses Wayne trat einen Schritt auf sie zu, packte sie am Arm und zog sie mit sich. Nicht einmal ihre Schürze konnte sie sich abnehmen.
    Sie erstarrte, als Misses Wayne sie in den Salon schob. Dort stand neben Mister Wayne feist grinsend kein Geringerer als Richard Parker.
    »Ich glaube nicht, dass ich diesen Besuch empfangen will«, brachte Selma heiser hervor. Sie drehte sich auf dem Absatz um, doch

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