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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Richards Versuche, sie mit sich zu ziehen.
    »Nimm du die Beine«, befahl er daraufhin dem Matrosen und packte sie derweil unter den Achseln. Zögernd kam der junge Mann hinzu und bemühte sich, ihre Beine zu packen, aber sie trat nach ihm. Mit Genugtuung stellte sie fest, dass er ängstlich zurückwich.
    »Mach schon, Mann!«, brüllte Richard. Selma konnte die Qual im Gesicht des jungen Mannes lesen, als er härter zupackte. Wieder schickte sie dem verschüchterten Jüngling einen durchdringenden Blick. Er lief rot an. Ja, er wird mir helfen. Dessen war sich Selma sicher. Sie konnte es wagen, mit den beiden zu gehen. »Lasst mich runter. Ich werde dieses Haus aufrecht verlassen«, befahl sie.
    Sofort ließ der ehemalige Seemann ihre Beine los, und Richard half ihr beim Aufrichten. Dabei krallte er sich fest in ihren Arm. Sie fuhr herum und herrschte ihn an: »Und du, fass mich ja nicht an! Ich habe gesagt, dass ich dieses Haus freiwillig verlasse. Und ich halte mein Wort.«
    Voller Verachtung sah sie von Mister Wayne zu seiner Frau, die nun mit ihrem Koffer herbeigeeilt kam und zeterte: »Schafft mir doch endlich diese Verbrecherin aus den Augen!«
    In diesem Moment durchfuhr Selma ein bislang unbekanntes Gefühl, das durch ihr Inneres tobte wie ein Flächenbrand und alles zu vernichten drohte, was sich ihr entgegenstellte. Das würden sie ihr büßen! Die kleine Selma Parker würde sich an ihnen rächen! Und an Charles. Sie überlegte einen winzigen Augenblick, ob sie es ihnen nicht an den Kopf werfen sollte. Dass sie einen Bastard ihres Sohnes Charles unter dem Herzen trug, aber sie verwarf den Gedanken sofort wieder. Ida Wayne würde sie eine Lügnerin nennen, und Mister Wayne würde seiner Gattin eifrig beipflichten.
    Nein, dieses Kind gehörte ihr. Ihr ganz allein. Und sie würde es anständig durchbringen. So wie es ihre Mutter auch einst geschafft hatte. In dieser Familie hatte sie nichts mehr verloren. Selbst wenn Damon sie finden würde, sie würde ihn niemals heiraten können. Er war ein Teil dieser Sippe. Das änderte nichts daran, dass sie ihm tief im Herzen verbunden bleiben und niemals vergessen würde, was für ein wunderbarer Mann er war. Doch der Rest der Familie sollte eines Tages bitter bereuen, sie wie einen räudigen Hund aus dem Haus gejagt zu haben! Aber dann würde sie kein Erbarmen mehr kennen. Ich werde euch vernichten, schwor sich Selma Parker, als sie das Haus auf dem grünen Hügel hocherhobenen Hauptes für immer verließ.
    Hätten die Waynes das auch gewagt, wenn Mama Maata hier gewesen wäre?, fragte sie sich, während sie zur wartenden Kutsche eilte. Hätte sie diese grausamen Menschen von dem Irrsinn abhalten können, sie schutzlos dem Mörder ihres Mannes auszuliefern? Und hätte Damon ihr überhaupt noch geglaubt, jetzt, wo der Matrose beschwor, die Tat beobachtet zu haben? Hätte er sie unter diesen Bedingungen überhaupt noch heiraten wollen?
    Ohne noch einmal zurückzublicken, stieg Selma in die Kutsche.
    »Zum Bahnhof«, befahl Richard. Dann wandte er sich an Selma. »Siehst du, mein Liebling, es hat keinen Sinn, sich mit mir anzulegen. Das musste auch der gute Mister Piwi am eigenen Leibe spüren. Er wollte mir tatsächlich den Namen deines Entführers vorenthalten, da musste ich ein wenig nachhelfen. Aber keine Sorge, nur seine Nase, die ist gebrochen.«
    Selma aber sah an Richard vorbei und fixierte stattdessen den jungen Matrosen.
    »Peter Stevensen? Schämen Sie sich eigentlich gar nicht, einem Mörder zu helfen? Was hat er Ihnen dafür gegeben, dass Sie für ihn lügen? Sie haben es sicher nicht freiwillig getan, oder? Sie sind doch im Grunde Ihres Herzens ein anständiger Kerl.«
    Der junge Mann senkte den Blick, doch Richard lachte gehässig auf.
    »Er wollte vom Schiff fortlaufen und sich in Neuseeland ein neues Leben aufbauen. Ich konnte ihm ein neues Leben bieten. Schau nicht so schuldbewusst, Peter, du hast es doch gut auf meiner Farm.«
    »Du hast dir also vom Geld deines Bruders eine Farm gekauft?«, rief Selma außer sich vor Zorn.
    »Ja, stell dir vor, ich züchte Schafe, und uns fehlt zu unserem Glück nur noch eine treusorgende Ehefrau.« Ohne Vorwarnung griff er ihr unter das Kinn und sah sie drohend an. »Und du wirst mir nicht noch einmal fortlaufen. Wenn ich dich sogar am Ende der Welt aufspüre, werde ich es überall schaffen. Und Nelson ist ein beschauliches Städtchen. Es wird dir gefallen.«
    Als der Kutscher schließlich am Bahnhof von Dunedin

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