Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)
Adrian Wayne versperrte ihr den Weg zur Tür.
»Du weißt, wer dieser Herr ist?«, fragte Misses Wayne lauernd.
»Ich wiederhole. Ich möchte diesen Kerl nicht sprechen«, erwiderte Selma mit bebender Stimme.
»Aber, liebe Selma, ich glaube, du hast keine andere Wahl. Ich war leider gezwungen, den Herrschaften reinen Wein einzuschenken. Dass du unter Mordverdacht stehst. Dass du deinen Mann, meinen Bruder, umgebracht haben sollst.«
»Wir haben doch gleich gewusst, dass mit dir etwas nicht stimmt. Aber wie du es bloß geschafft hast, meinem Jungen den Kopf zu verdrehen? Wahrscheinlich ahnt er gar nichts von deinem kriminellen Vorleben«, zischte Mister Wayne.
»Ihr Sohn kennt die ganze Wahrheit. Er weiß, dass dieser Mann seinen Bruder über Bord gestoßen und dessen Geld gestohlen hat. Er weiß auch, dass er mich zur Heirat zwingen wollte, weil er mir ein Alibi gegeben hat. Und Damon hat mich in Auckland vor seinen Nachstellungen gerettet und hierher in Sicherheit gebracht.«
»Sehen Sie. Wie ich es Ihnen prophezeit habe. Sie wird Ihnen frech ins Gesicht lügen, aber mir ist es gelungen, den Zeugen, der sie nach der Tat hat wegrennen sehen, ausfindig zu machen. Ich werde ihn jetzt holen, damit ihr ein für alle Mal das Lügenmaul gestopft wird.«
»Richard, hau ab! Ich werde einen anständigen Mann heiraten und hoffe, dass du eines nicht allzu fernen Tages für deine Tat in der Hölle schmoren wirst.«
Aber Richard lachte nur dröhnend und verließ den Salon. Noch vom Flur herüber erschallte sein grausames Lachen.
»Bitte, glauben Sie mir. Nur dieses eine Mal«, flehte Selma. »Er hat meinen Mann umgebracht, und Damon hat mich aus seinen Klauen befreit. Bitte helfen Sie mir. Werfen Sie ihn hinaus. Oder sagen Sie ihm, er soll in drei Tagen wiederkommen, wenn Damon zurück ist. Der glaubt mir. Der kennt die ganze Geschichte. Bitte!«
»Dieser Mann hat recht. Du lügst ja, wenn du nur den Mund aufmachst. Und wenn dir mein Sohn tatsächlich geglaubt haben soll, dann bestimmt nur, weil du ihn entsprechend entlohnt hast«, giftete Adrian Wayne.
»Ich werde nicht zulassen, dass Damon sich lächerlich macht. Du verlässt das Haus. Heute noch«, pflichtete ihm seine Frau bei und musterte Selma triumphierend.
»Gut, dann lassen Sie mich einfach gehen. Und zwar jetzt. Oder bringen Sie mich zur Polizei! Aber übergeben Sie mich nicht den Händen dieses Mannes. Bitte. Versündigen Sie sich nicht, ich ...«
Selmas Betteln wurde unterbrochen, als die Tür aufging. Es war Richard, gefolgt von dem schüchternen Matrosen der Hermione, der nun die verschlissene Kleidung eines Landarbeiters trug. Richard schob ihn mitten in den Raum.
»Nun rede schon! Was hast du in jener Nacht gesehen?«
»Ich ... ich habe einen Mann und eine Frau gesehen, wie sie sich heftig gestritten haben. Und dann ... und dann hat sie ... sie ihn über Bord geschubst«, stotterte der ehemalige Seemann.
»Sie lügen!«, schrie Selma und wollte sich auf Richard stürzen, aber Mister Wayne hielt sie mit eisernem Griff fest.
»Merken Sie denn nicht, dass das ein Komplott ist? Verdammt, die beiden machen gemeinsame Sache! Bitte, lassen Sie uns auf Damon warten. Er ist mein Anwalt. Er wird mich notfalls verteidigen.«
»Oh, ein Anwalt!«, spottete Richard. »Da hat die Tochter der Magd aber einen guten Griff getan.«
»Sie ist was?«, fragte Ida Wayne mit angewiderter Miene.
»Ihre Mutter war Magd auf unserer Farm, und mein Bruder hatte sich in den Kopf gesetzt, sie zu heiraten. Wahrscheinlich hat sie ihn mit den gleichen Mitteln dazu gebracht wie Ihren Sohn.«
Selma war wie erstarrt, aber sie wollte nicht aufgeben. Noch nicht.
»Bitte, schicken Sie die Männer fort. Wenn Damon zurückkommt, dann holen Sie meinetwegen die Polizei, aber ich gehe nicht mit. Keinen Schritt.«
»Du bist wohl von allen guten Geistern verlassen?«, fauchte Mister Wayne sie an. »Nein, wir sind an keinem Skandal interessiert. Dass man sich womöglich überall erzählt, dass unser Mädchen eine gesuchte Mörderin ist. Wir wären dem Herren sehr dankbar, wenn er es übernehmen würde, dich der Polizei zu überstellen, ohne dass wir ins Gerede kommen.«
»Er wird mich nicht der Polizei übergeben. Er wird mich mitnehmen auf seine Farm und mich zwingen, ihn zu heiraten!«
Richard lachte dreckig. »Da überschätzt du deine Wirkung auf Männer aber erheblich, meine liebe Schwägerin. Und überhaupt, welche Farm? Womit sollte ich mir eine Farm kaufen können?«
»Vom
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