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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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hielt, stieg Richard als Erster aus und reichte Selma seine Hand. Sie aber ignorierte diese Geste und schnappte sich stattdessen rasch ihren Koffer.
    »Aber der ist doch zu schwer für dich. Lass mich das machen, Liebes«, gurrte Richard.
    »Ich trage mein Gepäck allein«, schnaubte sie, bevor sie ihm ächzend in einen Warteraum folgte. Sie hatten noch zwei Stunden Zeit bis zur Abfahrt des Zuges nach Christchurch. Christchurch? Ob sie ihm dort fortlaufen und nach Damon suchen sollte? Aber wo? Sie hatte keinerlei Anhaltspunkte, wo er sich befand. Nein, sie würde gar nicht erst in diesen Zug steigen.
    »Ich gehe noch ein wenig spazieren«, schlug sie nach einer Weile scheinbar beiläufig vor.
    »Gern, liebste Selma, aber nur in Begleitung meines jungen Freundes. Ich selbst bin zu müde«, säuselte Richard.
    Selma funkelte ihn wütend an. »Traust du mir etwa nicht? Ich lasse dir auch meinen Koffer hier.«
    Er lachte laut und dröhnend. »Das hast du schon einmal getan, meine Liebe. Und dann warst du mit diesem Laffen fort. Nein, Peter wird dich begleiten, und glaube mir, er ist stärker, als du glaubst. Und auch nicht so zimperlich, wie er tut.«
    Bebend vor Zorn verließ Selma den Warteraum. Peter folgte ihr auf dem Fuß. Eine Zeit lang gingen sie schweigend nebeneinanderher. Bis Selma unvermittelt stehen blieb und sich an den ehemaligen Matrosen der Hermione wandte.
    »Peter? Können Sie es wirklich mit Ihrem Gewissen vereinbaren, einem Mörder zu helfen, nur weil Sie bei ihm auf der Farm schuften dürfen? Ich kann Ihnen kein Geld bieten und auch keine Farm, aber trotzdem bitte ich Sie: Lassen Sie mich gehen!«
    »Misses Parker, bitte, das kann ich nicht, die Farm ist alles, was ich habe. Mein Auskommen und eine Verlobte, die dort arbeitet, habe ich auch. Wenn ich Ihnen helfe, wird er mich fortjagen.«
    »Bitte, Peter! Wollen Sie Ihr Glück darauf aufbauen, dass Sie mein Leben zerstören? Sie haben gar nichts gesehen in jener Nacht. Habe ich recht?«
    Selma sah ihn durchdringend an.
    »Ja, nein, doch, ich sah jemanden, der bei Ihrem Mann war.«
    »Und wer war das?«
    Der junge Mann stöhnte gequält auf. »Es war Mister Parker, aber ich kann ihn doch nicht verraten. Er hat so viel für mich getan. Und hat mich für diese Gefälligkeit reichlich entlohnt. Er ist ein guter Mann.«
    Selma lachte spöttisch auf. »Ein guter Mann? Der erst seinen Bruder umbringt, ihn bestiehlt, die Polizei belügt, Zeugen kauft und dann versucht, die Witwe des Toten zu seiner Frau zu machen?«
    Peter machte einen betretenen Eindruck, und Selma nutzte seine Unsicherheit aus. »Peter, wenn Sie nicht mit ihm zusammen im Gefängnis enden wollen, dann tun Sie etwas. Sie können doch nicht verantworten, dass der Mörder meines Mannes mich entführt. Noch können Sie zurück!«
    »Ich kann nicht. Dann werde ich meine Verlobte niemals wiedersehen.« Er war jetzt den Tränen nahe. Selma empfand Mitleid mit dem Jungen, aber davon durfte sie sich nicht erweichen lassen.
    »Wenn Sie mich jetzt gegen meinen Willen auf die Farm mitnehmen, werde ich Ihrer Verlobten sagen, was Sie getan haben. Dann wird sie wahrscheinlich die längste Zeit Ihre Braut gewesen sein.«
    »Gehen Sie!«, murmelte der ehemalige Matrose unter Tränen. »Nun gehen Sie schon!«
    Selma ließ sich das nicht zweimal sagen. Langsam, ganz langsam entfernte sie sich von Peter, doch kaum war sie die ersten Schritte zurückgewichen, kam Richard gerannt. Er hatte dem jungen Mann also doch nicht über den Weg getraut. Selma wandte sich um und lief los. Aber wohin? Sie drehte sich im Kreis und nahm in sich auf, was auf dem Bahnhofsvorplatz in diesem Augenblick vor sich ging. Richard war schnell. Wie ein Pfeil schoss er auf sie zu. Da erblickte sie eine alte Frau, die gerade in eine geschlossene Kutsche einstieg. Selma zögerte nicht, sondern sprang mit einem Satz auf das Trittbrett, als sich die Kutsche in Bewegung setzte. Richard versuchte, nach ihr zu greifen. Der Kutscher aber, der nicht mitbekam, was hinter seinem Rücken vor sich ging, trieb die Pferde an. Richards Hände streiften ihren Körper, konnten ihn aber nicht fassen. Schon entriegelte Selma die Tür und schlüpfte ins Innere der Kutsche.
    Der einzige Fahrgast, die alte Dame, schrie erschreckt auf. »Was fällt Ihnen ein? Das ist keine öffentliche Kutsche. Die gehört mir. Was meinen Sie, warum ich nicht mit der Eisenbahn fahre? Weil ich meinen Wagen dort mit anderen Menschen teilen muss!« Ihre Stimme vibrierte vor lauter

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