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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Selma mit hochrotem Kopf.
    »Reicht das aus, um deine Wunden zu heilen?«
    »Nein, ich meine, ich wollte verhindern, dass er hier auftaucht, und natürlich möchte ich wissen, was mit Damon geschehen ist.«
    »Gut, dann schicke ihn so ab. Nein, halt, schreib ihn noch einmal, es fehlt etwas Wichtiges.«
    Selma sah Misses Buchan fassungslos an. Sie hatte fest damit gerechnet, dass die alte Dame zornig sein würde.
    »Auf diese Weise wirst du wenigstens erst einmal erfahren, was mit dem jungen Mann passiert ist. Aber genügt das, um deinen Rachedurst zu stillen?«
    »Rache? Ich?«
    Misses Buchan lachte, aber dann ging ihr Gelächter in blechernen Husten über. Hilflos musste Selma mitansehen, wie sich ihre Wohltäterin in Krämpfen wand.
    »Ich hole sofort einen Arzt«, sagte Selma, aber Misses Buchan winkte ab. »Nein, keinen Arzt.«
    »Aber Sie brauchen dringend einen Arzt.«
    »Wenn es dich beruhigt, er war schon da.«
    Das beruhigte Selma ganz und gar nicht. Im Gegenteil. Er hatte bestimmt mehr als eine einfache Erkältung festgestellt, und die alte Dame spielte das jetzt herunter. Selma wollte diesen Verdacht gerade äußern, doch Amanda Buchan ließ sie nicht zu Wort kommen.
    »Also, hast du verstanden? Schicke den Brief, und zwar mit folgendem Zusatz, ab: Ich habe mich doch dazu durchgerungen, eine Villa auf Otahuna zu bauen. Und ich könnte mir vorstellen, dass Sie der richtige Mann sind, sie zu entwerfen. Ob Sie, werter Adrian, mir schon einmal einen Entwurf im viktorianischen Stil machen könnten?«
    »Sie wollen den Mann als Architekten beauftragen? Aber Sie haben doch eben selbst gesagt ...«
    »Kind, ganz ruhig. Überleg mal, was ich damit bezwecke. Was wird der eitle Mister Wayne tun?«
    »Sich in die Arbeit stürzen und mit stolzgeschwellter Brust damit angeben, dass er für Otahuna eine Villa entwirft.«
    »Genau, und was tue ich, wenn er sich die ganze Arbeit gemacht hat?« Misses Buchan begann zu kichern wie ein junges Mädchen, das einen Streich ausheckt.
    Selmas Gesichtszüge erhellten sich.
    »Sie werden ihm bedauerlicherweise eine Absage erteilen. Weil sie den Auftrag lieber an Robert Lawson vergeben haben.«
    Misses Buchan kicherte immer noch.
    »Das mit Mister Lawson ist gut. Das werde ich genauso schreiben.«
    »Ja, und ich wäre gern dabei, wenn er das Schreiben bekommt. Wenn sein überheblicher Blick zu gefrieren droht.« Selma merkte gar nicht, dass ihre Augen hasserfüllt funkelten, während sie das sagte. Der Gedanke, der Familie Wayne Schaden zuzufügen, gab ihr ein Gefühl tiefster Befriedigung.
    »Und wenn ich mir vorstelle, Sie würden diesem gemeinen Kerl Charles Wayne auch eine Lektion erteilen und Ihre Schiffe in Zukunft woanders chartern, das wäre ...«
    »... das wäre der Ruin für die Reederei Wayne. Sie haben sich inzwischen ganz dem Verchartern ihrer Schiffe als Kühlschiffe verschrieben. Nur mit dem Exportgeschäft von gefrorenem Fleisch machen sie ihr Vermögen. Und sie verchartern nur an mich.«
    »Das heißt, wenn Sie Ihre Schiffe woanders chartern, dann, dann ...«
    »... genau, dann ist der Bankrott nicht mehr weit, denn Anbieter von Schiffen gibt es inzwischen genügend. Vor allem von neuen Schiffen. Also, Selma, wir werden nach Port Chalmers fahren und neue Schiffe chartern, wenn ich wieder gesund bin.«
    »Ja, das machen wir. Und dann wird Mister Charles bitter bereuen, dass er mich wie ein Stück Dreck fortgeworfen hat, und Mister und Misses Wayne werden mir dafür büßen, dass sie mich einem Mörder ausgeliefert und vielleicht sogar ihren Sohn auf dem Gewissen ...«
    Selma ballte die Fäuste: »Wer weiß, was mit ihm geschehen ist! Wer weiß, was sie ihm erzählt haben!«
    Erst das kräftige Gebrüll aus der Wiege brachte sie in die Gegenwart zurück. Und ihr Gesicht, das während des Gesprächs über die Waynes hart und unversöhnlich geworden war, glättete sich wie von Zauberhand und wurde liebevoll und weich.



Dunedin, Ende Februar 2009

 
    Schweißgebadet erwachte Grace aus ihrem immer wiederkehrenden Albtraum. Erst das Wasser, dann das Blut. Was hatte das zu bedeuten? Warum merkte sie immer erst zu spät, dass es kein Wasser, sondern Blut war?
    Sie setzte sich hastig auf und schaltete das Licht an. Der Wecker zeigte kurz nach vier Uhr morgens. Demnach hatte sie erst zwei Stunden geschlafen, denn bis zwei Uhr nachts hatte Suzan ihr von Selma erzählt. Grace überlegte, ob sie sich nicht einfach umdrehen und weiterschlafen sollte, aber sie wusste, dass das

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