Das Geheimnis des Millionaers
meldete sich in den Knospen ihrer Brüste, als der Stoff über sie strich, und Adrienne wusste, dass Chay eine ähnliche Reaktion bei sich verspürte.
Als sie sich zum Spiegel drehte, war sie erstaunt und verdutzt. Niemals hätte sie gewagt, ein solches Kleid für sich auszuwählen, doch die Frau, die ihr entgegenblickte, sah schön und exotisch aus, mit flammendem Haar und Haut wie Milch und Honig.
Und diese Frau kannte keine Hemmungen.
Graziös ging sie auf bloßen Füßen zu Chay, das Oberteil des Kleides mit einer Hand vor den Oberkörper haltend, während der Rock bei jedem Schritt leise um ihre Knie raschelte.
„Ich brauche Hilfe bei dem Reißverschluss“, murmelte sie verführerisch und drehte sich vor ihm um.
Sie spürte mehr, als dass sie sah, wie er sich aus dem Sessel erhob und hinter sie trat. Dann barg er mit einem Seufzer sein Gesicht in ihrem Haar und griff an den Seiten in das Kleid, um ihre Brüste zu umfassen. Adrienne ließ sich gegen ihn fallen, schmiegte sich lockend an ihn, blind für alles außer für ihr eigenes brennendes Verlangen.
Sie stöhnte, als er zärtlich ihre Brüste liebkoste, und dann drehte er sie in seinen Armen, um ihren Mund in Besitz zu nehmen. Als er endlich den Kopf hob, atmeten beide schwer. Adrienne wollte ihn wieder zu sich ziehen, doch Chay schüttelte den Kopf.
„Es wäre so einfach, Adrienne. Aber es ist unmöglich. Denn ich brauche mehr, als du geben kannst. Und mit weniger gebe ich mich nicht zufrieden.“ Er schob sie sanft von sich und steuerte auf die Tür zu. Eine Hand auf der Klinke, drehte er sich noch einmal um. „Ach ja, was ich dir noch sagen wollte … Es kommt ein zusätzlicher Gast. Ich habe Jean bereits gesagt, dass sie im Zimmer neben mir untergebracht werden soll.“ Und damit verschwand er.
Es dauerte lange, bis Adrienne sich wieder bewegen konnte. Bis sie das Kleid ausziehen und aufhängen konnte, bis ihr Arme, Beine und Verstand wieder gehorchten und sie begriff, was gerade passiert war.
Das nackte Mädchen in dem winzigen Spitzenslip, das ihr aus dem Spiegel entgegenblickte, wirkte unendlich verletzlich und erschreckend einsam. Leidenschaftslos begutachtete sie dieses Mädchen, versuchte es mit Chays Augen zu sehen, so wie er es vor wenigen Minuten gesehen haben musste. Die hohen festen Brüste, die schmale Taille, die langen Beine. Der nackte Körper eine einzige Einladung.
Aber verführerisch …? Sie war sich nicht sicher. Bei gar nichts mehr. Am wenigstens in Bezug auf ihre gerade erst erwachte Sexualität.
Mit einem verzweifelten leisen Aufschrei wandte sie sich ab und zog hastig den alten Bademantel über.
Was hatte ihr die ganze Erkenntnissuche genützt? Den Moment, in dem sie den Mut fand, Chay zu sagen, wie sehr sie sich in ihm irrte, hatte er genutzt, um ihr zu erklären, dass es nicht mehr wichtig war.
Und nun hatte er offenbar jemanden gefunden, mit dem er die Zukunft teilen wollte und nicht die Vergangenheit. Jemanden, der ihn als Mann schätzte und nicht das Monster in ihm sah, zu dem Adrienne ihn in ihrer Vorstellung gemacht hatte.
Er hatte sie begehrt, das wusste sie. Auch vorhin hatte es einen solchen Moment der Versuchung gegeben. Doch Chay hatte dieser Versuchung den Rücken gekehrt. Denn er schuf sich gerade ein neues Leben, und sie gehörte nicht dazu. Ihm war es wichtiger, der neuen Frau in seinem Leben treu zu sein, als einem flüchtigen Moment nachzugeben.
Erst jetzt, als es zu spät war, machte es ihr nichts mehr aus, was Chay getan hatte. Erst jetzt erkannte sie, wie unsinnig ihre Zweifel gewesen waren.
Denn sie gehörte zu ihm, für alle Ewigkeit, und er gehörte zu ihr. Weder Zeit noch Abstand würden das ändern, auch nicht die Tatsache, dass er eine andere gefunden hatte, mit der er seine Zukunft teilen wollte, während sie zu einem Leben in Einsamkeit verdammt war.
Adrienne schützte Kopfschmerzen vor und blieb den ganzen Abend in ihrem Zimmer, nachdem sie von Mrs. Whitley erfahren hatte, dass Chay außer Haus essen ging. Mrs. Whitley brachte ihr das Dinner zusammen mit Kopfschmerztabletten aufs Zimmer. Gehorsam nahm Adrienne die Tabletten ein, denn die erfundenen Kopfschmerzen schmerzten sie inzwischen wirklich. Die Haushälterin warf einen Blick auf Adriennes bleiches Gesicht und empfahl ihr, früh zu Bett zu gehen.
Adrienne bezweifelte zwar, dass sie schlafen konnte, und doch fiel die Sonne durch die Fensterscheiben, als sie am nächsten Morgen erwachte. Für einen Augenblick schien der neue
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