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Das Geheimnis des Nostradamus

Das Geheimnis des Nostradamus

Titel: Das Geheimnis des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Flacke
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zusammen, um surrende Fliegen zu verscheuchen.
    »Aber noch erkennen die allerwenigsten das Gesetz von Leid und Erleiden, von Schicksal und Schuld, was das Rad des Lebens bedeutet, was die Seele überhaupt ausmacht. Sie erkennen nicht das Wesen der Dinge…«
    Nostradamus riss plötzlich entsetzt die Augen auf, in denen der Schrecken einer dunklen Vorahnung lag. Er taumelte, fasste nach dem Grabstein, um nicht zu fallen.
    »Die Hitze…«, stammelte er mit keuchender Stimme. »Sie zerreißt mich!«
    Nostradamus glaubte in einen glühenden Wirbel zu fallen, der ihn schier zerriss. Der Wirbel war mit zähflüssigen Fäden durchzogen, die immer stärker nach außen geschleudert wurden und sich wie Tunnelwände vor ihm ausstreckten, während das Ende des Tunnels in gleißender Helligkeit und unendlicher Geschwindigkeit auf ihn zugerast kam. Er fühlte ein Vibrieren unter der Haut, als wäre die Energie des Blitzes in ihn gedrungen und wollte ihn von innen heraus zersprengen. Plötzlich tat sich in unermesslicher Weite das Weltall vor ihm auf. Tausende von Sonnen, um die sich Planeten mit farbigen Ringen und Monden drehten, flogen in rasender Geschwindigkeit an ihm vorbei. Spiralförmige Nebel rotierten umeinander und ließen einen gasförmigen Planeten entstehen, während mit einer grell blitzenden Explosion ein anderer zerbarst. Gaswolken trieben vorbei und explodierten im Nichts. Jetzt flogen drei glühende Sonnen auf ihn zu. Blutrot setzten sie sich von der Dunkelheit des Universums ab. Sie wirbelten näher und näher und erreichten schon gigantische Ausmaße. Aus ihrem glühenden Inneren heraus schienen sie eine brodelnde Masse wie blutigen Auswurf an die Oberfläche zu schleudern. Nostradamus schrie, schlug mit den Armen um sich, bis er erschöpft zurück in die Welt fand.
    Marie zog hastig ein paar Blätter aus der Ledertasche, die der Maulesel auf dem Rücken trug, wusste sie doch, dass seine Visionen schnell verblassten, wenn sie nicht sofort festgehalten und aufgezeichnet wurden. In einem Lederbeutel waren Tinte und Gänsekiel verstaut. Nostradamus nahm die Sachen mit zitternden Händen entgegen und schon flog der Gänsekiel über das Papier, reihten sich krakelige Buchstaben aneinander und hingeworfene Worte fügten sich zu Sätzen. Seine Augen waren fast geschlossen, nur das Weiße darin blitzte hin und wieder auf. Es war, als würde er überwältigt von einem unbekannten Geschehen, das ihm Worte in einer rasanten Geschwindigkeit ins Ohr raunte, das ihm Bilder zeigte, deren Sinn er noch nicht ermessen konnte.
    Dann fuhr ein erschöpftes Durchatmen einem Aufschrei gleich aus seiner Kehle und Michel taumelte zurück in seine Welt. Seine Augenlider flatterten, seine Hand fuhr über die schweißnassen Schläfen, an denen die Adern wie pulsierende Hautstränge hervorgetreten waren.
    Er betrachtete die voll gekritzelten Seiten mit erstauntem Blick und zerrte unter seinem Wams einen Ledereinband hervor. Dann legte er seine aufgezeichneten Visionen zu den anderen beschriebenen Blättern, die er dort aufbewahrt hatte. Schnell schob er den Lederband zurück unter sein Wams, während ein letztes Flackern in seinen Augen aufblitzte. Nostradamus schien in eine seltsame Schwermut verfallen zu sein. Auch Marie fühlte eine unendliche Trauer, die sie jedes Mal mit schwarzen Schwingen umhüllte, wenn ihr Bilder aus früherer Zeit in Erinnerung kamen.
    Schweigend gingen sie weiter auf den Mont Gaussier zu. Der Berg wurde von einer Schlucht durchschnitten und erinnerte im Gegenlicht an einen wuchtigen Löwenkopf, der den Eingang zu den Alpilles zu bewachen schien.
    Als sie die Ziegenhöhlen erreicht hatten, banden sie das Maultier an eine windschiefe Zeder. Dann kletterten sie hoch in eine der lehmigen Höhlen, die sich im Inneren der Bergwand verloren. Dort war es angenehm kühl, nur der beißende Geruch nach Ziegenausdünstungen schien sich dort festgefressen zu haben. Die plötzliche Dunkelheit vor ihnen hüllte sie ein wie ein uralter Ahnengeist, der schützend seinen Schatten um sie legte. Marie schaute sich fröstelnd um. War da nicht ein Windhauch, der ihren Körper berührte? Ein Ächzen? Ein sirrendes Klagen, das aus den Wänden kroch? War es vielleicht der gequälte Atem eines römischen Sklaven, der die Jahrhunderte überdauert hatte und endlich erlöst werden wollte? Sie schüttelte sich und rieb sich über die nackten Arme.
    Nostradamus drehte sich um, nahm Erde in die Hände und zerbröselte sie zwischen seinen

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