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Das Geheimnis des Nostradamus

Das Geheimnis des Nostradamus

Titel: Das Geheimnis des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Flacke
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Haut.
    Nostradamus atmete tief durch. »So ist es.«
    »Damit könnt Ihr den Plan Gottes offen legen, der unser Schicksal vorherbestimmt hat.«
    Zögerlich räusperte sich Nostradamus. »Ich denke nicht, dass unser Schicksal uns vorgegeben ist«, sagte er leise. »Ich glaube, dass jeder die Möglichkeit hat, seinen Weg frei zu wählen.«
    Marie starrte ihn entsetzt an. »Aber das sind ketzerische Lehren. Das widerspricht den Gedanken der heiligen katholischen Kirche.«
    Nostradamus nickte kaum merklich. »Es widerspricht auch den Lehren Luthers und Calvins. Nur die Jesuiten glauben, dass jeder sein Schicksal selbst bestimmt. Nicht umsonst gründen sie überall Schulen, um Menschen auf ihren Wegen zu begleiten. Aber trotz allem bleibe ich gläubiger Katholik!«
    »Aber wenn ich mein Schicksal selbst bestimme, wie wollt Ihr heute sehen, wie ich künftig handeln werde?«
    »Ich habe Zugang zu den göttlichen Dimensionen der aufgebrochenen Zeit. Und da sehe ich bereits heute, wie du dich zukünftig entscheiden wirst.«
    »Aber die Kriege? Warum lässt Gott das zu?«
    »Sind es nicht die Menschen, die sich dazu entschließen? Es ist ein göttliches Gesetz, dass wir selbst lernen sollen, mündig zu werden, unsere Seele weiterzuentwickeln, sie reifen zu lassen in Weisheit und Liebe. Wenn du nur unter Androhung verheerender Strafen die Gebote einhältst, dann ist deine innere Freiheit keinen Sou wert…«
    »Und die Schicksalsschläge?«
    »Vielleicht sind sie dafür da, dich zur Besinnung zu bringen. Oft erkennt man erst im Nachhinein, wozu sie bestimmt waren. Alles hat seinen Sinn… Ja, für sein Schicksal ist jeder selbst verantwortlich. Und diesen Einblick erhalte ich manchmal in der übergeordneten Dimension außerhalb der Zeit…«
    Nostradamus wischte sich mit dem Handrücken über das erhitzte Gesicht. Er schluckte und spürte, wie ein kribbelndes Aufbegehren seine plötzlich fröstelnde Haut zu entflammen schien, als wollte sie innerlich verbrennen. »Aber noch beherrschen die Dimensionen mich!«
    »Wie meint Ihr das?« Auch Marie spürte mit einem Mal dieses unsägliche Vibrieren in der Luft, das wie ein prickelnder, glühend heißer Strom ihren Körper durchflutete.
    »Ich bin noch nicht in der Lage, selbst zu bestimmen, wann ich die Visionen aufnehmen will.« Nostradamus ächzte leise und rang nach Atem. »Noch stürzen die Ereignisse überraschend auf mich ein und schleudern mich zu Boden. Ich brauche noch die Kenntnis von geheimen Türen, die ich aufstoßen kann, um jenseits der Wahrnehmung anzugelangen.«
    Marie wischte sich über die Arme, als wollte sie dieses unliebsame Vibrieren abstreifen.
    Sie wusste, wie Nostradamus sich Nacht um Nacht bis zur völligen Erschöpfung abmühte, um in das kristallklare Bild außerhalb seiner Reichweite einzutauchen. Er schwächte seinen Körper durch Fasten, bis er zusammenbrach und Lichter vor seinen Augen tanzten. Er mischte sich aus den Rauschmitteln Mohn, Belladonna und Habichtskraut Getränke und starrte wie in Trance stundenlang in züngelnde Flammen. Oft entstanden keine Bilder, ebenso hätte er versuchen können, Blut aus einem toten Stein zu pressen. Aber war sein Sternbild nicht der Steinbock, der sicheren Fußes über felsige Bergschluchten springt? Der die Weisheit Schritt für Schritt erlangen musste? Saturn war der Herrscher des Steinbocks, der Wächter der Tore, dem der Schlüssel zur Erkenntnis aus der Hand genommen werden musste. Trotzdem wühlte der Mars in seinem Inneren wie Feuer, seine Sehnsucht verbrannte ihn fast wie die Hitze des Vulkans. Doch sein Element war nicht das Feuer, sondern die Erde, das Wissen, die Weisheit…
    »Woher kommt nur diese innere Stimme?«, sagte er mit gepresster Stimme. »Sie weiß mehr, als sämtliche alte Schriften mir sagen könnten. Sie ist klüger als der erfahrenste medizinische Gelehrte. Wer ist es nur, der mir diese Eingebungen zuflüstert, der sich mir mitteilen will? Oder ist es meine eigene, mir gegebene Fähigkeit?« Nostradamus überlegte kurz, schüttelte dann aber energisch den Kopf. »Nein, da ist etwas, was von außen in mich dringt. Wie kann ich nur diese rätselhaften Bilder, die mich oft ganz plötzlich überwältigen, jederzeit, wann ich es wünsche, aus dem Universum auftauchen lassen?«
    Nostradamus saß in sich zusammengesunken vor dem lodernden Feuer und verbarg das Gesicht zwischen seinen Händen. Jetzt war es ganz ruhig, selbst das Knacken der trockenen Äste klang wie raschelndes Laub, als

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