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Das Geheimnis des Nostradamus

Das Geheimnis des Nostradamus

Titel: Das Geheimnis des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Flacke
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peitschender Wind ihr durch die Kleider fuhr. Jetzt prasselte der Regen mit ungeahnter Wucht nieder, Hagelkörner zischten wie kleine, weiße Geschosse zur Erde. Und schon drängte sich Marie in Lucies Kammer.
    »Gerade noch mal Glück gehabt«, lachte sie und rieb sich über das klitschnasse Gesicht. Als sie hochschaute, sah sie, dass Lucie nicht alleine war. An den Holztisch gelehnt stand nachdenklich Maurice, der Spielmann, seine Laute lag hinter ihm. Er zupfte an einer der letzten Perlen, mit denen der bläuliche Samt seiner Weste bestickt war. Schimmernd kullerte sie in seine hohle Hand. Seine dunklen Wimpern glänzten im Licht der flackernden Öllampe auf, während der Hauch von einem Lächeln über sein Gesicht huschte.
    »Da bist du ja«, sagte er mit unterdrückter Stimme. »Wir dachten schon, du schaffst es nicht mehr vor dem Unwetter.«
    »Unheil breitet sich aus!«, raunte Lucie ihr zu.
    »Ein neuer Krieg? Die Inquisition? Die Pest?«, fragte Marie verunsichert, während sie zwischen den beiden hin und her schaute. Irgendeine unheilsame Schwingung schien durch die Bretterritzen zu strömen und sich wie eine wabernde Giftwolke auszudehnen, um alles unter sich zu ersticken.
    Maurice räusperte sich. »Die Pest ist wie ein schlafendes Ungeheuer, das sich immer wieder aufbäumt und längst noch nicht besiegt ist. Trotzdem hat es sich wohl im Moment in sein unterirdisches Höhlenlabyrinth zurückgezogen. Aber keiner weiß, wann und wo es wieder todbringend über das Land herfallen wird.«
    Lucie setzte sich leise auf ihr Strohlager und tupfte vorsichtig Spucke auf die von Flöhen zerstochenen Beine, während sie mit einem seltsamen Glitzern in den Augen zu Maurice hochschaute.
    »Von Kaiser Karl ist nichts zu befürchten«, fuhr er leise fort. »Der hat nach der Niederlage von Metz seine Truppen wohl endgültig abgezogen…«
    »Dann ist es die Inquisition?«, fragte Marie vorsichtig.
    Lucie nickte und flüsterte, als ob sie jemand trotz des prasselnden Regens hinter der Bretterwand belauschen könnte. »Die Verfolgung und Bestrafung von so genannten Ketzern ist an Grausamkeit kaum noch zu überbieten!«
    Marie schaute erschrocken hoch. Dann war es also doch wahr, was man sich erzählte. Noch heute hatten Marktweiber im Treppenhaus hinter vorgehaltener Hand getuschelt, dass regelrecht Jagd auf Hugenotten gemacht würde.
    »Aber gottlob bekommen wir Bauern immer mehr Zulauf«, hatte die eine geraunt, während sie drohend die Faust geballt hatte. Ihre Gesichtshaut war vom Wetter dunkel gegerbt gewesen, eine verwachsene Narbe hatte sich wie eine fettige Schliere über die gebrochene Nase bis hoch zur Stirn gezogen. »Krieg und Pest haben uns genug ins Leid gestürzt. Was müssen die vom Königshaus mitsamt ihren anverwandten fetten Bischöfen und feisten Kardinälen uns Landbevölkerung jetzt auch noch mit ungeheuerlichen Abgaben ausbluten?«
    »Weg mit der Salzsteuer!«, hatte ein zweites Weib gezischelt. Sie wirkte wie ausgedörrt, als hätte das Elend sämtliche Lebenskraft aus ihr herausgesaugt. Mit ihren dürren Fingern hatte sie ihren Leinenrock gelüpft. Darunter hatte ein Messer aufgeblitzt, das in einem ledernen Band an ihrem sehnigen Oberschenkel befestigt war. »Was bleibt uns denn noch als unser Kampf ums Leben!«
    »Hat der hurengeile und korrupte Papst denn überhaupt das Recht, im Überfluss zu schwelgen und sich Stellvertreter Gottes zu nennen?«, hatte eine Dritte mit gefletschten Zähnen gemurrt. »Während unsereins im Elend dahinsiecht? Ob unser Herr Jesus Christus dafür am Kreuze gestorben ist?«
    Die Gedanken Luthers fielen auf fruchtbaren Boden, man munkelte, sogar der halbe königliche Hof wäre von der Ketzerei angesteckt. Selbst die neue Königin Katharina von Medici hatte man in calvinistischen Schriften lesen sehen.
    »Welch bösartige Heuchelei«, hatte die Dürre ausgestoßen. »Einerseits blättern sie selbst in verbotenen Schriften, andererseits lassen sie Scheiterhaufen entzünden.«
    Der Wind fuhr jetzt wie ein rasendes Ungeheuer ums Haus, um nachlässig gezimmerte Bretter aus der Holzwand zu reißen und hochzuwirbeln.
    Marie fuhr sich durch das lockige Haar, das noch etwas feucht war. Ihre Haube, die nach Lavendel und Zimt roch, legte sie über die Lehne eines wackeligen Stuhls.
    Der Spielmann nahm seine Laute in die Hand und zupfte sanft über die Saiten, sodass Töne wie aus Seide gewebt durch die Kammer tanzten. »Sogar die Almanache von Nostradamus werden im königlichen

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