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Das Geheimnis des Nostradamus

Das Geheimnis des Nostradamus

Titel: Das Geheimnis des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Flacke
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empfehlen, Froschgebeine in Kleider einzunähen oder Wildschweinhoden um den Hals zu tragen?« Er lachte laut auf, griff nach seinem Umhang und stapfte aus dem Zimmer. »Lasst uns in Euer Labor gehen!«
    Monsieur Bandon schnappte noch einmal tief nach Luft, wippte auf den Zehenspitzen hoch und runter und lief in Windeseile hinter Nostradamus her. Ohne zu fragen, schloss Marie sich an.
    Im Labor blubberten in Phiolen Flüssigkeiten, die verdampften, sich in schnabelartigen Glasröhrchen niederschlugen und als milchige Flüssigkeit in Gläser tropften. Betörende Düfte durchzogen den Raum. Es waren süßliche und blumige Duftnoten, die sich mit dem Aroma zarter Vanille und Mandelblüten mischten. In einem düsteren Regal entdeckte Marie ein hohes Glas, in dem in einer Essigsubstanz ein tot geborenes Kind schwamm. Aus seinem Hals wucherte wie eine ausgestreckte Hand eine krebsartige Geschwulst, die aufgerissenen Äuglein waren fest an die Scheibe gedrückt. Marie schüttelte sich und wandte sich den beiden Keramikkrügen zu, in denen Nostradamus das kostbare verarbeitete Amber aufbewahrte. Im ersten schimmerte gräuliches Pulver auf, fein zerstoßener Amber, den er unter großer Hitze getrocknet hatte, wie es in den alten Schriften der Griechen zu lesen war. Einen Teil davon hatte er mit Alkohol versetzt, den er in dem zweiten, bauchigen Keramikkrug aufbewahrte. Marie wischte sich mit den schwitzigen Fingern über die Schürze, nahm vorsichtig einen gläsernen Stab und hob den gewölbten Deckel hoch, der wie eine kostbare Kuppel auf dem Krug lag. Es war nämlich ihre Aufgabe, diese Substanz so oft wie möglich umzurühren, damit sie in Bewegung war. Sie hob ihre Nase und schnupperte enttäuscht. Noch war nichts von diesem sagenumwobenen Wundermittel zu riechen, das den Frucht- und Blütenölen betörendes Leben einhauchen und edlen Damen eine unwiderstehlich anziehende Aura verleihen sollte. Marie biss sich auf die Lippen, um nicht plötzlich loszukichern. Was hatten die drei Seeleute in der Taverne damals erzählt? Dass Füchse von dem betäubenden Duft des Ambers derart angezogen waren, dass sie die gesamte Masse sofort gierig in sich hineinschlangen? Nicht auszudenken, wenn das Parfüm bei Liebhabern ähnliche Auswirkungen zeigte…
    Am späten Nachmittag zogen düstere Wolkenberge auf, an deren Kanten blutrot die letzten Sonnenstrahlen aufflammten. Die aufgequollenen Gewitterwolken schoben sich in rasender Geschwindigkeit auf die Stadt zu. Ein aufwirbelnder Wind fegte durch die Gassen und die Menschen beeilten sich, in ihre Wohnhäuser zurückzukehren. Marie stand im Salon genau dort, wo sich auf dem geknüpften Seidenteppich rankende Verzierungen zu einer Rosette verbanden. Von hier wurde ihr Bild von allen Wandspiegeln gleichzeitig zurückgeworfen und widergespiegelt, als würde sie in unendlicher Vervielfältigung in einem unbekannten Raum versinken. Sie schlang ein altes, krätziges Leinentuch um die Schulter und schob mit dem Zeigefinger widerspenstige Locken unter die tief sitzende Haube, was sich in den kunstvoll gefertigten Spiegeln in tausendfacher Weise wiederholte. Dann lief sie los. Geduckt rannte sie an den Hauswänden vorbei, ließ ihren Blick durch verfallene Torbögen und fast menschenleere Seitenstraßen huschen, während sie das Schultertuch über Mund und Nase schob, um nicht doch von ihrem unbekannten Verfolger erkannt zu werden. Immer wieder schoben sich die Bilder von der niederkrachenden Krücke, von dem hochfliegenden Messer und dem davonlaufenden Wanderprediger vor ihre Augen. Obwohl Nostradamus sorgfältig ihr Horoskop durchforscht und mehrmals versichert hatte, dass ihr nichts zustoßen würde, spürte sie ein unheimliches Zittern, das ihren Körper durchzog. Wieder glaubte sie, heimlich beobachtet zu werden. Am liebsten hätte sie laut aufgeschrien, um diese Blicke, die sich über ihren Rücken tasteten, abschütteln zu können. Jetzt hatte Marie die verwinkelte Gasse erreicht, die sich ganz in der Nähe des Hafens befand und in der Lucies Kammer lag. Gestank von Unrat, der in Fäulnis übergegangen war, stieg ihr in die Nase. Schwärme von Fliegen tanzten wie ein schwarzes Banner auf und nieder. Ein krachendes Donnern hallte aus der Ferne herüber. Erste Tropfen klatschten auf den staubigen Weg, der bald aussah, als würden sich schwarz schwelende Pestbeulen hochschieben.
    »Lucie, mach auf!« Marie hämmerte gegen den Bretterverschlag, der in Lucies Behausung führte, während ein

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