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Das Geheimnis des Nostradamus

Das Geheimnis des Nostradamus

Titel: Das Geheimnis des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Flacke
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Goldmedaillon. Jetzt hob er die ringgeschmückte Hand. Es wurde still, selbst das Gemecker der Ziegen verstummte. Die goldenen Trompeten der Garde glänzten in der Sonne. Neben dem Gesandten schwenkte ein Fahnenträger ein Banner mit aufgeblühten Lilien auf blauem Samt, die mit feinen Goldfäden umstickt waren. Dazwischen leuchtete das eingestickte Wappen Franz’ I. der Salamander, dem nachgesagt wurde, dass selbst das Feuer nicht die Kraft hatte, ihn zu verbrennen. Der königliche Salamander spie Feuer, über seinem Kopf schwebte eine Krone und unter seinen Drachentatzen war in stolzer Schrift eingestickt: »Nutrisco et extringo«.
    »Was heißt denn das?«, flüsterte Lucie ihrer Freundin zu, während sie auf das königliche Wappen deutete.
    »Ich nähre und vernichte«, hörten sie plötzlich die raunende Stimme von Nostradamus, der sich zu ihnen durchgedrängt hatte. Besorgt schaute er zu dem edlen Reiter hinüber. Der Bettler neben ihnen kratzte sich am Hals und knackte einen Floh, den er mit seinen schwieligen Fingerspitzen erwischt hatte.
    »Cry de Guerre!«, hallte jetzt die Stimme des königlichen Gesandten über den Marktplatz. »Dies ist eine Bekanntmachung Seiner Majestät König Franz I. Hiermit wird Kaiser Karl V. der Krieg erklärt, dessen Minister Del Casto hinter einem blutrünstigen Attentat steckte. Bei diesem Attentat wurde ein Gesandter Frankreichs am Hofe des türkischen Sultans Sulaiman ermordet. Cry de Guerre! Cry de Guerre!«
    Die Fanfarenträger stießen in ihre Trompeten. Die Töne knallten hart wie Schüsse aus den Arkebusen über den Marktplatz. Der Reiter beugte sich zu einem der Räte aus dem Gerichtshof herunter, der sich mit seiner pelzbesetzten Mütze endlich durch die gaffende Menge an ihn herangedrängelt hatte, während die Stute nervös wiehernd immer wieder den Kopf mit der langen Mähne hochwarf. Nach ein paar Minuten brachen sie wieder auf, die Soldaten schoben wieder Menschen zur Seite, um Platz für den hohen Herrn zu schaffen.
    »Krieg?«, flüsterte Marie und schaute Nostradamus fragend an. Sein Gesicht wirkte wie versteinert, seine Nasenflügel zitterten. »Jetzt werden auch dafür wieder Truppen wie Vieh zusammengerottet, um sie in die mörderische Schlacht zu schicken«, sagte er mit tonloser Stimme.
    »Ob das mit den drei Sonnen zu tun hat?«, fragte Lucie vorsichtig, während sie in ihren neuen Schnürschuhen ein paar Schrittchen näher auf ihn zuging. »Solche Erscheinungen sind doch immer Vorboten von Katastrophen.«
    »Drei Sonnen?« Nostradamus schaute sie verwirrt an. »Was weißt du von drei Sonnen?«
    Lucie senkte verlegen den Blick. »Man sagt, dass es in Avignon die Erscheinung von drei blutenden Sonnen gegeben hat!«
    Nostradamus erstarrte. Mit der Gewalt einer Explosion schoss eine verflossene Vision in seine Erinnerung zurück, die ihn in der Ebene von Glanum nicht weit von den Ziegenhöhlen überwältigt hatte: Drei gigantische blutende Sonnen waren in rasanter Geschwindigkeit durch das Universum auf ihn zugerollt. Dann war da die Stadt mit unzähligen Toten, die in tiefrotes Licht getaucht wurde… Verwirrt wischte er sich über die Augen, als wollten sie wieder die Grenzen der Zeit durchbrechen. Er ächzte, schnappte nach Luft. Es kam ihm vor, als würde ihm mit eisernem Griff der Brustkorb zugedrückt. Dann wandte er sich gebückt ab und stapfte davon.
    »Was können wir nur tun?«, flüsterte Lucie aufgeregt, während ihr ein dicklicher Reisender die Münzen für eine Schönheitscreme in die Hand zählte. »Ob wohl das Heer Karls V. jetzt wieder in die Provence einfallen wird?«
    Die Provence war ja das einzige Einfalltor, wenn Frankreich von Süden her angegriffen wurde. Plötzlich erstarrte Marie. Eine düstere Ahnung machte sich in ihren Gedanken breit.
    In diesem Fall wäre doch der schwarze Tod ein willkommener Bündnispartner des gegnerischen Heeres. Wenn erst einmal diese tödliche Seuche die Städte entvölkert hatte, war es doch ein leichtes Spiel, das Land zu besetzen. Ob es wohl noch mehr von diesen Glasröhrchen mit den eitrigen Pesterregern gab?
    In diesem Moment kreischte Lucie auf und riss Marie zur Seite. Der zerlumpte Bettler hatte eine seiner Krücken hochgerissen und zugeschlagen. Ein Messer wirbelte blitzend in hohem Bogen durch die Luft und landete in einem Stapel Früchte, wo es mit der Spitze in einer gelben Honigmelone stecken blieb. Marie schaute sich entsetzt um und entdeckte, wie ein geduckter Mann in einer Kutte zwischen

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