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Das Geheimnis des perfekten Tages (German Edition)

Das Geheimnis des perfekten Tages (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des perfekten Tages (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Nuhr
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Telefonzelle suchen, um einen Krankenwagen zu holen. Ein solches sogenanntes öffentliches Telefon ist jungen Leuten heute gar kein Begriff mehr. Eine Telefonzelle war früher eine Art örtlich fixiertes Handy, in das man sich aufrecht hineinstellen konnte.
    Die meisten Leute aber nutzten die Telefonzelle nicht zum Telefonieren, sondern zum Pinkeln. Wenn man bei einem Unfall den Notarzt rufen wollte, watete man in das gläserne Häuschen, stand knöcheltief im Urin und stellte fest, dass irgendjemand den Hörer mitgenommen hatte. Dann lief die Flüssigkeit in den Schuh, und man ärgerte sich, weildraußen jemand verblutete. Es gibt allerdings heute keine Statistik, die uns zeigen könnte, wie viele von 100.000 Menschen pro Jahr damals in der Zellenzeit durch fehlende Hörer verblutet sind. Oder wie hoch die Zahl derer ist, die während eines Notrufes am Uringestank erstickt sind.
    Das Handy hat mit Sicherheit weit mehr Leben gerettet als gekostet. Aber in unseren Medien wird man diese Nachricht vergeblich suchen. Medien leben ja in erster Linie von Angst und schlechter Laune. Die Wahrscheinlichkeit, vom Handytelefonieren zu sterben, ist wahrscheinlich in etwa so groß wie die Gefahr, an einer verschluckten Prepaidkarte zu ersticken.
    Das stimmt! Zumindest statistisch. Im Jahr 2011 sind allein in meinem Bekanntenkreis circa 100 Prepaidkartennutzer an ihrer Karte erstickt. Diese Zahlen beruhen auf einer persönlichen Umfrage von mir. Ich hatte die Frage gestellt: „Wie viele Menschen sind in Ihrem Bekanntenkreis an einer verschluckten Prepaidkarte erstickt?“ „200 bis 1000“ konnte man ankreuzen oder „0 bis 200“. 100 Prozent der Leute haben „0 bis 200“ angekreuzt. Dann habe ich zur Vereinfachung den Mittelwert genommen: 100. So geht Statistik.
    Die Frage lautet: Was kann man nun als Vieltelefonierer tun, wenn man dem sicheren Tod durch einen Hirntumor entgehen will? Am sichersten ist es, vorher auf dem Motorrad zu sterben. Oder beim Spaziergang durch einen sozialen Brennpunkt mit einem Bündel Zehner in der Hand. Oder durch Rauchen im Bett.
    Was aber tun, wenn man alt wird und weiter telefonieren möchte? Hilft ein Helm? Ein Gurt? Verbote? Oder liegt die gestiegene Todesrate bei Intensivtelefonierern einfach daran, dass Leute, die stundenlang unterwegsTelefonate führen müssen, möglicherweise stärker unter Stress stehen als Menschen, die den ganzen Tag in der Nähe ihres kaum genutzten Festnetzanschlusses Blockflöte spielen, Sudokus lösen oder vegetarische Rezepte ausprobieren? Mit Sesam und Zitronengras.
    Gott sei Dank ist Handytelefonieren wenigstens im Auto verboten! Sich einen heißen Kaffee während der Fahrt über den Unterleib zu gießen bleibt allerdings erlaubt. Leider gibt es keine Statistik, die uns erklären könnte, wie viele Autofahrer an zu heißem Kaffee sterben, schon weil Autofahrer, wenn sie einen Brückenpfeiler streifen, meist den Kaffee aus der Hand legen. Oder werfen. Ich schätze, es werden ca. 8 von 100.000 sein, und es wären mehr, wenn nicht vorher so viele am Hirntumor dahinscheiden würden, weil sie mit den Knien lenken, damit sie mit der anderen Hand telefonieren können. Aber Genaues ist nicht bekannt. Trotz Wissenschaft wird es immer Rätsel geben.
    Ich werde meine Mutter anrufen, um sie über die lebensbedrohlichen Aspekte des Kaffeekonsums zu informieren. Sofort! Also morgen …
    08 28
Man sollte die Zeitung eigentlich erst am Abend lesen, wenn man den Tag über Zeit hatte, sich an die Horrormeldungen des Tages zu gewöhnen. Ich weiß das. Dennoch ist ein Frühstück ohne Nachrichten kein Frühstück.
    Das iPad liegt aufgebahrt auf dem Küchentisch und lädt die neue Zeitung aus dem Internet. Eine WLAN-Verbindung wird empfohlen. Danke! Mein Tabletcomputer kann so fürsorglich sein!



KAMIN
    Kamin: Asche zu Asche, Staub zu Staub! So stand es in der Bibel. Offenbar funktionierte die Mülltrennung damals anders als bei uns. Asche in die graue Tonne, Staub in den Staubcontainer. Abgenagte Ziegenbeine in den Restmüll. Rückstände von Menschenopfern für den lieben Herrgott gesondert entsorgen. So könnte es gewesen sein im Alten Testament. Leider sind wesentliche Themen des 21. Jahrhunderts damals im Buch der Bücher nicht beachtet worden, weder Recycling noch Verkehrsstau oder Erdnussallergie.

Meine Zeitung erscheint. Großartig! Aus dem Display quillen fast ausschließlich Naturkatastrophen und Gewaltausbrüche. Selten dagegen sind Bilder vom Madegassischen

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