Das Geheimnis des perfekten Tages (German Edition)
persönlich esse auch ganz gerne einmal etwas anderes. Und ich will auch gar nicht zurück in die Zeit, als es noch keinen Weltmarkt gab, als sich die Völker noch mit dem Panzer besuchten. Ich bin ja glühender Kriegsgegner, schon weil ich ängstlich bin. Ich mag es, wenn alle miteinander Handel treiben. Dann schießen sie nicht aufeinander. Also auch nicht auf mich. Das ist mir wichtig.
Händler brauchen Frieden, schon weil Erschossene ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen. Oder, um es auf die große Politik anzuwenden: Wenn ich etwas exportieren möchte, ist es sinnvoll, nicht vorher beim Käufer mit dem Panzer vorbeizufahren und alles kaputtzumachen. Das schädigt die Kundenbindung.
Im Zeitalter des weltweiten Handels kommt noch Weiteres hinzu: Da im globalen Markt Besitzverhältnisse Ländergrenzen überschreiten, hat es keinen Sinn mehr, den Nachbarn zu überfallen. Wenn allen überall etwas gehört, zerstört man im Kriegsfall immer auch eigenen Besitz. Am Ende sinken weltweit die Kurse. Deshalb verzichten die Teilnehmer der Globalisierung in den meisten Fällen darauf, sich gegenseitig zu massakrieren.
Und noch etwas, was gerne übersehen wird: Natürlich kann man auch gegen den Markt sein. Selbstverständlich! Man kann auch gegen die Schwerkraft sein. Aber die Schwerkraft abzuschaffen hieße, ein Naturgesetz zu beseitigen. Das wäre eine echte Leistung! Auch der Markt ist schwer abzuschaffen. Er ist ein ökonomisches Gesetz. Wiedie Schwerkraft gibt es ihn überall, auch da, wo es angeblich keinen Markt gibt, in Nordkorea zum Beispiel, wo der Markt abgeschafft wurde und es deshalb nichts zu kaufen gibt, außer auf dem Schwarzmarkt. „Hoppla“, sagte der Markt in Nordkorea, „da bin ich wieder, schwarz, aber oho.“
Man kann den Markt lieben oder nicht, aber eins ist sicher: Er ist da. Ihn abzuschaffen ist ebenso unmöglich wie ein Verbot der Gravitation. Natürlich kann man, wenn einem Wasser in den Keller läuft, ein Gesetz verfassen, dass die Schwerkraft für Wasser in unterirdischen Räumen verbietet. Schlauer ist es, die Pumpe anzuwerfen. Selbst bei Androhung der Todesstrafe für die Schwerkraft, wird das Wasser weiter in den Keller laufen. Und auch das Geld fließt, wohin es die Naturgesetze leiten. Leider meist nicht in den Keller. Schade.
So ist das! Wieder ein bisschen was geklärt. Das Schöne an der Welterklärung ist: Wenn man allein ist, widerspricht niemand! Ich vertrete mir ein bisschen die Beine und mache einen Spaziergang um den Küchentisch. Mein Weg führt mich an der Balkontür und am Kühlschrank vorbei zurück zum Küchentisch.
Eigentlich könnte ich jetzt auch ein Bier trinken. Leider gibt es neben dem Gesetz des Marktes noch weitere ungeschriebene Gesetze auf dieser Welt. Eines davon lautet: Kein Bier vor vier. Dieses Gesetz wurde von einem unbekannten Willkürherrscher eingeführt und wird seitdem grundlos befolgt, zumindest von Leuten, die es mehrere Stunden in Folge ohne Alkohol aushalten. Natürlich kann man auch ganztägig betrunken durchs Leben gehen. Allerdings verkürzt das die Funktionsdauer vieler Organe. Insofern ist von ganztägigem Alkoholkonsum abzuraten.
Ein Wasser soll es sein! Mein Körper braucht Flüssigkeit. Wir trinken zu wenig! Austrocknung ist eine Volkskrankheit. Das halbe Land ist dehydriert. Ich kenne Menschen, die den Markt kontrollieren lassen wollen, aber selbst nicht einmal in der Lage sind, den Flüssigkeitshaushalt ihres Körpers zu regeln. Sie propagieren ihre Rezepte zur Rettung der Gesellschaft, leben aber selbst in vertrockneter Existenz. Alkohol trägt übrigens angeblich gar nichts zum Flüssigkeitshaushalt bei. Das verschlimmert die Lage. Man kann also den ganzen Tag saufen und dennoch vertrocknen. Das Leben kann so kompliziert sein!
Die Menschen wundern sich über ihre Nierensteine, dabei ist das Organ einfach nur ausgetrocknet wie die Wüste Taklamakan. Lebende Mumien werfen mit Schuppen um sich und schneien ihre Umgebung voll wie Frau Holle. Dann kaufen Sie teure Cremes, aber dieser Versuch, die Sahara zu begrünen, ist nur ein stummer Schrei in der Einsamkeit der Wüste. Ich kenne Frauen, die für eine Tagescreme im 50-Milliliter-Gläschen 250 Euro ausgeben. Eine erheblich bessere Investition wäre eine Flasche Mineralwasser gewesen, der Liter für 0,40 Euro.
Gluck, gluck, gluck. Gesundheit ist das Wichtigste! Ein Auto kann ohne Benzin jahrelang in der Garage überleben. Der Mensch aber, eine organische Masse, braucht auch im
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