Das Geheimnis des perfekten Tages (German Edition)
dem Spießertum der 1950er Jahre das Wort redet, wenn man jungen Leuten rät, Pornodarsteller nicht als Identifikationsfiguren zu betrachten. Mein Ratschlag an das Jungvolk lautet: Macht es, wie ihr wirklich wollt, und nicht, wie es diese hirnentleerten Pornoproppen tun! Aber mich fragt ja keiner, was eigentlich ganz angenehm ist. Dann kann man auch nicht für schlechte Tipps in Regress genommen werden.
Im Übrigen wird die komische Seite des pornografischen Geschäftes häufig gar nicht wirklich wahrgenommen. Schade! Da versammeln sich Geschlechtsteilprotzer und Nahrungsergänzungsmittelkonsumenten, deren exorbitante Asihaftigkeit in poetischen Ergüssen kulminiert wie: „Ja! Du willst es doch auch, du kleine Schlampe, du. Ja!“ Damen lutschen an ihren Zeigefingern, lecken sich über die aufgespritzten Lippen und spielen ihre Lasterhaftigkeit in einer Perfektion, die jede Schülerschauspielgruppe als Burgtheaterensemble erscheinen lässt. Wer da nicht mitlacht, hat keinen Humor!
Ich stelle mir vor, wie ein solcher Film entsteht. Als Erstes werden die Mitarbeiter gesucht. In der Bundesagentur für Arbeit blättert ein Angestellter durch die Kartei der Filmkünstler. Gesucht werden jugendlich wirkende Darsteller, die an einem Filmprojekt teilnehmen möchten, dessen Konzept es ist, die Tätigkeit von Geschlechtspartnern im Rahmen des interkorporalen Sekretaustausches zu dokumentieren.
Die Handlung: Ein Paketbriefträger schellt und findet zu seiner großen Überraschung die Hüterin des Hauses tanzend vor. Sie räkelt sich aufreizend und steckt sich dabei den Zeigefinger in den Mund. Dazu hat sie sich ein bisschen Musik angemacht und trägt Unterwäsche, die man aus den Vierzigerjahren des 20. Jahrhunderts kennt, also aus der Zeit kurz nach der Erfindung der Nylonkunstfaser.
Da sich unser Bote als Dienstleister versteht, ist es sein Bestreben, die Wünsche der Kundschaft zu erfüllen. Er beginnt, die Hausherrin zu begatten.
Als die Haushälterin hinzustößt (wie passend formuliert!), offenbart sich die Zuneigung zwischen Arbeitgeberin und häuslicher Hilfskraft. Sie lassen den Postboten Postboten sein und schubbern sich. Die Logistikfachkraft sitzt derweil im Ohrensessel und schaut zu.
Ein Kfz-Mechaniker klingelt. Er hat einen Gehilfen dabei. Beide sind sehr gut trainiert, mehrfach tätowiert und sexuell stark bedürftig. Die Damen trennen sich und wenden sich den neuen Gästen zu, während sich der liebenswerte und -würdige Herr von der Päckchenlieferung neugierig durchs Haus schleicht und, wie es der Teufel will, das Schlafzimmer findet, in dem sich noch eine willige Cousine räkelt, vielleicht auch eine Freundin oder eine sonstwie ins Haus geschneite Person, deren Identität aus dramaturgischen Gründen nicht weiter erklärt wird. Vielleicht wollte sie den Strom ablesen, wogegen allerdings ihre Bekleidung spricht. Lingerie ist im wirklichen Leben unüblich bei den Stadtwerken, zumindest ohne etwas darüber zu tragen. Dieses Haus ist vermutlich ihr Lebensraum, so wie sich der Leopard in der Savanne heimisch fühlt oder die Kopflaus im Kindergarten.
Die opulente Oberweite der jungen Frau verweist in ihrer Ballonhaftigkeit auf das Bild der Urmutter, in deren riesenhaftem Busenmassiv ein in der Stillphase vernachlässigter Junge gerne versinken möchte. Offenbar gibt es auch unter plastischen Chirurgen Menschen mit Humor, viel Humor, gigantisch viel Humor.
Die junge Dame mit den Mördermöpsen liegt einfach da, trägt rote Spitze und Corsage und hat sich bereits selber stimuliert, da sie ahnte, ein Briefträger könnte kommen und den Weg ins Schlafzimmer finden. Sie schleckt an einem Gummiproppen. Warum nicht? Wir leben in einem freien Land. Dann widmet sie sich dem Besucher. In diesem Haus ist man ganz offenbar immer auf den Besuch paarungsbereiter Zuchtbullen vorbereitet.
Erst gestern war der Klempner da. Eine kurze Rückblende, die uns in die Erinnerung der offenbar hormonell stark überversorgten Dame entführt, verdeutlicht uns die Umstände des gestrigen Tages. Zum Sanitärfachmann war der Elektriker hinzugestoßen, während die Nachbarin zum Eierleihen vorbeikam. Zwei Stück hätte sie gebraucht, sie bekam vier.
Das Ende der Traumsequenz läutet den dramatischen Höhepunkt des kommenden Blockbusters an. Ich will den Rest des Dramas nur kurz zusammenfassen: Während Klempner und Elektriker zum letzten Schraubenanziehen überraschend wiedergekommen sind und alle Freundinnen, Verwandten,
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