Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
Vom Netzwerk:
mögen. Die Königin bittet Euch lediglich, den genannten Tieren diese Glöckchen umzuhängen, damit sie nicht mit wilden Eindringlingen verwechselt werden können, und zu tun, was in Eurer Macht steht, damit ihren kostbaren Blumen kein Leid geschieht. Was die Krähen betrifft, so war die Königin leider nicht zu einem Umdenken zu bewegen. Sie empfindet tiefe Furcht vor diesen schwarzen Vögeln und kann sich nicht überwinden, sie in ihrer Nähe zu dulden.
    Liebe Freundin, ich hoffe, Euch in Eurem Sinne gedient zu haben, und freue mich sehr auf unser morgiges Wiedersehen. Genießt diesen schönen Tag und bitte grüßt Eure reizenden Kinder.
    Gezeichnet Dorvid, Prinz von Nordland«
    »Corina muss draußen bleiben, das ist nicht gerecht«, schimpfte Lulu.
    »Du und deine blöde Corina. Der geht’s draußen viel besser als hier drin. Sie kann essen, was und wie sie will, und wird nicht in rosa Rüschen gesteckt.«
    »Denkst du eigentlich auch mal an was anderes als an Kleider?«
    »Oh, Lulu Wunderkind, verzeih mir bitte, dass ich nicht so perfekt bin wie du!«
    »Lulu Wunderkind schmeißt dir gleich dieses Rührei ins Gesicht!«
    »Versuch’s und du bist tot!«
    »Schluss jetzt!«, donnerte Graviata und hieb mit der Faust auf den Tisch, dass Teller und Tassen klirrten. Meister Voss musste wieder sein Riechfläschchen ziehen.
    »Ich bin sehr enttäuscht, wie ihr euch vor unserem Gast aufführt«, schimpfte Graviata. »Ihr geht jetzt mit Meister Voss in den Salon und übt gutes Benehmen. Und wenn ich auch nur eine Klage höre, bleibt ihr beide bis auf Weiteres im Haus. Dann ist Schluss mit den freien Nachmittagen, bevor sie überhaupt angefangen haben! Ist das klar?«
    »Ja, Mama.«
    »Ja, Mama.«
    »Bumbum.«
    »Bumbum, du warst nicht gemeint. Du hilfst mir, den Tieren gutes Benehmen beizubringen und ihnen diese Glöckchen umzuhängen. Nicht zu fassen, wie diese beiden großen Mädchen sich anstellen. Nicht ein Wort der Freude oder der Anerkennung, wie ich es geschafft habe, unseren Tieren hier ein sicheres Leben zu garantieren. Die reine Selbstsucht.«
    Immer noch schimpfend, verließ Graviata mit Bumbum an der Hand den Raum. Wanda begann das Geschirr abzuräumen. Lulu und Rafaela trotteten beschämt hinter Meister Voss in den Salon und übten gutes Benehmen.
    Sie gaben sich alle Mühe, aber es war nicht leicht. Meister Voss’ Regeln schienen ihnen kompliziert und lächerlich zugleich und draußen war so ein wunderschöner Tag. Sie hörten Graviata und Bumbum mit den Tieren herumtollen und die wiedergewonnene Freiheit feiern.
    Endlich, am späten Vormittag, meinte der Meister, dass es für diesmal genug sei. Nicht dass er einen zufriedenen Eindruck gemacht hätte, er schien eher von seinen neuen Schülerinnen die Nase voll zu haben, oder, wie er sich ausgedrückt hätte, die Arbeit mit ihnen beanspruchte seine zarte Konstitution über das übliche Maß. Er verabschiedete sich, jedoch nicht ohne für den nächsten Morgen eine weitere Lektion anzukündigen. Rafaela machte wieder ihre Geste des Erbrechens, als die Tür hinter ihm zufiel. Jetzt konnte sie es ohne Risiko tun.
    Die Mädchen gingen zu den anderen, die sich alle am Teich versammelt hatten, hinaus in die Sonne. Sabber wälzte sich wohlig im Gras, Murks lag in Lauerstellung auf der Brücke und beobachtete den Traurigen Ralf, der irgendwo eine Wursthaut organisiert hatte, die er jetzt sorgsam im trüben Uferwasser wusch. Kralle übte am Geländer seine Riesenwelle. Er hatte etwas Neues. Jedes Mal, wenn er mit seiner Welle den Scheitelpunkt erreichte, verharrte er kurz, schrie: »Haabt Acht!«, um sich dann schwungvoll weiterzudrehen. Graviata döste in einem Gartenstuhl, und Bumbum fütterte seine Ente mit einem Salat, den er aus Gräsern und etwas Schlammsoße zubereitet hatte. Im Schatten der Veranda deckten die Dienstboten den Tisch für einen kleinen Mittagsimbiss. Lulu zog Schuh und Strümpfe aus, watete ins Wasser und fühlte, wie der Uferschlamm sanft und glucksend zwischen ihren Zehen hindurchquaddelte. Das war schön und ein ganz klein bisschen eklig. Sie liebte das. Rafaela hockte sich neben ihre Mutter ins Gras und hielt ihr einen Vortrag darüber, wie unendlich beknackt sie rosa Rüschenkleider fand. Graviata brummelte mitleidig, ließ sich aber zu keiner andersfarblichen Zusage hinreißen.
    Nach dem Mittagessen gähnte Graviata und verkündete, sie werde sich für ein Stündchen hinlegen und Bumbum mitnehmen, der schon seinen Daumen im Mund hatte.

Weitere Kostenlose Bücher