Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
Vom Netzwerk:
seht übrigens mehr tot als lebendig aus. Ich zeig euch jetzt, wo ihr schlafen könnt, sonst fallt ihr mir hier noch um.«
    »Heißt das, wir sind die ganze Zeit gesucht worden? Seit heute Nachmittag?«, fragte Rafaela mit zittriger Stimme.
    Wanda nickte. »Von der Stadtwache und den Palastsoldaten.«
    »Und wir haben nichts gewusst! Wir sind einfach so durch die Stadt gelaufen. Wir waren sogar noch in einer Schenke!«
    »Wo ich herkomme, nennt man so was Dusel.«
    »Was hätten sie mit uns gemacht, wenn sie uns gekriegt hätten?«
    Wieder zog Wanda die Schultern hoch. »Irgendwo eingesperrt, vielleicht sogar im Felsenkerker, und dann hätten sie euch vermutlich als Mägde verkauft. Weit weg von hier und weit weg von eurem Wald. Und getrennt natürlich. Aber es ist ja nicht passiert«, fügte sie hinzu, als sie sah, wie die Schwestern noch tiefer in sich zusammensanken. »Kommt schlafen. Es ist spät.« Sie gähnte.
    Rafaela zog sich mühsam wie eine alte Frau am Pferdegeländer hoch, doch Lulu blieb sitzen. Ihr war aufgefallen, dass Wanda sich am Ende ihres Berichtes sehr beeilt hatte, sie war geradezu hindurchgehetzt, dem Schluss entgegen. Da fehlte doch ein Stück.
    »Was ist mit unseren Tieren?«, fragte sie.
    »Ach«, sagte Wanda.
    Rafaela plumpste zurück auf ihren Platz. »Was ist mit ihnen?«
    »Weiß nicht«, sagte Wanda.
    »Natürlich weißt du es«, sagte Lulu. »Du weißt alles, was im Palast geschieht. Sag schon. Haben die Soldaten sie umgebracht?«
    Wanda stützte die Ellenbogen auf die Knie und barg das Gesicht in den Händen. »Es tut mir so leid«, schluchzte sie. »Wir konnten sie wirklich nicht mehr mitnehmen, die Zeit war zu kurz.«
    »Sie sind also tot«, stellte Lulu fest.
    Wanda schüttelte den Kopf. Sie wischte sich die Augen und putzte sich die Nase in ihren Unterrock. »Am Anfang dachten wir das, dass sie tot sind, meine ich. Wir hörten nämlich, wie sie auf Captain Sabber schossen. Er hätte sie in Stücke gerissen, so wütend hörten wir ihn bellen. Aber dann kam der Schuss und er winselte nur noch. Wir dachten, er wäre tot und die anderen auch.«
    »Aber? Nun rede doch!«
    Wanda hatte einen Weinkrampf. Lulu und Rafaela hätten sie am liebsten geschüttelt.
    »Manfredo hat rausgekriegt, dass Sabber bloß verwundet ist«, berichtete sie endlich dumpf und schniefend. »Die anderen Tiere, den Murks und den bunten Vogel, der mich nicht leiden konnte …«
    »Nicht doch«, wehrte Rafaela ab.
    »Er hat immer ›Komische Leute!‹ gerufen, wenn er mich gesehen hat«, beharrte Wanda. Ihre Mundwinkel zogen sich gefährlich nach unten.
    »Weiter«, drängten die Mädchen hastig, ehe sie wieder in Tränen ausbrechen würde.
    »Den Murks und den komischen Vogel und den Sabber, alle zusammen haben sie in die alten Zwinger ganz hinten im Park gesperrt, wo früher der Vater vom alten König seine Löwen hielt. Erst wollten sie alle töten, aber dann hat der König befohlen, noch damit zu warten. Vielleicht bringt es Unglück, Hexentiere zu töten, meinte er. Vielleicht kommen dann Hexentierdämonen und quälen die Menschen nachts mit Albträumen oder Schlimmerem.«
    »Und ob die dann kommen«, knurrte Lulu grimmig.
    Wanda weinte wieder. Lulu und Rafaela tauschten einen Blick und rückten ganz nahe an sie heran. Lulu streichelte ihre Haare, Rafaela legte den Arm um sie.
    »Mach dir doch nicht solche Vorwürfe«, sagte sie. »Sie leben ja noch alle. Sabbers Verletzung wird heilen. Es ist nicht deine Schuld, dass sie eingesperrt wurden. Also hör auf zu weinen. Du hast heute unendlich viel für uns getan.«
    Aber Wanda weinte immer heftiger. »Das Schlimmste«, schluchzte sie, »das Schlimmste wisst ihr ja noch gar nicht.«
    Wieder tauschten die Schwestern einen Blick. Durch ihrer beider Köpfe tobten schreckliche Bilder, Feuerbrände, Folterszenen, aber nie hätten sie mit dem gerechnet, was Wanda jetzt gestand.
    »Wir haben Bumbum verloren«, stammelte sie.
    »Was?« Die Schwestern saßen da wie versteinert.
    Wanda drückte sich die Fäuste in die Augen. »Eigentlich war es Else, die ihn verloren hat. Ich hab ihr noch zugerufen, sie soll ihn festhalten.«
    »Willst du damit sagen«, fragte Rafaela ganz langsam, wobei sie jedes Wort betonte, »dass Bumbum nicht hier irgendwo nebenan sanft und friedlich schläft?«
    Wanda schüttelte hilflos den Kopf.
    »Aber ihr habt ihn doch mitgenommen!«, rief Lulu. »Du hast doch selbst erzählt, dass du ihn dir geschnappt hast und dass er sich seine Ente geschnappt

Weitere Kostenlose Bücher