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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
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hat, und dann seid ihr zusammen getürmt!«
    »Es ist später passiert.«
    Lulu konnte nicht mehr sitzen. Sie sprang auf und reckte die Arme zum Himmel hinauf oder vielmehr zu der zeltartigen Decke, als könne von dort Antwort kommen. »Wie verliert man ein Kind?«, schrie sie. »Wie zum Henker geht das?«
    Ganz und gar eingeschüchtert, verkroch sich Wanda in sich selbst. »Es war doch Else«, flüsterte sie. »Else hat ihn verloren.«
    »Erzähl es uns!«, befahl Rafaela müde. Auch sie war aufgestanden, lehnte am Geländer und schaute auf Wanda hinab. Im Licht der Fackeln wirkte sie gute zehn Jahre älter. Mit ihrem wilden lockigen Haar sah sie fast aus wie Graviata. Noch nie war Lulu die Ähnlichkeit zwischen den beiden so sehr aufgefallen.
    Wanda holte tief Luft. »Wir waren schon in den Abwasserkanälen«, begann sie. »Manfredo hatte uns allein gelassen, weil er mit seinem alten Freund und Räuberkollegen verhandeln wollte, ob wir alle für eine Weile bei ihm unterkriechen dürften. Wir warteten, aber es dauerte schrecklich lang. Bumbum wurde es schlecht, er weinte und musste sich übergeben. Gleich neben uns war so ein Aufstieg, so eine Leiter, da bin ich raufgeklettert und habe den Deckel nach draußen aufgemacht. Es ging sehr schwer, aber ich habe es geschafft. Zum Glück öffnete sich der Deckel in eine ganz kleine Sackgasse. Niemand war dort, nur am Ende der Gasse, dort, wo sie auf eine helle Straße traf, spielten ein paar Kinder. Sie waren sehr beschäftigt und sahen nicht zu uns her. Ich trug Bumbum die Leiter hinauf und setzte ihn oben auf den Rand, damit er sich in der frischen Luft erholen konnte. Und ich hielt ihn die ganze Zeit fest. Da rief Else, dass sie auch ein bisschen Luft schnappen wolle, ihr sei ganz übel von dem Gestank. Sie war auch wirklich grün im Gesicht. Also kletterte ich runter und ließ Else hinauf. Kaum war ich unten, hörte ich Manfredo rufen. Er war ausgerutscht und hatte sein Licht in den Kanal fallen lassen. Da machte ich mich mit unserer Laterne auf die Suche nach ihm. Er lotste mich mit Rufen zu sich, aber bevor ich losging, schärfte ich Else ein, Bumbum ganz sicher festzuhalten. Ja, und als wir dann wieder zurückkamen, Manfredo und ich, hockte Else unten an der Leiter und heulte, dass Bumbum nicht mehr da wäre. Sie hätte ihn nur einen ganz kurzen Augenblick losgelassen, sagte sie. Die frische Luft war ihr nicht bekommen, im Gegenteil, sie hatte ihre Übelkeit noch verschlimmert. Und weil sie nicht auf die Straße kotzen wollte, ist sie die Leiter wieder runter und hat es unten in den Kanal getan.
    Als sie wieder hochkam, war Bumbum weg, einfach weg. Spurlos verschwunden. Sie hat ihn gesucht, wir haben ihn gesucht, er war weg. Niemand war in der Gasse. Auch die Kinder, die vorher dort gespielt hatten, waren weg. Und das Verrückte ist, es ist ganz hier in der Nähe passiert, wir waren ganz nah am Hippodrom. Else und ich sind dann durch die Straßen gelaufen und haben überall nach Bumbum gesucht, aber irgendwann mussten wir aufgeben, es war zu gefährlich, denn die Wachen sind auch hinter uns her. Außerdem wurde es dunkel und wir mussten ja noch an euch beide denken.
    Ich ließ mich von Dven, den ihr eben kennengelernt habt, zur Gerbergasse führen und wartete dort auf euch. Schließlich musste ich unbedingt verhindern, dass ihr völlig ahnungslos zu euerm Haus im Palastgarten gingt. Manfredo und der Mann, dem das Hippodrom gehört, und ein paar andere Männer haben einen Suchtrupp gebildet. Else hat sich ihnen angeschlossen. Sie will euch ohne Bumbum nicht mehr unter die Augen treten, hat sie gesagt. Manfredo hat eine Belohnung ausgesetzt. Wer Bumbum findet, bekommt fünf Goldstücke. Eigentlich ist es ja euer Geld, aber er meinte, ihr wärt bestimmt damit einverstanden.«
    »Er hätte fünfzig aussetzen sollen«, rief Lulu.
    »Uff«, ein erleichterter Seufzer entfuhr Wanda. Nicht nur wegen der Belohnung, sondern weil sie sich endlich die ganze schlimme Geschichte von der Seele geredet hatte.
    »Und du bist ganz sicher, dass dieser Suchtrupp nicht schon erfolgreich war und Bumbum irgendwo in diesem Gebäude abgeladen hat?«
    Wanda schüttelte betrübt den Kopf. »Wenn sie ihn gefunden hätten, würden sie jetzt alle hier drin ein Fest feiern und Else würde auf dem Geländer Rad schlagen.«
    Das leuchtete ein.
    »Wie konntest du nur glauben, dass du uns Bumbums Verschwinden verheimlichen könntest?«, rief Rafaela.
    »Ich hab so gehofft, ich könnte euch irgendwie

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