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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
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seine Preise, und wer sie nicht bezahlen wolle oder könne, solle gefälligst verschwinden. Also bezahlte Rafaela.
    Von all dem bekam Lulu nichts mit. Sie erfuhr erst viel später davon, als Rafaela es ihr erzählte, und sie war wütend auf sich selbst, weil sie nicht aufmerksamer gewesen war, weil sie vor Sorge um Bumbum und Graviata und Damiano diese ganze Zeit wie gelähmt unter einer Glasglocke verbracht hatte. »Ein Käse hätte mehr mitgekriegt als ich«, brummelte Lulu später verärgert.
    Ein paar Sachen aber wusste sie doch noch. Zum Beispiel, dass Else sich niemals blicken ließ, nicht ein einziges Mal, und dass der dicke Manfredo sie traurig angeschaut und ihr seufzend über den Kopf gestreichelt hatte, als sie ihn fragte, ob er glaube, dass alles wieder so sein werde wie früher. Und dass sie mehrmals in die Unterwelt der Kanäle fliehen mussten, weil die Wache in der Nähe gesichtet wurde. Der kleine Dven erwartete sie jedes Mal, bereit, sie zu einem anderen Versteck zu führen, falls dies nötig sein sollte, aber dazu kam es zum Glück nie. Sie saßen bloß unten auf dem Steinhaufen herum und warteten, bis von oben Entwarnung kam. Bei einer dieser Gelegenheiten erzählte Manfredo, dass es der Königin und dem Prinzen immer noch nicht besser gehe, dass ihr Zustand sich aber auch nicht weiter verschlechtert habe.
    Und dann sagte er: »Wie es scheint, sind zwei Leute aus dem Felsenkerker abgehauen. Seit hundert Jahren ist das zum ersten Mal wieder jemandem gelungen. Die Wachsoldaten schäumen vor Wut, weil sie die beiden noch immer nicht wieder einfangen konnten.«
    Aber Lulu und Rafaela waren wie taub und blind, so tief in ihren Sorgen und in ihrer Trauer versunken, dass sie nicht mitbekamen, was um sie herum gesprochen wurde.
    »Dad hab id don gewud«, nickte Dven. »Einer hat ’nen Kleinen und ’ne riedige Ratte mit did. Die hat dwarde Augen mit Weid, die Ratte, mein id, und ’nen gedreiften Dwand.«
    »Hm«, sagte Manfredo, und es war offensichtlich, dass er kein Wort verstanden hatte. Kaum jemand hörte auf das, was Dven so von sich gab. Aber später in der Nacht fuhr Lulu aus dem Schlaf hoch. Nach dem Essen hatten sich die drei Mädchen in diese schreckliche Abstellkammer zurückgezogen, die Fuchs hochtrabend als Requisitenkammer bezeichnete, was immer das heißen sollte. Und die ganze Zeit über hatte Lulu so ein Gefühl, so ein komisches Gefühl gehabt, als ob sie etwas entscheidend Wichtiges überhört hätte. Grübelnd schlief sie ein und schreckte kurz danach wieder auf, nicht aus einem Traum, einfach nur so. Hellwach war sie und schrecklich aufgeregt, denn plötzlich war ihr klar, was sie überhört hatte, und sie hätte sich prügeln können. Sie weckte Wanda und Rafaela und erklärte ihnen alles und hätte am liebsten geheult, weil die beiden so schlaftrunken und so begriffsstutzig waren.
    Es war doch sonnenklar. Zwei Gefangene waren aus dem Felsenkerker entkommen, waren noch nicht gefasst worden, und wenn man bedachte, dass Dven keine Zischlaute aussprechen konnte und es schon »gewud«, also gewusst, hatte und er die Kanäle nie verließ, dann bedeutete das doch wohl, dass diese Flüchtlinge sich im Kanalsystem versteckt hielten. Und weiter hatte Dven gestammelt, dass einer eine »riedige Ratte mit dwarden Augen und gedreiftem Dwand« bei sich gehabt hatte, eine riesige Ratte mit schwarzen Augen und gestreiftem Schwanz …
    »Ralf!«, schrie Rafaela und sprang auf. Endlich!
    Sie wollten sofort losstürzen, aber das ging nicht, der Einstieg in die Kanäle lag in der Arena und dort war noch die Spätvorstellung im Gang. Sie mussten furchtbar lange warten, bis die letzte Zugabe gegeben war und das Publikum sich verlaufen hatte, die Pferde in ihre Ställe gebracht wurden und die Akrobaten endlich aufhörten, miteinander zu tuscheln und zu kichern und über Fuchs zu fluchen, der so knauserig mit der Gage war. Doch irgendwann gingen sie heim, und Ruhe war im Hippodrom, nur hin und wieder schnaubte ein Pferd oder wieherte leise im Traum.
    Die drei Mädchen hasteten in die Arena und wuchteten gemeinsam den schweren Deckel hoch. Unten pfiff Wanda schrill auf den Fingern. Es dauerte diesmal etwas, bis die kleine Laterne um die Ecke schwankte. Dven gähnte und rieb sich die Augen, offensichtlich schlief sogar er manchmal. Normalerweise hätte Lulu Mitleid gehabt und sich vielmals entschuldigt, weil sie den Rattenjungen so brutal aus dem Schlaf gepfiffen hatten, aber diesmal war es ihr egal. Sofort

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