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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
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und hatte nun weiße Streifen in ihrer Maske aus Schlamm. »Gut, dass du da bist«, sagte sie leise. »Gut, dass du dich nicht mit Mama in den Tod gestürzt hast. Jetzt sind wir zusammen. Das hat Mama so gewollt. Deshalb hat sie die Amulette gemacht.«
    »Ich muss immer an die Schreie denken«, murmelte Damiano. »Die in den Käfigen haben gekreischt wie verrückte Vögel.«
    »Mama ist stark, die wird nicht so schnell verrückt«, sagte Rafaela. »Lasst uns einen Pakt schließen: Wir holen sie da raus. Wir schaffen das! Hand drauf!«
    Sie streckte ihre Hand aus. Lulu schlug sofort ein, Damiano danach, dann Bumbum. Alle vier Hexenkinder schauten auf Wanda. Die lächelte ein wenig geschmeichelt und schlug ebenfalls ein. Bumbum zog unter dem Brett, auf dem er saß, eine verdreckte, ehemals gelbe Stoffente hervor und hieb mit dem Schnabel zur Bekräftigung des Paktes auf ihrer aller Hände. Die Rattenkinder johlten Beifall.
    »Weiter! Erzähl weiter!«, riefen sie.
    Damiano fuhr fort: »Eine neue Gruppe Wärter betrat die Halle und mit ihnen wehten Sturm und Regenschwaden durch das offene Tor. Die Männer zogen ihre Kapuzen hoch und hielten sie fest, selbst der Hauptmann, ein Koloss mit goldenen Tressen, umklammerte krampfhaft Mantel und Kapuze.
    ›Die Hochverräterin Graviata ist nun in unserem Gewahr, Exzellenzen!‹, rief er. ›Erlaubt, dass ich meinen Männern von der Tagesschicht jetzt freigebe.‹
    Aus dem Schatten neben dem Tor lösten sich drei Gestalten. Sie traten ins Licht, wie lebendig gewordene Dunkelheit. Bedrohlich und riesengroß wirkten sie. Ich schielte unter meinem Kapuzenrand hervor, traute mich aber nicht, den Kopf zu heben. Selbst der Hauptmann schrumpfte neben ihnen zu einem Männchen zusammen. Kaltes Grauen ging von diesen Wesen aus. Alle fühlten es. Jeder in ihrer Nähe wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Allein der Hauptmann wollte sich keine Blöße geben und blieb stehen, doch bog er sich nach hinten, soweit dies, ohne umzufallen, möglich war.
    ›Deine Männer können gehen‹, antworteten drei Stimmen in einer Art hohlem Singsang, ›doch du, Hauptmann, haftest uns mit deinem Leben, dass die Hexe bleibt, wo sie jetzt ist. Vergiss nicht, sie ist des Hochverrats schuldig!‹
    Der Hauptmann schwankte und musste nun doch ein paar Schritte rückwärts tun, sonst wäre er umgekippt.
    ›Gewiss, Exzellenzen‹, rief er gepresst und räusperte sich, um sich seine Angst nicht anmerken zu lassen. ›Alles, wie Ihr befehlt! Doch, verzeiht, ich bin nur ein gewöhnlicher Hauptmann. Ich muss sicher sein, dass die Verräterin über keinerlei Hexenkräfte verfügt! Man sagt, sie sei ungewöhnlich stark.‹
    ›Das haben wir nun wirklich oft genug erklärt‹, sangen die Stimmen ärgerlich. ›Es ist bei ihr genauso wie bei den anderen. Die Stäbe des Käfigs bannen Hexenkräfte. Auch die von Graviata. Noch Fragen?‹
    Vielleicht hätte der Hauptmann gerne noch etwas gefragt, aber er traute sich nicht mehr, schüttelte demütig den Kopf und winkte seinen Leuten. Eine Gruppe von Wärtern marschierte zum Tor und wir, Pinter und ich, mit ihnen. Dort gab es eine kleine Verzögerung, als jeder seinen Schlüsselbund abhakte und ihn dem Hauptmann aushändigte, der ihn dann an einen Wärter der Nachtschicht weitergab. Alle waren nervös, niemand wollte den drei unheimlichen Gestalten, die bewegungslos hinter dem Hauptmann aufragten, zu nahe kommen. Alle wollten nur noch raus. Der Hauptmann selbst war so sehr mit den Nerven fertig, dass er zweimal die Schlüssel fallen ließ, bevor er sie weitergeben konnte, und die drei Dunklen schnaubten verächtlich. Das hörte sich an, als verdopple der Sturmwind seine Kraft, und alle wurden noch nervöser. Auf uns achtete niemand. Wir gaben unsere Schlüssel ab und drängten mit den anderen hinaus. Hinter uns schlug das Tor zu.«
    »Kawumm!«, schrien die Rattenkinder.
    »Draußen herrschte ein gemeines Hundswetter, Regen, Sturm und Kälte. Die Männer krümmten sich gegen den Wind und hasteten auf ihr Wärterhaus zu, Pinter und ich blieben zurück. Nur einer drehte sich nach uns um, und wir bedeuteten ihm, dass wir dringend mal müssten. Da machte er, dass er mit den anderen ins Warme kam, und wir rannten in die Nacht hinein. Doch bereits nach wenigen hundert Schritten blieb Pinter stehen.
    ›Ich geh in mein Dorf zurück‹, keuchte er und schwenkte seinen Arm wild vor mir her in eine Richtung, weit weg von der Stadt. ›Wenn du schlau bist, kommst du mit.‹
    Aber

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