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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
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Kopfschüttelnd sah er zu Wanda und tippte sich an die Stirn.
    »Es hätte uns jedenfalls einen Haufen Sorgen erspart«, fauchte die zurück.
    »Hättet ihr mal besser auf ihn aufgepasst, hättet ihr euch keine Sorgen zu machen brauchen.«
    »Aber was war denn nun mit Bumbum?«, rief Lulu schnell, bevor Wanda das Rattenbein doch noch warf.
    Damiano wollte antworten, aber diesmal war Bumbum schneller. Er krabbelte auf Lulus Schoß und patschte ihr im Gesicht herum, bis er sicher war, dass er ihre ganze Aufmerksamkeit hatte. Dann erzählte er. Er sprach lange und aufgeregt, gestikulierte mit seinen Händchen ganz dicht vor ihren Augen. Sie musste sie zusammenkneifen, um überhaupt etwas mitzukriegen. Als er fertig war, steckte er den Daumen in den Mund und sah erwartungsvoll zu Lulu auf. Die dachte noch ein wenig nach.
    »Ich glaub, ich hab’s«, nickte sie dann. »Bumbum saß allein am Rand der Luke und sah den Kindern mit den Glaskugeln zu. Er hätte gerne mitgespielt, doch er wusste, dass er das nicht durfte. Aber dann kam ein seltsames Tier angelaufen und die Kinder wollten es fangen. Das Tier fauchte und kratzte und entkam ihnen, aber Bumbum hatte es erkannt, es war Ralf. Er rief nach unten zu Else, dass Ralf bei den fremden Kindern sei, aber Else hörte ihn nicht oder verstand ihn nicht, da rannte Bumbum los. Er wollte nicht ungehorsam sein, aber er machte sich Sorgen um Ralf und dachte, er könnte ihn einfangen und mit nach unten nehmen. Das Blöde war nur, dass Ralf völlig durchgedreht war vor Schreck und Verlassenheit und eine ganze Weile weiterrannte, bis er es endlich zuließ, dass Bumbum ihn einholte. Und dann fand Bumbum den Weg nicht mehr zurück.
    Die beiden liefen bis zum Abend durch die Stadt und versuchten, die Einstiege zu den Abwasserkanälen zu öffnen, aber sie schafften es nicht, die Deckel sind einfach zu schwer. Es half ihnen auch niemand. Die meisten Erwachsenen drohten bloß mit dem Finger und sagten, dass man an diesen Löchern nicht herumspielen dürfe, aber viele waren auch nett, schenkten ihnen Süßigkeiten. Als es zu regnen begann, leerten sich die Straßen, und Bumbum und Ralf irrten alleine weiter, immer von Luke zu Luke. Ralf konnte sie riechen, aber er konnte sie nicht öffnen. Manchmal machten die beiden eine Pause in einem Hauseingang und bei einer dieser Pausen schlief Bumbum ein. Er erwachte, weil Ralf in Panik quiekte. Die Soldaten waren ganz in der Nähe. Sie rannten, so schnell sie konnten, in die nächste Gasse, wo Ralf eine Luke erschnüffelt hatte, und hofften, dass sie diese endlich aufbekämen. Und das klappte ja dann auch. Ach Bumbum«, rief Lulu, »du warst so tapfer! Wenn du wüsstest, was für Sorgen wir uns um dich gemacht haben!«
    »Und eigentlich ganz umsonst«, fiel Rafaela ein. »Wir sind fast gestorben vor Kummer und dieser kleine Strolch saß die ganze Zeit sicher und warm mit Damiano im Nest der Rattenkinder!«
    »Man könnte fast glauben, du bedauerst das«, brummte Damiano.
    »Quatsch!« Rafaela knuffte ihren Bruder in die Seite. »Das Einzige, was ich bedaure, ist, dass ich nicht mehr Vertrauen in Mamas Amulette hatte. Und dass Ralf uns nicht seine Geschichte erzählen kann. Wir werden nie erfahren, wie er da hineinpasst.«
    »Das wissen wir doch längst«, schnaubte Wanda. »Diese sogenannte Freundin von eurem Bruder, wie hieß sie noch gleich, diese Nanette, hat ihn davongejagt. Weil es ihr zu viel war, für ihn zu sorgen. Weil ihre vornehmen Kumpane keine vulgären Tiere mögen. Man kennt das ja.«
    »Nichts als Vermutungen«, widersprach Damiano heftig. »Es kann alles Mögliche passiert sein. Nanette war … ach, ich weiß auch nicht.« Er presste die Lippen zusammen und schwieg.
    »Gib mir deinen Fuß«, sagte Rafaela versöhnlich. »Ich kenne einen Spruch gegen verrenkte und verstauchte Glieder.«
    Damiano blies unwillig die Backen auf, legte ihr aber folgsam seinen Fuß auf den Schoß. Rafaela massierte sanft den geschwollenen Knöchel und sprach leise die Worte. Damiano entspannte sich. »Tut gut«, murmelte er.
    Lulu war sehr müde. Der angetrocknete Schlamm im Gesicht juckte fürchterlich. Bumbum zeigte ihr einen Bottich mit frischem Wasser. Etwas weiter, in einem toten Tunnel, gab es eine Latrine. Es stank übel dort, aber das machte Lulu mittlerweile gar nichts mehr. Sie erledigte, was sie zu erledigen hatte, und rollte sich mit Bumbum in einem Winkel zum Schlafen ein. Einer der Rattenjungen brachte eine Wolldecke und deckte sie zu.

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