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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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müssen, um die Gefangenen mit Haferschleim zu versorgen, aber es bestand wenig Hoffnung, dass Fusculus heute Abend noch eine richtige Mahlzeit bekam. Petros pummeliger Stellvertreter hatte bereits einen knurrenden Magen.
    »Ich verstehe, dass die Logistik nicht einfach ist«, meinte ich lächelnd. »Ich wette, Rubella hat einen dreigängigen Imbiss mit Rotwein zum Runterspülen in seinem Büro versteckt … Sind die Kilikier friedlich gekommen?«
    Petro lächelte schief zurück und nickte. »Sie sind heutzutage alle Bauern, Marcus, mein Junge. Bauern sind mustergültige Bürger. Du solltest das wissen. Du bist ja selbst ein halber Bauer.«
    »An mir ist nichts Merkwürdiges. Alle guten Römer haben ländliche Verwandte, einschließlich dir.«
    »Doch keiner kann es dir an merkwürdigen Verwandten gleichtun.«
    Petronius sah müde aus. Er hatte einen langen Tag hinter sich, der sehr früh begonnen hatte, als er zu den Salinen gerufen wurde. Seine Haut wirkte gespannt, sein Haar stand in unordentlichen Büscheln ab, seine Augen hatten einen abwesenden Blick. Das schien nicht der richtige Moment zu sein, ihm zu gestehen, dass ich seinen Vermieter verhöhnt hatte. Petro griff nach dem Wein und trank in großen Schlucken, um sich zu betäuben.
    »Wen habt ihr denn nun eingesperrt?«, fragte ich ihn. »Wer sticht von eurer kilikischen Überwachungsliste besonders hervor?«
    »Cratidas, Lygon, Damagoras …«
    »Ich dachte, der alte Bursche hätte keine Eintragung?«
    »Jetzt schon. Ich habe ihn auf die Liste gesetzt, nachdem du über ihn gesprochen hattest.«
    »Oh, es ist also meine Schuld! Was ist mit dem Vermittler, dem sogenannten Illyrier?«
    »Wir wissen immer noch nicht, wer er ist. Rubella muss einen Gefangenen überreden, es ihm zu verraten.«
    »Keine Chance. Das würde einem Geständnis gleichkommen.«
    »Genau.«
    Petronius war so erschöpft, dass er nur noch in die Gegend glotzte. Maia griff hinüber und nahm ihm sanft den Weinbecher ab, da sie wusste, dass Petro jeden Moment einnicken und den Becher fallen lassen würde. Er schlief schon fast, sonst hätte er sie davon abgehalten. Maia trank den Rest aus. Er schüttelte vage die Faust. Meine Schwester erwischte seine Hand und hielt sie fest. Das zärtliche Paar. Solange einer von ihnen zu erschöpft zum Streiten war, würden sie gemeinsam überleben.
    Ich blieb noch einen Moment sitzen und dachte über den Illyrier nach. Ich glaubte nicht an die Geschichte, die er den Entführungsopfern erzählte – dass er ein Außenseiter sei, ein neutraler Mittelsmann. Er übernahm immer das Lösegeld. Er musste durch eine Nabelschnur direkt mit den Entführern verbunden sein. Vielleicht war er der Anführer.
    Er würde inzwischen erfahren haben, dass alle anderen verhaftet worden waren. Ich überlegte, wie er wohl reagieren würde. Er konnte nichts tun, außer sich in seiner Höhle zu verstecken, wo immer die sein mochte. Aber er musste sich fragen, ob die Vigiles ernstzunehmende Beweise besaßen oder nur einen hoffnungsvollen Annäherungsversuch gemacht hatten. Er würde erkannt haben, dass er nie identifiziert worden war, denn sonst säße er jetzt auch in einer Zelle. In dieser Situation würden manche Verbrecher die Flucht ergreifen. Ich schätzte, der Illyrier würde die Nerven behalten.
    »Ich frage mich immer wieder, ob das ein Pseudonym für Florius ist«, sagte Petro plötzlich. Er war so wild darauf, diesen Gangster zu schnappen, dass er Florius überall sah.
    »Nein, ich schätze, es ist mein verloren geglaubter durchtriebener Bruder Festus, der von den Toten auferstanden ist.«
    »Festus!« Petro richtete sich in gespieltem Entsetzen auf. »Jetzt redest du wirklich totalen Scheiß!«
    Er sackte zurück, und wir ließen ihn wieder einnicken.

    Helena und ich machten uns leise davon. Helena, die Petronius gern hatte, beugte sich über ihn und küsste ihn auf die Wange. Schläfrig lächelnd gestand er, dass er schon zu weggetreten war, um sich zu bewegen.
    Im Flur wartete Maia mit einem Bündel. »Du hast das hier vergessen!«, warf sie mir vor und zog angewidert ihren purpurroten Rock weg. Diocles’ Gepäck. Ich hatte die schmutzige Wäsche vor Tagen hier liegenlassen, in der Hoffnung, dass ich sie nie mehr wiedersehen würde. Die Haussklaven hatten die Tuniken gereinigt, da sie annahmen, dass die Kleidungsstücke ihrem Herrn gehörten. Ich sah mir das Ergebnis an, aber da war nichts dabei, womit ich auf die Straße gehen würde. Die Sachen schauten aus

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