Das Geheimnis des Scriptors
wie die Klamotten, die Diocles getragen hatte, als er sich als eine Art Arbeiter ausgeben wollte. Sie hatten eine besonders widerliche Nacktschneckenfarbe. Ich forderte Maia auf, den ganzen Plunder den Sklaven zu geben.
Papa tauchte auf. Es sah ihm ähnlich, uns genau im falschen Moment am Gehen zu hindern. »Was hältst du von dem alten Fulvius?«, fragte er mich.
Ich gähnte rüde. »Ich dachte, das hatten wir schon.«
»Was macht er eigentlich in Ostia?«, fragte Helena Papa, als er ihr den Umhang hielt, während sie die schlafende Favonia auf den Arm nahm.
»Er ist nach Hause gekommen. Das ist erlaubt, selbst wenn man Fulvius ist.«
»Und stimmte die Geschichte, dass er nach Pessinus wollte, aber das falsche Schiff erwischt hat?«
»So wie er es jetzt erzählt, ist er unterwegs schiffbrüchig geworden.«
»Warum wollte er denn überhaupt nach Pessinus, Geminus? Ich habe nachgeschaut, es liegt mitten in Phrygien!«
»Attis-Syndrom«, erwiderte Papa in dem Versuch, sich mysteriös zu geben.
Helena blieb unbeeindruckt. »Du meinst, Fulvius war ein Anhänger des Kybele-Kults?«
»Na ja, Fulvius hatte so was wie eine durcheinandergeratene Persönlichkeit …« Vor Helena wurde mein Vater plötzlich seltsam verschämt. Sie funkelte ihn an, bis er ihr erzählte, was schon immer von meinem Onkel gemunkelt wurde. »Helena, das könnte dich schockieren – wir hatten uns daran gewöhnt –, aber eine Weile meinte der arme alte Fulvius, lieber eine Frau sein zu wollen.«
»Als einer meiner Onkel«, sagte ich sanft, »musste er natürlich die Verrücktheit bis zur Neige auskosten.«
Papa vervollständigte die Geschichte. »Er ging von zu Hause fort, um sich von den Experten im Schrein der Kybele über die Entfernung eines bestimmten Körperteils beraten zu lassen …«
»Kastration?«, wollte Helena klinisch wissen.
Papa blinzelte. »Ich glaube, er schloss sich stattdessen der Marine an.«
»Das ist kaum eine Lösung seines Problems.«
»Du kennst Matrosen nicht, Liebling.«
»Nein? Was ist mit der Legende passiert, dass Matrosen eine Frau in jedem Hafen haben?«
»Sie vermissen ihre Frauen, wenn sie auf See sind.«
Helena bedachte Papa mit einem tadelnden Kopfschütteln. »Also ist Fulvius jetzt glücklich?«
»Glücklich?« Papa und ich schauten uns an. »Fulvius wird nie glücklich sein«, teilte ich Helena mit. »Wenn er es nach Pessinus geschafft hätte und sein Geschlabsgebammel losgeworden wäre, hätte das für ihn nur ein weiteres Problem aufgeworfen.«
»Er hätte für den Rest seines Lebens bedauert, dass er sich den Schniepel abschnipseln ließ«, stimmte Papa mir zu.
Helena wickelte ruhig das Ende ihres Umhangs um das Kind in ihren Armen und ließ das Thema fallen.
Helena und ich machten uns auf den Weg zu unserer Wohnung. An der Außenwand von Privatus’ Haus lagen immer noch meine Seile und das Putzmaterial aus der Zeit, als ich hier Wache gehalten hatte. In Rom wäre das nie passiert. Ich nahm meinen Eimer wieder an mich.
Im Obergeschoss des alten Stadttors brannte kein Licht. Ich hatte vergessen, Petronius zu fragen, ob man Pullia, die Frau, die die Entführungsopfer bewachte, zusammen mit ihrem Liebhaber Lygon verhaftet hatte. Und wenn ja, was mit dem Siebenjährigen geschehen war, den wir damals kennengelernt hatten, dem Jungen Zeno.
Wir trafen im richtigen Moment ein, um das zu erfahren. Fusculus und zwei seiner Männer kamen auf die Straße hinaus. Sie hatten Pullia schon früher abgeholt und waren gerade damit fertig, das Torhaus zu durchsuchen.
»Wir haben einen Haufen Betäubungsmittel gefunden«, sagte Fusculus und deutete auf einen Korb voller Glasphiolen. »Schlafmohn, schätze ich.«
»Also können wir damit rechnen, morgen Vigiles durch die Straßen taumeln zu sehen, in seligem Komazustand?«
Fusculus grinste auf seine fröhliche Art. »Meldest du dich freiwillig, das Zeug zu probieren?«
»Nein, tut er nicht«, antwortete Helena an meiner Stelle. »Aber wenn keines der Entführungsopfer eine Aussage machen will, dann vergiss nicht, dass Marcus und Lucius Petronius einmal gesehen haben, wie Pullia völlig weggetreten war, als sie den Schlaftrunk an sich ausprobiert hat.«
»Sieht aus, als wäre die Frau die Einzige, der wir mit Beweisen eine Falle stellen können«, erzählte uns Fusculus. »Rubella glaubt, er wird die Männer entlassen müssen …«
Helena wurde wütend. »Eine ganze Bande von Männern terrorisiert Opfer, vergewaltigt junge Mädchen, erpresst
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