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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Papa anziehend machen. Jeder, der in fernen Provinzen Handel trieb, war für ihn ein möglicher Kontakt. Aber bevor ich fragen konnte, rückte mein Vater freiwillig damit heraus. »Er sorgte für den Nachschub der Ravenna-Flotte. Als Kommissionär.«
    »Kommissionär deckt eine ganze Reihe von Geschäftsunternehmungen ab, legitime oder andere.«
    »Du siehst aus, als würde dir wieder schlecht, Junge«, sagte Papa ernst.
    »Lenk nicht ab. Mir wird’s wieder gutgehen, sobald du mich an Land zurückgerudert hast. Ich bin durchnässt, und mir ist kalt, und ich hatte ein schlimmes Erlebnis. Wenn du nicht aufgetaucht wärst, dann wäre ich ertrunken. Ich bin dir dankbar, glaub mir, sehr dankbar, aber warum können wir nicht von hier verschwinden? Ich kauf dir den verdammten Fisch, um der Götter willen. Ich besorge dir einen ganzen dämlichen Schwertfisch und lass dich behaupten, du hättest ihn selbst geangelt, Papa …«
    Papa ließ mich toben. Als ich innehielt, sagte er nur friedfertig: »Wir können noch nicht weg.«
    Ich blickte zu Gornia. Der ausgemergelte Träger grinste bloß. Sowohl er als auch mein Vater schienen sich hier seltsam zu Hause zu fühlen.
    »Wem gehört dieses Boot?«, wollte ich misstrauisch wissen.
    »Mir«, sagte Papa. Das überraschte mich. Es war ein altes Boot. Wie lange hatte mein Vater schon ein Boot besessen?
    »Wo verwahrst du es, und wozu dient es?« Papa lächelte mich nur an. »Ruderst du oft so weit raus und sitzt einfach bloß pfeifend da?«
    »Sehr gut für die Gesundheit.«
    »Sehr dubios, Papa.« Gornia fand das so witzig, dass er gluckste. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Auch er schien ganz zufrieden damit, hier bis in alle Ewigkeit rumzulungern und nichts zu tun. Ich stand auf, schaffte es, nicht ohnmächtig zu werden, und griff nach einem langen Ruder. Theoretisch konnte ich mit kleinen Booten umgehen, wenn auch nicht so geschickt wie Petronius. »Wenn du mir nicht sagst, worauf wir warten, dann skulle ich uns selbst an Land, Papa.«
    Mein Vater machte sich gar nicht erst die Mühe, mir das Ruder abzunehmen. Er wusste, dass mich drei Ruderschläge erledigen würden. »Wir warten auf einen Fang, Marcus. Bisher hat nichts angebissen außer dir – eine erfreuliche Überraschung, versteh mich nicht falsch –, aber Helena würde mir nicht danken, wenn ich dich zum Abendessen röste … Setz dich und hör auf mit dem Theater. Wenn du hungrig bist, kannst du mein Mittagessen haben.«
    »Er sieht aus, als würde er gleich wieder kotzen.« Diesmal fühlte sich sogar Gornia zu einer Bemerkung veranlasst. Er hatte Angst, dass ich auch seinen Anteil verputzen würde, wenn ich Papas Angebot annahm. Dabei sah der Picknickkorb ziemlich groß aus.
    Ich reimte mir die Sache zusammen. Sie hatten das schon vorher getan. Viel öfter, als ich mir vorstellen mochte. Natürlich angelten sie nicht, sondern hatten eine Verabredung. Worum es da ging, konnte ich mir denken. Papa erwartete, dass ein internationales Handelsschiff Waren für ihn über Bord warf. Er würde die Beute heimlich an Land schaffen, ohne Einfuhrzoll zu zahlen. Ich konnte mich kaum beschweren, da er mich gerettet hatte, aber ich begriff jetzt, warum er bereit war, jeden zu vermöbeln, der an Bord zu klettern versuchte.
    Ich war wütend. Mein Vater schmuggelte Kunstwerke, und wenn die Vigiles oder der Zoll ihn heute aufgriffen, würde ich ebenfalls verhaftet werden. Ich erklärte ihm, wie unangenehm das für einen Mann von meinem überlegenen Ritterstatus wäre, und Papa teilte mir mit, wohin ich mir meinen Goldring stecken könnte. »Sie werden dich schnappen, Papa.«
    »Kann ich mir nicht vorstellen«, entgegnete mein Vater in verbindlichem Ton. »Das haben sie noch nie.«
    »Wie lange machst du das schon?«
    »An die dreißig Jahre.«
    »Das kann es doch nicht wert sein …«
    »Ist es aber, verdammt!«
    »Wie hoch ist der Einfuhrzoll – zwei, zweieinhalb Prozent? Na gut, dann musst du halt ein Prozent Auktionssteuer hinzurechnen, aber die lässt du dir von deinen Kunden bezahlen.«
    »Der Zoll auf einige Luxusgüter beträgt fünfundzwanzig Prozent«, verkündete mein Vater und überließ es mir, darüber zu sinnieren, warum solche gewaltigen Abgaben es lohnend machten, in diesem Kutter zu sitzen. »Es gibt mir jedes Mal ein gutes Gefühl«, gluckste mein Vater schließlich, »wenn deine Schwester Junia mir ihren Pupser von einem Ehemann aufdrängt.«
    »Oh, wenn wir Gaius Baebius bescheißen, ist das eine gute

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