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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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rasch nach Hause, nur um eine Nachricht vorzufinden, auf die Rückseite der Tafel geschrieben, die Papa gestern Helena geschickt hatte. »Lieber Drückeberger, falls du auftauchst, bin zur Bestattung gegangen. Nekropole an der Porta Romana. Bestimmt hast du einen Dicken geangelt. HJ«
    Ich wusch mich mit kaltem Wasser, zog mich um, schlüpfte in meine zweitbesten Stiefel, versuchte vergeblich mit einem Kamm durch meine salzverkrusteten Haare zu kommen und blieb dann für einen Augenblick neben Favonias Wiege stehen. Meine Familie war abwesend, aber es half mir, mich wieder mit ihr zu vereinen.
    Ich machte einen Umweg zu Privatus’ Haus. Meine Kinder waren dort und wurden beaufsichtigt. Ich störte sie nicht. Der junge Marius und Cloelia waren im Peristylgarten. Sie hatten entdeckt, wie man die Wasserzufuhr der Dionysos-Statue in Gang setzte. Der Weingott pisste jetzt einen großen gebogenen Strahl, der die beiden zum Kichern brachte. Dann blickten sie auf, sahen mich und warfen sich mit Begeisterung auf mich. Nux und Marius’ junger Hund Argos, die in einem Schattenfleck dösten, wedelten träge und schliefen wieder ein.
    »Onkel Marcus! Alle haben nach dir gesucht.«
    »Dann steht mir ja Ärger bevor.«
    »Na ja, wenn sie dich gleich bei der Bestattung töten«, tröstete mich Cloelia, »wär das sehr praktisch. Hättest du lieber rote oder weiße Rosen auf deiner Bahre?«
    »Such du für mich aus.«
    »Die gefüllten mag ich am liebsten.«
    »Ich habe mein Schwert verloren«, erzählte ich Marius. »Hat Petronius ein zusätzliches hier?« Mein Neffe durfte das eigentlich nicht wissen, aber er wusste es und holte es mir sofort. Es war eine einfache Waffe in einer schlichten Scheide, lag jedoch gut in der Hand und war bestens geschärft. Ich schnallte es um, hoch oben unter der rechten Achsel, wie es beim Militär üblich war, und fühlte mich gleich besser. »Danke, Marius. Gib den Mädchen einen Kuss von mir.«
    »Wir werden ihr Vormund sein«, versicherte mir Cloelia in ihrer ernsten Art, »falls Mutter und Tante Helena dich zwingen, in dein Schwert zu fallen.« Während Marius das Schwert holte, war auch sie losgelaufen und mit Petros zweitbester Toga zurückgekommen, damit ich bei der Bestattung ordentlich gekleidet war, den Kopf mit dem üppigen Faltenwurf bedeckt.
    Nette Kinder. Ich beschloss, nicht zu erwähnen, dass ihr Großonkel mit Piraten verbündet war und ihr Großvater Kunst schmuggelte.

LIV
    M arcus Rubella hatte zwar verhindern wollen, dass die Bestattung von Theopompus zu einem wilden Fest am Strand ausartete, damit jedoch nur erreicht, dass es ein wildes Fest in einer Nekropole wurde. Da Rhodope sich entschlossen hatte, die Abschiedsfeier für ihren Geliebten nahe der Porta Romana durchzuführen, war sie so öffentlich, wie sie nur sein konnte. Als ich eintraf, war das Ereignis bereits seit Sonnenaufgang in vollem Gange, und die Inbrunst zeigte keine Anzeichen, abzuklingen. Keinem, der auf der Hauptstraße nach und von Ostia vorbeikam, blieb es verborgen. Rubella blickte missmutig, während er die Gruppe der Vigiles beaufsichtigte, die versuchte die Menge zu zerstreuen.
    »Kein Einlass!«
    »Was du nicht sagst, Junge.«
    Mit einem fröhlichen Winken zum Tribun schob ich mich an seiner Verkehrskontrolle vorbei. Zwischen den Reihen der Kolumbarien hindurch bahnte ich mir den Weg in Richtung des Lärms. Die Nekropole ähnelte einer kleinen Stadt mit Miniaturhäusern. Sie waren aus soliden Ziegeln gebaut, viele mit Steildächern. Bei manchen standen die Türen offen. Die meisten hatten einen Hauptraum mit Nischen entlang der Wände auf zwei Ebenen für die Aufnahme der Urnen. Ein breiter, mit Travertin gepflasterter Weg führte parallel zur Hauptstraße aus Rom entlang. Er war voller Menschen, die alle zu Theopompus’ Abschiedsfeier wollten.
    »Bleib sofort stehen!« Eine Faust krachte auf meine Brust. »Ist das meine Toga?«
    »O verdammt, ich dachte, ich hätte den Soßenfleck verdeckt, den du draufgekleckert hast, als du sie zum letzten Mal trugst.«
    Petronius Longus hatte scharfe Augen, der Drecksack – und er knurrte. »Die Toga war sauber, als du sie geklaut hast, Falco. Ich kann sehen, dass es meine ist, nicht das haarige Ding, über das du normalerweise stolperst.« Meine eigene Toga, die ich in Rom gelassen hatte, war ein Erbstück von meinem Bruder Festus, der einen luxuriösen Flor und einen außerordentlich langen Saum bevorzugt hatte. Ich hatte sie immer noch nicht ändern lassen,

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