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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Sache!« Ich ließ mich zurücksinken und machte mich auf weitere Bestrafungen gefasst.
    Die nächsten Stunden verbrachte ich damit zu zittern, seekrank zu sein und einen scheußlichen Sonnenbrand zu bekommen, bis ich wünschte, ich hätte sehr viel geduldiger auf die Chance gewartet, von einem Delphin an Land gebracht zu werden.
    Schließlich tauchte das erwartete Schiff auf, eine Flagge wurde gesenkt, Papa und Gornia sprangen auf, winkten fröhlich, und als das Schiff beidrehte, wurden sie geschäftig, während diverse seltsam geformte schwere Pakete in Seilschlingen hinabgesenkt wurden. Ich blieb, wo ich war, und stellte mich tot. Meine beiden Kumpane fingen die Bündel geschickt auf und verstauten sie. Sie arbeiteten schnell, füllten diesen Fischkutter und das kleine Beiboot, das er hinter sich herzog. Gornia, der mir immer wie ein vollkommener Stadtmensch vorgekommen war, kletterte mit unerwarteter Behendigkeit zwischen den Booten hin und her. Selbst Papa sah, als er das Segel hisste, wie ein alter Seebär aus, der sein ganzes Leben in einem Fischerdorf verbracht hatte. Gornia übernahm das Ruder mit der Tüchtigkeit eines Fährmannes.
    Das Handelsschiff hatte wieder Fahrt aufgenommen, und endlich bewegten wir uns auf die Küste zu. Ich zog mir meine vom Salz ganz steif gewordene Tunika über den Kopf.
    »Wo werden wir landen, Papa? Eine lange Fahrt nach Ostia halte ich nicht mehr durch.«
    »Brauchst du auch nicht, mein Sohn. Bald wird alles vorbei sein, du wirst in einem weichen Bett liegen, mit einem Becher heißem Würzwein als Schlaftrunk … Wir kümmern uns um dich.« Ich blickte ihn argwöhnisch an. Ein weiteres Geheimnis würde mir enthüllt werden. Irgendein abscheuliches, das ich um jeden Preis vor meiner Mutter würde geheim halten müssen. »Ich habe meine eigene Villa«, teilte mir Papa kleinlaut mit.
    Natürlich hatte er die. Vollgestopft mit Galerien griechischer Statuen. Bezahlt mit Schmuggelwaren. »Du solltest dir von ihm seine Sammlung zeigen lassen, Marcus«, bestätigte Gornia begeistert. Papa schaute unstet.
    Mir kam ein Gedanke, während ich ihn anfunkelte. »Fulvius besorgt Sachen für dich. Macht er das schon lange?«
    »Erzähl’s nicht deiner Mutter.« Mama würde Fulvius erwürgen.
    »Wie gerissen! Ihr beide steht seit Jahren in Kontakt?«
    Papa nickte. Was bedeutete, wenn Onkel Fulvius gemeinsame Sache mit modernen Piraten machte, dann Papa auch. Verzweifelt schloss ich die Augen.
    »Wir sind fast da«, besänftigte mich mein Vater. »Das war für mich ein Hochgenuss. Meer und Sonne. Ein schöner Tag auf dem Fischerboot, zusammen mit meinem Jungen …«

    Es dämmerte bereits, als wir die Villa erreichten, die so luxuriös war, wie ich erwartet hatte. Ich bemühte mich, nicht hinzuschauen.
    An Sklaven herrschte kein Mangel. Ein Bote wurde zu Helena geschickt.
    »Du hättest das mit mir absprechen können. Was hast du ihr geschrieben, Papa?«
    »›Mach dir keine Sorgen, Liebling, bin mit Geminus angeln gegangen.‹« Na toll.
    Ich versuchte an andere Dinge zu denken. »Ist die Villa von Damagoras nicht ganz in der Nähe?«
    »Nur ein Stück die Küste hinauf. Stimmt es, dass sie ihn eingebuchtet haben?«, säuselte Papa.
    »Sitzt in einer Vigiles-Zelle.«
    »Ist das eine nette Art, einen alten Mann zu behandeln?«
    »Nein, aber die Vigiles sind herzlos. Also nimm dich in Acht! Was weißt du über Damagoras?«
    »Wir haben keinen Umgang miteinander«, brabbelte Papa. »Ich halte meine Abendgesellschaften in Rom ab. Hier bleibe ich für mich. Eine Menge Ausländer – man weiß nie, mit Leuten aus welcher Schicht man es zu tun hat.«
    Ich sagte, ich könne mir gut vorstellen, dass ein Schmuggler nichts mit einem Piratenanführer zu tun haben wolle – und damit ging ich ins Bett.
    Das Bett war so bequem wie versprochen, und ich schlief tief und fest wie jeder Mann, der gequält und zum Ertrinken ins Meer geworfen wurde, bevor er grausige Familienenthüllungen erdulden musste und eine Menge Wein trank, um einen schauderhaften Tag auszublenden.

    Die Erholung einer Nacht war alles, was ich brauchte. Ich war begierig, von hier fortzukommen. Ich hatte länger geschlafen, als ich eigentlich wollte, fand aber trotzdem das Frühstücksbüfett (serviert von weiteren Sklaven), noch bevor Papa auftauchte. Gornia, ein ängstlicher Typ, packte bereits einen diskret verdeckten Wagen. Er nahm mich nach Ostia mit, setzte mich in der Nähe meiner Wohnung ab und fuhr weiter nach Rom. Ich ging

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