Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
gehüllt, sagte nichts. Albia sah zu Tode erschrocken aus.
    »Ich konnte nichts dafür.«
    »Das kannst du doch nie, Bruder.«
    Ich schob mich an meiner Schwester vorbei und schloss Helena in die Arme. Sie konnte mein verstrubbeltes Haar unter der formellen Verhüllung sehen und schreckte zurück, als sie meinen schmerzenden Sonnenbrand bemerkte. Sie wusste, dass etwas Schlimmes passiert war. Ich hielt sie nur fest. Zitternd verbarg sie ihr Gesicht in den Schulterfalten von Petros Toga. Ich hätte zusammensacken und ebenfalls weinen mögen, aber dann hätten die Leute vielleicht gedacht, dass ich wegen Theopompus trauerte.
    Maia hatte uns beobachtet, den Kopf zur Seite geneigt. Sie legte kurz ihre Arme um uns beide, zog meine Verschleierung zurück und küsste mich auf die Wange. Sie hatte selber schwere Zeiten hinter sich. Andere Leute mit angespannten Gefühlen zu sehen machte sie ruppig. Sie nahm Albia mit, um beim Anzünden der Fackeln zum Verbrennen der Bahre zuzuschauen.
    Petronius blieb bei uns und ließ seine Blicke auf der Suche nach bekannten Gesichtern über die Trauergäste schweifen. Um die Fassung wiederzufinden, erzählte ich ihm rasch, was gestern passiert war, nachdem er Portus verlassen hatte. Mit ihrem Kopf auf meiner Schulter hörte Helena zu. Ich kam bis zur Entführung auf dem Schiff, immer bemüht, die Geschichte mit dem Ertrinken herunterzuspielen. »Dann stellte sich heraus, dass Cotys die Kiste mit dem Lösegeld der Scriptoren hatte. Es müssen die Illyrier gewesen sein, die den Überfall auf die Fähre durchführten.«
    »Diesen Cotys würde ich gern verhaften, wenn er auftaucht«, knurrte Petro. »Der dämliche Rubella hat befohlen, dass wir Auseinandersetzungen vermeiden sollen, außer sie sind unvermeidlich.«
    »Können wir sie nicht unvermeidlich machen? Hat Rubella religiöse Bedenken, oder gehorcht er politischer Diplomatie?«
    »Es sind einfach zu viele, Falco. Wir haben Illyrier hier und dazu auch noch die Kilikier.« Ich hob eine Augenbraue. Kurz angebunden, erklärte er: »Wir nehmen an, dass sie bei den Entführungen zusammengearbeitet haben – als Verbündete.«
    »Blutsbrüder? Und wer«, fragte ich mit leicht gesenkter Stimme, »ist der momentane Favorit für die Ermordung von Theopompus?«
    »Die Wetten stehen fünfzig zu fünfzig.«
    »Und was ist mit dem Lösegelddiebstahl? Es muss doch jede Menge Zeugen gegeben haben, als die Fähre überfallen wurde.«
    Petronius machte ein finsteres Gesicht. »Ja, und die sagen alle bloß, dass die Plünderer exotisch gekleidet waren.«
    »Cotys und die Illyrier.«
    »Ja, aber haben sie die Lösegeldforderung geschickt? Oder«, sagte Petro, »wissen sie einfach nur, wer die echten Entführer sind?«
    »Vorausgesetzt, Diocles wurde tatsächlich entführt.«

    Ich wischte Helenas feuchtes Gesicht mit einem Zipfel meiner Toga ab. Mit Petros strengem Blick auf mir, überprüfte ich nervös, ob Farbe auf sein kostbares Kleidungsstück geraten war, aber Helena war ungeschminkt. Als die Stola zurückfiel, sah ich, dass ihr Haar ebenfalls locker herabhing, und sie hatte auch keine Ohrringe oder Halsketten angelegt. Es gehörte sich, bei einer Bestattung sein Äußeres zu vernachlässigen. Trotzdem hatte ich wieder einen Klumpen im Hals.
    »Ich gestehe es besser gleich, Liebste – ich war im Meer.«
    »Marcus, ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht ins Wasser fallen.«
    »Ich bin nicht gefallen, ich wurde vom Schiff der Illyrier geworfen. Aber ich bin deinen Anweisungen gefolgt, mich mit den Zehen nach oben hinzulegen und in den Himmel zu schauen.« Ich drückte sie fester an mich. »Ich danke dir, Liebste.«
    »Du musst ein besserer Schüler sein, als ich gedacht hätte.« Ich war ein besserer Schüler, als ich gedacht hätte. »Wie«, fragte Helena spitz, »ist dein Vater in die Sache hineingeraten?«
    Petronius sah mich ebenfalls skeptisch an. Alles, was mit Geminus zu tun hatte, musste mit Gaunerei zu tun haben. Trotzdem, Ermittlungen über meinen lieben Vater anzustellen bedeutete mehr Ärger, als es wert war.
    »Papa war angeln.«
    »Hat er was gefangen?«, fragte Petro in verdrießlichem Ton.
    »Nur mich.«
    »Erstaunlich, dass der alte Gauner dich nicht wieder hineingeworfen hat.«
    Ich unterdrückte eine plötzliche Vision von Geminus mit dem erhobenen Ruder, kurz davor, es mir auf den Kopf zu knallen.
    Maia kam mit Albia zurück. Meine Schwester sagte, sie habe genug und gehe nach Hause. Sie hasste Bestattungen. Das mochte etwas

Weitere Kostenlose Bücher