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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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dass die Kilikier in einer Weise vorgehen, die seine Freunde für gefährlich halten. Sie haben eine Frau namens Pullia, die sich mit Kräutern auskennt.«
    »Ja, Pullia. Sie probiert die Kräuter an sich selber aus … Das heißt also, dass sowohl die Kilikier als auch die Illyrier in diese Entführungen verwickelt sind.«
    »Ja«, bestätigte Rhodope mit kleiner Stimme.
    »Sie haben dabei zusammengearbeitet?«
    »Ja.«
    »Tauschen sie – oder tauschten sie – Informationen aus und teilen sich den Gewinn?«
    »Ich glaube.«
    Helena formulierte die Frage vorsichtig: »Also … wenn sie keine Betäubungsmittel verwenden, dann sag mir, Schätzchen, wie halten die Illyrier ihre Opfer ruhig? Was ist mit dir passiert, Rhodope?«
    Jetzt konnten wir echte Panik in Rhodopes Stimme hören. »Ich … ich will mich nicht daran erinnern.«
    »Ist etwas wirklich Schlimmes passiert?«
    »Nein!« Das kam sehr bestimmt heraus. Helena wartete. »Nein«, wiederholte Rhodope. Dann seufzte sie leise. »Darum ging es ja. Ich war zu verängstigt, um es zu tun. Theopompus hat sich eingemischt und gesagt, ich müsste nicht da hin.«
    »Wohin, Rhodope?«
    »In die Grube.«
    »Was für eine Grube?«, wollte Petronius schockiert wissen. Wie ich hatte er erwartet, sie würde etwas von körperlicher Gewalt berichten, die man ihr angetan hatte. Unerfreulich, aber auf ihre Weise geradlinig.
    »Ich weiß es nicht. Es war irgendwo … ich konnte Weihrauch riechen. Das fiel mir erst heute ein, bei der Bestattung …« Wir hörten, wie ihre Stimme ins Stocken geriet. Ihre Konzentration verschob sich. »Was passiert mit meinem Theopompus?«
    »Der Priester wird alles wieder herrichten«, versicherte ich ihr rasch. »Theopompus wird zu den Göttern eingehen, wie es sich gehört. Der Leichenbestatter wird dir später die Asche bringen.« Ich nahm mir vor, dafür zu sorgen, dass man ihr irgendwelche Asche brachte. Vorzugsweise in der Urne, die sie selber ausgesucht hatte.
    Posidonius hatte ein erstklassiges Bestattungsunternehmen bezahlt. Sobald sich die Leichenbestatter nicht mehr vor Furcht verkrochen, hoffte ich, dass sie mit der Einäscherung fortfahren würden. Ich konnte das Mädchen doch nicht anblaffen: Um Himmels willen, er war nur ein lüsterner, dämlicher Pirat! Sie konnte uns immer noch Informationen liefern. Und sie hatte auch noch ihr restliches Leben vor sich. Die Pflicht schrieb uns vor, sie sanft in die Zukunft zu geleiten.
    »Erzähl uns von der Grube«, erinnerte Petronius Longus sie.
    »Sie war unterirdisch. Ich hatte schreckliche Angst davor – und da wurde Theopompus mein Freund. Er war so wunderbar …« Wir konnten Rhodope beinahe nachdenken hören. »Es war ein religiöser Ort. Ich weiß nicht mehr, wie wir dort hingekommen sind, ich kann mich an überhaupt nichts davon erinnern. Ich hatte viel zu viel Angst.«
    »Erzähl uns, was du kannst«, redete ihr Helena gut zu.
    »Ein schmaler Raum … Lampen … Da war ein bogenförmiger Eingang und Stufen, die nach unten führten. Menschen gehen da runter, um ihre Hingabe zu erproben. Die anderen Männer wollten mich da runterschubsen, um mich versteckt zu halten. Ich begann zu schreien. Ich hatte an dem Tag so viel Angst, ich begriff nicht, warum sie mich gefangen genommen hatten. Ich dachte, ich würde da unten sterben. Sie drängten mich, sie stießen mich, sie wollten mich zwingen, da runter in die Dunkelheit zu gehen …«
    Entsetzen überwältigte sie erneut. Dieses pechschwarze Grab war der falsche Platz, Rhodope an jene Qual zu erinnern. Sie brach zusammen. Helena besänftigte und tröstete sie, während ich neben mir unsere eigene zähe Albia Verächtliches zischeln hörte.
    »Aber Theopompus war lieb zu dir«, murmelte Helena. Rhodope stimmte zu und gab sich dann der Trauer um ihn hin.

    Als sich das verstörte Mädchen endlich beruhigt hatte, versuchte es Helena von einer anderen Richtung. »Du musst uns helfen, damit niemand mehr dieses schreckliche Erlebnis durchmachen muss. Das ist wichtig, Rhodope. Bist du irgendwann dem Mann begegnet, der die Verhandlungen über das Lösegeld führte?«
    »Einmal.«
    »Wie ist das passiert?«
    »Er kam zu uns, als Theopompus mich aus Rom geholt hatte.«
    »War er verärgert?«
    »Er war wütend. Theopompus lachte später darüber, aber ich mochte den Mann nicht. Er hat mir schreckliche Angst eingejagt.«
    »Wie sah er aus?«
    »Alt.«
    »Was noch?« Rhodope zögerte. Helena sagte ruhig: »Wir haben gehört, dass er sich

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