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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Priesterinnen im Tempel der Jungfräulichen Diana wie Geckos unter die Röcke kriechen.«
    »Während zur Entlastung Infamia behaupten wird, dass das Gerücht, die Piraten würden vor der tyrrhenischen Küste wieder ihr Unwesen treiben, falsch sei.«
    Ich lachte.
    »Nein, wirklich«, sagte Helena. Dann lachte sie auch. Denn jedes Schulkind in Rom weiß, dass Pompejus Magnus das Meer vor hundert Jahren von allen Piraten gesäubert hat.
    Mein alter Lehrer Apollonius pflegte nachdenklich hinzuzufügen, nur wenige Menschen würden wissen, wie Pompejus’ eigener Sohn Sextus Pompejus, ein Anwärter auf den höchsten Sitz der Macht, einige derselben Piraten aus ihrem friedlichen Ruhestand lockte und während seiner Zwistigkeiten mit Augustus mit ihnen gemeinsam Aufruhr veranstaltete. Ein Ort, den der edle Sextus und seine bunt zusammengewürfelten Kumpane damals überfielen, war Ostia. Ihr Aufenthalt an Land, mit den erbarmungslosen Vergewaltigungen und den gut organisierten Plünderungen, hielt sich immer noch als schreckliche Erinnerung in den Köpfen der Menschen.
    »Lass uns die Ruhe bewahren, Liebste. Wenn Infamia doch sagt, die Gerüchte seien falsch.«
    »Na gut.« Helena knuffte mich neckend in die Rippen. »Aber es gibt alle möglichen Umschreibungen für Anspielungen in den Skandalberichten.«
    Jetzt waren wir wieder beim Flötespielen. Und das brachte mich auf Ideen.

X
    V on der Familie belagert, brauchte ich dringend einen Tapetenwechsel. Wir Privatschnüffler sind harte Burschen. Unsere Arbeit ist grimmig. Wenn wir nicht allein auf einsamen Pfaden unterwegs sind, umgeben wir uns gern mit anderen grimmigen, harten Burschen, die das Leben als dreckig empfinden, aber der Meinung sind, es gemeistert zu haben. Mir war nach der Gesellschaft von Profis, und so ging ich die Vigiles besuchen.
    Eine müde Gruppe wuchtete den Pumpenwagen nach einem Brand in der letzten Nacht zurück. Rußverschmiert und immer noch hustend vom Rauch, rollten sie ihn lustlos durch das hohe Tor der Kaserne. Zwei zogen angesengte Espartomatten hinter sich her. Das mag primitiv wirken, aber in großer Anzahl eingesetzt, vermögen diese Matten ein kleines Feuer zu ersticken, bevor Wasser geholt werden kann.
    Eine arme Seele mit zusammengewachsenen Augenbrauen, die zum Strafdienst eingeteilt sein musste, war mit den Äxten und Brechstangen aller beladen und mit sämtlichen Seilen in diagonalen Windungen behängt. Die anderen hänselten ihn, als er seine Ladung direkt hinter dem Tor fallen ließ und zusammenbrach. Sie knallten ihre leeren Löscheimer auf den Boden und stolperten davon, um sich zu waschen. Bis auf den letzten Mann ehemalige Sklaven, waren sie an Erschöpfung, Dreck und Gefahr gewöhnt. Jeder wusste, wenn er sechs Jahre lang überlebte, würde er die Bürgerschaftsurkunde bekommen. Eine ganze Menge überlebte nicht. Von denjenigen, die es schafften, blieben sogar ein paar Verrückte weiter dabei. Selbsterhaltung rangierte nach freier Verpflegung und Kameradschaft erst an dritter Stelle. Und vielleicht gefiel es ihnen, die Bevölkerung aufzumischen, wenn sie Jagd auf Verbrecher machten.
    Ich folgte ihnen hinein. Niemand verwehrte es mir. Irgendwo sollte ein Diensthabender sein, ein ehemaliger Legionär wie Petro, der eine sichere Stellung mit ein paar Aufregungen und viel zum Nörgeln haben wollte. Er war unsichtbar. Ich hörte, wie sich die Jungs drinnen Beleidigungen an den Kopf warfen, während sie sich wuschen, aber der Exerzierplatz lag verlassen da. Das trug weiter zu dem Eindruck bei, dass die Abkommandierung nach Ostia ein ruhiger Posten war.
    Ich ging durch die Kolonnaden im Schlagschatten, den die Kasernengebäude warfen. In einem der Räume wurde eine Handvoll Gefangener – Einbrecher, die während der letzten Nachtwache aufgegriffen worden waren – von einem schrumpeligen Verwaltungshengst einvernommen. Er hielt sie mit seiner kompetenten Persönlichkeit in Schach. Als ich hustete, blickte er von seinem Verhörprotokoll auf. Er kannte mich, und als ich nach Bewerbern fragte, meinte er, ich könnte Rusticus drei Zimmer weiter finden.
    »Wer ist das?«
    »Der Anwerber. Du hast Glück gehabt. Der kommt nur alle zwei Wochen her, Falco.« Ich hatte den Mann nicht an meinen Namen erinnert. »Rusticus wird sicher Zeit für dich haben. Er hat nie viel zu tun.«
    Rusticus hatte ein ungemütliches Büro übernommen, über das er eine Schieferplatte mit einem Strichmännchen und einem Pfeil gehängt hatte: Eintritt hier.

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